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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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furchtbaren Verstoß gegen die Erwachsenenverschwörung kam. Arte grabschte nach dem Gegenstand.
    Überraschung wich noch einen Schritt zurück. »Sag schön ›bi t te‹«, sagte sie und imitierte dabei die abscheuliche Lektion, die die Erwachsenen im Zusammenhang mit guten Manieren stets zu wiederholen pflegten.
    »Du kleines &&&&!« rief Arte – ein ganz zweifelsfreier Verstoß gegen die Erwachsenenverschwörung. Die Luft begann völlig a n gewidert in einem sich ausdehnenden, schmutzigen Muster zu w a bern, und der Gestank von Bimsstein machte sich breit. »Gib das her!«
    Überraschung huschte flink beiseite, so daß er gegen die Wand torkelte; dann kam sie zu Iris herübergelaufen. »Macht es Spaß im Bett?« fragte sie unschuldig.
    »Wir… Es sollte gerade Spaß machen«, erwiderte Iris. »Bitte, geh jetzt in die Küche zurück, wir kommen gleich zu euch herunter.« Sie wagte es nicht, den Grund für ihren Wunsch nach Ungestör t heit zu nennen.
    Arte prallte von der Wand ab, orientierte sich aufs neue und stürzte wieder auf Überraschung zu. »Gib das her!« wiederholte er einfallslos.
    Das Kind duckte sich und sauste an ihm vorbei, die geschlossene Faust weit hochgereckt. Doch diesmal war Arte besser auf der Hut. Mit einer plötzlichen Drehbewegung zertrat er einen glückl o sen Zehnerkäfer, der gerade unter dem Bett hervorgekrochen war, und sprang dem Mädchen hinterher. Dann krachte es ganz laut, als irgend etwas vom Boden emporschnellte und auf dem Bett land e te. Doch Überraschung verschwand bereits durch die Tür. »Nichts da, nichts da«, sagte sie mit ausgesprochen schlechten Manieren und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
    Arte riß die Tür auf und stürmte ihr nach. Verwundert beobac h tete Iris, wie die beiden verschwanden. Diese Episode hatte ihr eine ganz andere Seite des sonst so gelassenen Arte offenbart, und damit meinte sie nicht etwa nur sein Hinterteil, das sie mit der Ill u sion zu verdecken vergessen hatte. So ein Illusionshandtuch brauchte schließlich nicht vollständig zu sein, um an Ort und Stelle zu haften. Die vordere Hälfte genügte vollauf. Aber weshalb machte der Mann sich nur soviel aus einem dummen, häßlichen kleinen Anhänger, daß er deswegen sogar ein streng verbotenes Wort benutzte und – nur in eine halbe Illusion gekleidet – hinter einem Kind her raste? Um Überraschung machte Iris sich nicht allzu viele Sorgen; denn die Kleine konnte sich ungewöhnlich au s weichend geben, wenn ihr danach war. Iris sorgte sich vielmehr um Arte, dessen Leib sie soeben zu umarmen im Begriff gewesen war. Was hätte für einen Mann betörender sein können, als den Storch zu rufen? Weshalb hatte er das Kind nicht einfach in einem anderen Zimmer damit spielen lassen, um es so lange abzulenken, wie sie brauchten, um ihr Geschäft mit dem Storch zu erledigen?
    Sie musterte das Ding, das da auf dem Bett gelandet war. Es war eine Socke. Als Arte Überraschung nachjagte, hatte er mit einem Tritt eine seiner Socken hochgeworfen. Iris nahm sie auf und band sie zerstreut zu einem Knoten. Doch weil sie stark roch, stopfte sie sie lieber unter das Kissen.
    Nun, es schien, als wäre ihr Verhältnis für den Augenblick wohl zum Scheitern verurteilt. Sie würde später deswegen noch ein ern s tes Wort mit Überraschung wechseln. Doch jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als aufzustehen und sich anzukleiden; denn selbst wenn Arte schon bald wieder zurückkehren sollte, war die Sti m mung doch eindeutig zum Teufel. Iris löste die Illusionsdecke auf – und gaffte: Denn darunter lag nichts anderes als der Anhänger!
    In wahrhaft furchtbarer Durchtriebenheit hatte Überraschung das Ding tatsächlich hier zurückgelassen, während sie Arte eine Verfolgungsjagd durch das ganze Schloß lieferte. Von ihr würde er den Gegenstand niemals wieder bekommen, weil sie ihn ja gar nicht mehr besaß. Und das alles hatte sie zu allem Überfluß auch noch in voller Absicht getan, sonst hätte sie die kleine Faust nicht so unübersehbar in die Höhe gereckt. Inzwischen war Iris aber selbst schon ziemlich neugierig geworden, was den Anhänger b e traf. Sie hob ihn auf. Er war nicht schwer. Es handelte sich dabei schlicht um das winzige Abbild eines Fasses, das mit irgendeinem geistigen Getränk hätte gefüllt sein können. Sie schüttelte es und lauschte, um festzustellen, ob es tatsächlich Flüssigkeit enthielt. Dann rieb sie mit dem Daumen daran, um zu überprüfen, ob es irgendeinen Verschluß gab, mit

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