Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
uns vor einem drast i schen Verstoß gegen die Erwachsenenverschwörung gerettet hat?«
    Nun mußte sie es ihm sagen. »Das ist mein Talent. Die Decke war nicht echt. Es war eine Illusion. Ich…«
    »Du hast das Talent, Illusionsdecken herzustellen!« rief er. »Wie passend, bei dieser Gelegenheit!«
    »Äh, ja«, stimmte sie zu, immer noch ein wenig argwöhnisch. »Und was hast du für ein Talent?«
    »Andere von meiner Ehrlichkeit zu überzeugen«, erwiderte er.
    »Zu überzeugen?« fragte sie leicht beunruhigt. »Meinst du damit, daß ich das hier gar nicht wirklich tun will, sondern daß deine M a gie mich glauben läßt, ich wollte es?«
    Er lachte. »Überhaupt nicht! Ich wünschte, ich besäße ein so l ches Talent. Dann wäre ich sehr viel erfolgreicher, als ich es ta t sächlich bin. Nein, überzeugend wirke ich nur, was meine Erns t haftigkeit betrifft.«
    »Ist das nicht dasselbe?«
    »Nein, ist es nicht. Ich will es dir vorführen.« Er musterte sie eindringlich. »Wir können zehn Störche auf einmal rufen.«
    Iris lachte. »Das ist unmöglich!«
    »Das stimmt. Siehst du: Ich konnte dich nicht davon überzeugen, daß es möglich ist. Aber glaubst du mir, daß ich es ganz aufrichtig nur zu gern tun würde?«
    Sie überlegte. »Ja, ich glaube dir, daß du das nur zu gern tun würdest.«
    »Also glaubst du an meine Ernsthaftigkeit, nicht an das Unmö g liche. Und genau das ist der Unterschied.«
    Sie nickte. »Jetzt begreife ich. Du kannst mich zwar dazu bri n gen, an deine Gefühle zu glauben, nicht aber an die Gültigkeit de s sen, was du mir vorschlagen magst.«
    »Genau. Ich kann dich also dazu bringen zu glauben, daß ich ehrlich sehr gern den Storch mit dir rufen würde, aber nicht daran, daß du ihn ebenfalls mit mir gemeinsam rufen möchtest.«
    »Das beruhigt mich«, erwiderte sie. »Denn ich möchte tatsächlich ein bißchen die Störche mit dir rufen, und da fände ich es schlimm, wenn es kein echtes Verlangen wäre.« Sie schmiegte sich wieder an Arte und küßte ihn.
    »Ich glaube, nach einer Frau wie dir habe ich schon ganz Xanth abgesucht«, sagte er verträumt, »und nun tauchst du ganz unve r hofft bei mir zu Hause auf. Ich segne den Sturm, der dich dazu brachte, dich hierher zu verirren!« Seine kundige Hand fuhr ihren Rücken hinab, bis…
    Wieder krachte die Tür auf. Da stand Überraschung. »Ich bin fertig mit dem Frühstück«, verkündete sie, »und bin gleich zurüc k geflitzt, um zu sehen, was ihr hier macht!«
    Wieder fand Iris nur mit knapper Mühe die Zeit, die Illusionsd e cke entstehen zu lassen. »Wir machen gar nichts«, antwortete sie verärgert.
    »Aber wir würden gern«, fügte Arte hinzu.
    »Laßt mal sehen«, erwiderte Überraschung. Es war nicht zu ve r kennen, daß sie den vagen Verdacht hegte, daß es sich hier um eine Angelegenheit der Erwachsenenverschwörung handeln kön n te, und wie alle anderen Kinder auch war sie von einer schier une r sättlichen Neugier, was das betraf. Sie kam ins Zimmer und griff nach der Decke.
    »Ich würde es wirklich vorziehen, wenn du das nicht tun wü r dest«, warf Arte ein.
    Das Kind hielt inne. »Oh! Entschuldigung.«
    Iris erkannte, daß Überraschung nicht zwischen Ernsthaftigkeit und Möglichkeit unterschieden hatte. Sie hatte seinen Wunsch nicht von ihrem getrennt. Das war auch ein Glück; denn wenn sie nach der Decke greifen sollte, würde sie etwas ganz anderes in die Finger bekommen.
    Doch das Kind war noch nicht fertig damit, ungewollt Unheil zu stiften. »Was ist denn das?« fragte sie und steuerte auf Artes Kle i derbündel zu.
    »Faß das nicht an!« rief der Mann, ernsthaft beunruhigt. Doch es schien, als hätte er dabei versäumt, sein Talent zu gebrauchen, um Überraschung auch richtig davon zu überzeugen.
    »Was soll ich nicht anfassen?« wollte sie wissen. »Das hier?« Sie hob etwas auf, das wie ein winziges rundes Faß an einem Bindf a den aussah. Es mußte aus Artes Tasche gefallen sein, als er sich mit schmeichelhafter Hast entkleidet hatte.
    »Ja, das da!« rief Arte und griff danach.
    Das Kind wich gerade weit genug zurück, um außerhalb seiner Reichweite zu bleiben. Das war noch so ein natürliches Talent, über das sämtliche Kinder verfügten. Überraschung betrachtete das Schmuckstück. »Warum?«
    »Weil es mir gehört!« keuchte Arte. Er sprang so hastig aus dem Bett, daß Iris in aller Eile die Illusion eines um seine Körpermitte gewickelten Handtuchs bewirken mußte, damit es zu keinem

Weitere Kostenlose Bücher