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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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seit 1971 wegen Suchtgefahr dem Betäubungsmittelgesetz, da sie amphetaminähnliche Substanzen enthalten. 48
    â€¢ Die amerikanische Rauschgiftbehörde DEA (Drug Enforcement Administration) hat Ritalin, ebenso wie Kokain, als Droge der Kategorie 2 einstuft und auch darauf verwiesen, dass die Einnahme von Methylphenidat
das Risiko birgt, von Drogen und Alkohol abhängig zu werden. 49
    â€¢ Die internationale Rauschgiftkontrollkommission der Vereinten Nationen INCB (International Narcotics Control Board) hat vor dem wachsenden weltweiten Missbrauch von Methylphenidat als „Freizeitdroge“ gewarnt. 50
    â€¢ Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat mit Wirkung zum 1. September 2009 die Zulassung von Arzneimitteln mit dem Wirkstoff Methylphenidat (zum Beispiel Ritalin) geändert. 51 Es schreibt nun unter anderem, neben einer strengeren Diagnosestellung, vor, dass Methylphenidat im Rahmen einer therapeutischen multimodalen Gesamtstrategie erst dann verschrieben werden darf, wenn sich andere therapeutische Maßnahmen allein als unzureichend erwiesen haben. Außerdem muss ein Spezialist für Verhaltensstörungen bei Kindern die Behandlung beaufsichtigen.
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    Was können Eltern tun?
    Eltern sind mitverantwortlich dafür, dass Kinder inzwischen so häufig Psychostimulantien bekommen. Aber die Lage der Eltern ist schwierig. Wenn sich ihr Kind zu Hause, in der Schule oder bei Freunden ständig auffällig benimmt und damit aneckt, steht der unausgesprochene Vorwurf im Raum, dass die Eltern entweder nicht fähig oder nicht gewillt sind, ihr Kind „ordentlich“ zu erziehen. Es kann für sie wie eine Erlösung wirken, wenn das Kind die Diagnose ADHS erhält, wenn sich durch die Medikamente das Verhalten des Kindes schlagartig bessert und der Friede in der Familie damit wenigstens oberflächlich wiederhergestellt wird. Natürlich ist dieser Weg für Eltern einfacher, als zusammen mit einem Therapeuten zu klären, welche Ursachen das Verhalten ihres Kindes hat und ob man diese ändern kann.
    Dass es jedoch gar nicht immer am Willen der Eltern und ihren Erziehungsmethoden liegt, ob Kinder Verhaltensstörungen zeigen, macht eine Studie aus Schweden deutlich, die erst in diesem Jahr veröffentlicht wurde. 52 Kinder von Alleinerziehenden bekamen zu 54 Prozent häufiger die Diagnose ADHS als Kinder, die mit beiden Elternteilen zusammenwohnen. Bezog die Familie Sozialhilfe, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit einer ADHS-Medikation um 135 Prozent. Diesen Familien beziehungsweise Alleinerziehenden fehlt es
vor allem an Geld, Zeit und sozialer Unterstützung. Familienkonflikte durch Trennung, Scheidung und Abwesenheit eines Elternteils sorgen für Stress, den das Kind nicht bewältigen kann.
    Eine ebenfalls neue Studie zeigt, dass die meisten Eltern Medikamente bevorzugen, wenn sie nach der Diagnose von ADHS für ihr Kind eine Wahl der Behandlung haben. Empfiehlt ein Arzt zunächst eine Verhaltenstherapie, dann suchen 95 Prozent der Eltern mit ihren Kindern einen entsprechenden Therapeuten auf. Wenn der Arzt ein Rezept für Medikamente ausstellt und gleichzeitig eine Verhaltenstherapie nahelegt, verzichten 75 Prozent der Eltern auf die Therapie für ihr Kind. 53 Da die Medikamente in den meisten Fällen das Verhalten des Kindes schnell spürbar verbessern, ist für die Eltern dann oft das Problem gelöst. Ebenso für den Arzt, der vor allem helfen will, die Symptome zu beseitigen. Die positiven Rückmeldungen der Eltern bestätigen seine Maßnahmen.
    Studien haben gezeigt, dass mehr als die Hälfte der mit Methylphenidat medikamentierten Kinder falsch diagnostiziert sind und deshalb gar kein Methylphenidat verschrieben bekommen dürften. 54 Selbst wenn die Diagnose korrekt nach den Richtlinien gestellt wurde, braucht nur jedes dritte Kind Medikamente. 55 Nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden wie Psychotherapie und psychoedukativ-systemische Maßnahmen weisen mittelfristig die gleichen Heilerfolge auf wie eine jahrelange Medikamentierung. 56
    Dabei klären Ärzte und Psychiater die Eltern oft nur ungenügend auf: Die Eltern erfahren beispielsweise nicht, worin die „Krankheit“ besteht, aufgrund welcher Voraussetzungen die Diagnose gestellt wird, wie subjektiv und damit unzuverlässig sie ist und welche Risiken mit der Einnahme von Psychostimulantien verbunden sind. Und die Kinder

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