Was wir unseren Kindern in der Schule antun
zwischen effektiven, leistungsorientierten Arbeits- und entspannenden Erholungsphasen zu wechseln, die insgesamt wieder die Effektivität steigerten.
Ich führte die gemeinsamen Gespräche mit Kind, Eltern und mir als Lehrerin ein, die sich in vielen Fällen als sehr hilfreich erwiesen, gerade für die Familien, in denen Schule und die schlechten Leistungen schon zum Dauerstreitthema geworden waren. In der Regel waren die Eltern für wirkungsvolle Hinweise dankbar, wie sie ihre Kinder gut auf Prüfungen vorbereiten konnten. Wir fanden individuelle Lösungen, wenn ein Kind diese benötigte, und konnten klären, ob und wie genau das Elternhaus unterstützend tätig werden sollte.
Der Schwerpunkt meiner Arbeit lag immer darauf, dass die Kinder im Laufe der Zeit positive Ãberzeugungen über sich selbst gewannen, die ihnen viel Kraft und Motivation gaben. Ich bemühte mich, jedem Kind stets solche Fragen zu stellen, die es zwar forderten, aber von ihm richtig gelöst werden konnten, sodass alle Kinder Erfolgserlebnisse hatten. Es muss gelingen, dass sich Kinder als fähig erleben. Sie lieben es, wenn das Beste aus ihnen herausgeholt wird, und sind dann auch bereit, engagiert mitzumachen.
Hausaufgaben gab ich prinzipiell als Ãbungseinheiten, die problemlos von den Kindern allein angefertigt werden konnten, aber durch ihre Menge und den Inhalt Gelerntes vertieften und sicherten und eine gewissenhafte und zielorientierte Arbeitshaltung förderten.
Recht bald bemerkte ich eine Veränderung bei den Kindern, die fröhlich in die Schule kamen, sich auf den gemeinsamen Tag freuten und zunehmend selbst Themen und Inhalte beisteuerten. Auch Eltern bestätigten die Veränderungen. Eine Mutter erzählte, dass ihr Kind seit Wochen nicht mehr gesagt hatte, es sei dumm, eine andere teilte mir mit, ihr Kind würde sich jetzt bei den Mathematikhausaufgaben nicht mehr von vornherein verweigern, sondern sie so beginnen wie alle anderen Hausaufgaben auch. âMein Sohn wünscht sich zum Geburtstag einen Duden, was haben Sie nur mit ihm gemacht?â, âMeine Tochter macht die Hausaufgaben nun ohne Streit, anschlieÃend wiederholen wir noch gemeinsam â unser Familienleben ist viel friedlicher und harmonischer geworden.â, âMeine Tochter ist heute Morgen um halb sechs aufgestanden, weil sie noch in ihrem Heft arbeiten wollte. Das hat sie bislang noch nie getan.â, âMein Sohn will unbedingt einen Büchereiausweis, damit er für das Heimat- und Sachunterrichtsthema forschen kann, dabei hatte ich bislang gröÃte Schwierigkeiten, ihn zur täglichen halben Stunde Lesen zu motivieren.â Solche und ähnliche Rückmeldungen bekam ich von den Eltern.
Das Entscheidende für derartige Veränderungen ist einzig und allein die Freude. Sobald es gelingt, dass die Beschäftigung mit Dingen für Kinder leicht ist, und das heiÃt in erster Linie
stress- und angstfrei, taucht die Freude daran von ganz allein auf. Und diese Freude, gepaart mit erworbenen positiven Ãberzeugungen, ist der Motor für Anstrengungsbereitschaft, die Kinder dann auch dazu bringt, langfristig an einer Sache dranzubleiben, sich mit ihr auseinanderzusetzen und Misserfolge auszuhalten. Es herrschte eine angenehme, harmonische Atmosphäre, die Kinder schienen sich wohlzufühlen. Wir lernten und arbeiteten fleiÃig und hatten auch noch Zeit für Schönes.
Die Proben wurden in allen Parallelklassen gleich geschrieben und auch gleich gewertet. Im ersten Probenzyklus erreichten die Kinder dieser Klasse noch ähnliche Schnitte wie die Parallelklassen, die etwa im Bereich zwischen 2,4 und 3,4 lagen, wenngleich auch hier einige Kinder sich im Vergleich zum Vorjahr bereits verbessert hatten. Doch schon im Dezember erzielte die Klasse in einer Mathematikprobe einen Schnitt von 1,8. Dieser Erfolg motivierte die Kinder natürlich zusätzlich. Dieses Probenergebnis nahmen meine Vorgesetzten noch stillschweigend zur Kenntnis; als allerdings das Ergebnis der folgenden Probe ähnlich gut ausfiel, wurde mir in deutlichen Worten mitgeteilt: âFrau Czerny, auch in Ihrer Klasse muss es Vierer, Fünfer und Sechser geben!â GemutmaÃt wurde damals schon, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen könne.
Nach einem Notendurchschnitt von 1,6 bei den Ergebnissen einer Heimat- und Sachunterrichtsprobe kam es schlieÃlich zum Eklat: Der Umgang der
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