Was wir unseren Kindern in der Schule antun
nicht dadurch nahezu alle Seiten gesperrt wären. Suchen die Kinder unter Bildern nach âSchmetterlingâ sind achtzehn von zwanzig Bildern für sie nicht abrufbar. Auf diese Art können die Kinder nicht wirklich frei arbeiten, zudem ist es für sie sehr frustrierend, kaum eine Seite aufrufen zu können, weil ständig das âGesperrtâ-Zeichen erscheint. Andererseits zeigt dieses Sicherheitsnetz dann wieder erschreckende Lücken und erweist sich als unzuverlässig: In einer vierten Klasse arbeiteten die Kinder am Projekt Deutschland und sollten sich über Bundesländer, Städte, Flüsse und dergleichen im Internet informieren. Zusätzlich durften sie sich notwendiges Wissen mithilfe von Lernspielen aneignen. Plötzlich ein Schrei. Zwei Jungen, ihre Hände abdeckend vor den Bildschirm haltend, hatten nur nach Karten und Spiel gesucht und es prangte eine nackte Frau auf dem Bildschirm. Im Gegensatz dazu ist uns jedoch der Zugriff auf zahlreiche völlig seriöse Seiten, die ich vorab extra daheim herausgesucht hatte, verweigert worden. Mit dieser vierten Klasse saà ich im Computerraum der Schule, von der GröÃe her etwa ein halbes Klassenzimmer, der achtzehn Computer beherbergte, von denen sieben defekt waren. Die Verbindung zum Drucker
funktionierte nur etwa bei der Hälfte der Computer. Wie alt all diese Geräte bereits waren, möchte ich gar nicht wissen.
Dringend notwendig, um wirklich gut selbstständig arbeiten zu können, wäre zudem eine gut sortierte Schulbücherei, doch gibt es die an den meisten Schulen nicht. Zur Gemeindebücherei auÃerhalb des Schulgeländes dürfen Kinder während der Schulzeit selbstverständlich allein nicht gehen, mit der Existenz derselben wird aber oft begründet, warum keine schulinterne Bücherei nötig ist. Die Möglichkeit, ständig in Büchern recherchieren zu können, ist aber eine Grundvoraussetzung für das freie Arbeiten. Viele Lehrer bauen sich daher mit der Zeit eine eigene Klassenbücherei auf â von ihrem eigenen privaten Geld.
Gerade beim freien Arbeiten, beim Entdecken und beim Forschen bräuchten die Kinder vielfältige Materialien, doch die gibt es an den Schulen oft einfach nicht. Für die Präsentation von Ergebnissen sollten wenigstens groÃes Tonpapier und Eddingstifte zur Verfügung stehen, doch auch darum muss sich meist der Lehrer selbst kümmern. Aber es fehlt ja sogar der Stauraum, um das bislang Erarbeitete gut aufzubewahren â auÃer es handelt sich ausschlieÃlich um Blätter im Din A4-Format, die in einer Mappe verwahrt werden können.
Der Widerspruch zwischen Theorie und Praxis
Manch eine gute Idee kommt von oben, scheitert jedoch an den Vorgaben oder an den realen Gegebenheiten. Die folgenden Beispiele mögen exemplarisch für zahlreiche andere stehen. So sollte im Rahmen der Aktion âSchulobstâ Kindern in der Pause Obst angeboten werden, um zu einer gesünderen Ernährung beizutragen. Jedes Kind sollte regelmäÃig hundert Gramm Obst erhalten, die Schule stand in der Pflicht, das nachzuweisen. Um eine genaue Abrechnung zu ermöglichen, hätten Listen geführt werden müssen, welche Kinder an welchem Tag krank waren, zudem war vorgesehen, dass Kinder vor und nach dem Obstimbiss einen Fragebogen ausfüllen. Der Lehrer sollte ein didaktisches Konzept zur Weiterarbeit im Unterricht erarbeiten und durchführen. Warum ist es nicht möglich, den Kindern einfach nur Obst anzubieten, ohne daraus gleich wieder
eine wissenschaftliche Abhandlung zu machen und unnötig Zeit zu binden?
Die Aktionen âVoll in Formâ oder âBewegte Grundschuleâ sind eine Reaktion auf die Tatsache, dass unsere Kinder sich zu wenig bewegen und zunehmend übergewichtig sind. Deshalb sollen an jedem Schultag, an dem keine Sportstunde stattfindet, zwanzig Minuten Sport im Klassenzimmer gemacht werden. Abgesehen davon, dass sich Sport im Klassenzimmer ungefähr darauf beschränkt, mit den Kindern Arme zu kreisen, die Hüften hin und her zu schwingen oder Therabänder mit Armen und Beinen zu dehnen, ist auch dafür in der Stundentafel keine einzige Minute vorgesehen!
Sportunterricht haben die Kinder in den unteren Jahrgangsstufen zweimal wöchentlich eine Stunde â an zwei verschiedenen Tagen, damit die Kinder öfter turnen. Dass man mit dem Umziehen der Kinder und den Wegen zur und
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