Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
konnte. Tatsächlich erkannte er manchmal noch einiges mehr als nur ihren Schwanz, denn sie bog sich immer wieder zurück, um nach Gary zu sehen. Aber da er ja kein Mensch war, machten ihm diese Körperteile auch nicht weiter zu schaffen. Allerdings ging ihm durch den Kopf, daß diese Kreaturen offenbar äußerst begabt sein mußten, wenn es darum ging, ihre Säuglinge zu stillen.
    Naia führte Gary ans andere Ufer. Unter Wasser konnte er zwar nicht besonders gut springen, kam aber doch schnell genug voran, indem er statt dessen mit seinen Flügeln schlug. Dann kletterte er wieder ins Freie, schüttelte Körper und Flügel trocken und wollte sich nach Naia umsehen, um sich bei ihr zu bedanken. Doch sie war schon wieder verschwunden. Die Wasseroberfläche des Gr a bens war gekräuselt, während das Gewitter langsam verebbte; die Fische waren schon wieder mit ihrem Endspiel beschäftigt.
    Gary sprang zur Zugbrücke hinüber und von dort hinauf zum Schloßtor. Als er dort eintraf, öffnete es sich prompt vor ihm. Er erblickte eine junge Menschenfrau von ungefähr Zwanzig. »Hallo«, sagte sie und schaute dabei an ihm vorbei.
    »Hallo. Ich bin Gary Wasserspeier. Ich bin mir nicht sicher, ob…«
    »Ach, ja! Wir haben dich schon erwartet. Ich bin Wira, die Schwiegertochter des Guten Magiers. Komm rein.«
    »Na ja, ich bin noch ein bißchen feucht, wie du siehst, und…«
    »Ich kann zwar nicht sehen, aber ich weiß, wie Wasserspeier au s schauen. Und ich bin ganz sicher, daß ein paar Tröpfchen Wasser nichts schaden werden. Mutter Gorgone möchte mit dir reden.« Sie machte sich auf den Weg und führte Gary durch den Gang.
    Vorsichtig sprang er ihr nach. Sein Zustand der Verwunderung schien langsam chronisch zu werden. »Wer? Deine Mutter?« fragte er.
    »Die Mutter meines Mannes Hugo. Sie ist sehr nett, aber ihr Blick verwandelt Leute in Stein. Jedenfalls war das früher immer so, bevor Humfrey ihr Gesicht unsichtbar machte und mit der Illusion eines anderen Gesichts versah. Sie sagt, sie habe eine Vo r liebe für versteinerte Kreaturen. Deshalb ist sie eigens hergeko m men.«
    Die Sache mit dem unsichtbaren Illusionsgesicht war etwas z u viel für Gary; deshalb konzentrierte er sich lieber auf etwas Einf a cheres. »Ein Steinwesen bin ich wirklich, ja.«
    Sie gelangten in einen hübschen Innenraum mit Steinmauern und steinernem Mobiliar. Gary fand das Zimmer recht gemütlich. Dann trat eine Menschenfrau gehobenen Alters vor. »Freut mich, dich kennenzulernen, Gary Wasserspeier«, sagte sie. »Ich bin die Gorgone. Wir müssen uns unterhalten.«
    »Wie du möchtest«, willigte er ein. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt hier sein darf. Ich habe doch gar nicht…«
    »Du hast die drei Prüfungen auf deine eigene, mitfühlende Art und Weise gemeistert. Du bist eine gute Kreatur und hast die Antwort des Guten Magiers wahrhaft verdient. Aber weißt du denn auch, daß du dafür einen Dienst ableisten mußt?«
    »Das habe ich unterwegs erfahren«, gestand er wehmütig. »Ich glaube kaum, daß ich die Zeit dazu habe. Du mußt nämlich wissen, daß der Damm bald überschwappt, wenn es in Mundania regnet und der Schwanenkniefluß wieder zu strömen beginnt. Und dann muß ich dort sein, um meinem Geis zu dienen.«
    »Genau darüber wollte ich mit dir reden. In deinem Fall ist ein Jahresdienst völlig unmöglich, denn du mußt anderweitig deine Pflicht erfüllen. Statt dessen wird der Magier sich auf einen einz i gen Dienst von kürzerer Dauer beschränken, sofern es dir recht ist.«
    In Gary stieg die Ahnung auf, daß sein Vorhaben möglicherwe i se doch noch zu bewältigen war. »Wenn ich rechtzeitig zurückke h ren kann, ist das völlig in Ordnung.«
    »Aber es handelt sich um einen ungewöhnlichen Dienst, und es könnte sein, daß du ihn lieber doch nicht erbringen möchtest«, warf sie ein. »Deshalb möchte ich auch zuerst mit dir darüber sprechen. Die Antwort des Magiers ist zwar eine Sache, die Dienstbedingungen jedoch eine andere. Solltest du nicht dazu b e reit sein, hat es keinen Zweck, Humfrey überhaupt erst aufzus u chen.«
    »Ich bin dazu bereit, sofern es nicht allzu lange dauert. Worum geht es denn?«
    »Darum, ein verwöhntes Menschenkind zu unterweisen. Ein Mädchen.«
    »Aber ich verstehe doch überhaupt nichts von Menschen, und noch viel weniger von ihren Kindern!« protestierte er.
    »Das stimmt. Aber es handelt sich auch nicht um ein gewöhnl i ches Kind. Es wird außerordentlich schwierig

Weitere Kostenlose Bücher