Wasser-Speier
Drehbuch.«
»Wie ich schon sagte«, erklärte Iris, »ich werde dich dem König aushändigen, damit Gerechtigkeit walte. Deine nichtsnutzige Ka r riere als Sklavenhändler ist beendet.«
»Obwohl du gefesselt daliegst, bereit, grausam mißbraucht zu werden? Ich weiß zwar nicht, was mit dem Dämon los ist, aber du sollst mir noch für deine Arroganz büßen.« Er sprang auf sie zu.
Iris’ Fesseln verpufften zu Rauch, als sie behende beiseite sprang . Er stürzte kopfüber auf die Stelle, wo sie sich soeben befunden hatte. Sie dagegen landete auf dem Fußboden. »Hast du es immer noch nicht begriffen, Tölpel?« fragte der Dämon höhnisch. »Du bist in eine Illusionsfalle gestolpert!«
»Welche Illusion denn?« wollte Arte wissen und wälzte sich he r um. »Diese Hexe kann einem doch nur was vorgaukeln!«
» Ich bin eine Illusion, du Blödmann«, erwiderte der Dämon. »Und dieses Amulett dort ebenfalls.«
Arte blickte auf den Gegenstand in seiner Hand. Der verlor plötzlich seine Konturen und offenbarte sich schließlich als seine zerknüllte Socke. »Was?«
»Ich habe das Amulett«, erwiderte Iris. Sie faßte sich ans Haar und rieb es an der richtigen Stelle.
Da erschien ein zweiter Dämon. »Du hast mich gerufen, Gebi e terin?« Dann machte er vor Schreck einen Satz. »Wie kann es zwei von mir geben?«
»Dein Illusionsbild hat deinen ehemaligen Gebieter mit Schimpfwörtern überhäuft«, versetzte Iris.
»Das ist empörend!« rief Rum. »Ich verlange das Recht, ihn selbst damit zu überhäufen!«
»Tu das ruhig, während du ihn fesselst.« Iris machte sich daran, ihre Kleider anzuziehen.
Rum trat auf Arte zu. »Mir kannst du nichts anhaben!« rief der Mann und krabbelte aus dem Bett.
»Ach, wirklich nicht, du Stinkstiefel?« erkundigte sich der D ä mon, während er kräftige Taue herbeizauberte und sie um den Mann wand. »Gebieterin, darf ich ihn in die kochende Suppe tu n ken, bevor wir ihn zum König schleppen?«
Iris überlegte. »Lieber nicht. Das würde die Suppe verderben.«
»Nur zu wahr«, stimmte Rum ihr bedauernd zu. »Und was ist mit den kleineren Sklavenjägern?«
»Was möchtest du denn mit ihnen machen?« wollte Iris wissen.
»Ihnen ihren Herzenswunsch erfüllen, der meinem innersten Wesen entspricht.«
Das stieß Iris ab. Sie war nicht daran interessiert, die Sklavenj ä ger zu belohnen, sie wollte sie vielmehr bestraft wissen.
»Diese faulen Nichtsnutze?« fragte Arte. »Ohne meine harte Di s ziplin würden die sich doch nur um den Verstand saufen!«
Plötzlich begriff Iris. »Ja, gib ihnen von deiner Essenz, Dämon Rum«, sagte sie. »Und sag den Sklaven, sie sollen hierher ins Haus kommen, wo sie Wärme, Nahrung und die Freiheit erwartet.«
»Wird gemacht, Gebieterin«, verkündete Rum und verschwand.
Die Tür ging auf. Überraschung spähte ins Zimmer. »Oh, toll – du hast es gefunden!«
»Ja, danke, Liebes«, erwiderte Iris. »Woher hast du von dem A mulett gewußt?«
»Hier im Haus ging das Gerücht um. Es mußte ja auch so sein, sonst hätte der Kerl den Dämonenkoch nicht an sich binden kö n nen. Deshalb habe ich in seinen Kleidern nach dem Amulett g e sucht. Aber ich hatte nicht mehr genug Zeit, um das Rätsel selbst zu lösen. Deshalb habe ich es lieber bei dir zurückgelassen, als ich ihn ablenkte.«
Iris umarmte sie. »Du hast genau das Richtige getan, Überr a schung. Nicht nur, daß ich uns dadurch retten kann – gleichzeitig legen wir auch den Sklavenjägern das Handwerk.«
Schon bald erschienen die ersten Sklaven vor dem Haus. Rum versorgte sie mit warmen Kleidern und kräftigenden heißen Mah l zeiten. Zunächst reagierten sie furchtsam, dann erstaunt; die mei s ten von ihnen hatten sich schon längst in ihr Schicksal gefügt und nicht mehr mit einer solchen Rettung gerechnet. Iris versicherte ihnen, daß dies alles keine Einbildung sei und daß sie mit Unte r stützung des Dämons jederzeit nach Hause zurückkehren könnten.
Zusammen mit Überraschung machte sie draußen einen Spazie r gang. Der Sturm war abgeflaut, und es war halbwegs warm. Da lagen die Sklavenjäger, glückselig über die Landschaft verteilt; n e ben ihnen halbleere Rumfässer. Es war nicht damit zu rechnen, daß sie sich noch einmal erholen würden, bevor die Soldaten des Königs eintrafen.
»So hatte es ein Ende, und ich hatte mein. Abenteuer und zugleich meinen Auftrag erfüllt«, schloß Iris. »Der Sklavenmeister wurde dem Sturmkönig ausgeliefert, und man hat nie
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