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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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lich unbekümmert. »Vielleicht solltest du einen Zug nehmen.«
    »Ich habe bereits eine Gedankenbahn genommen«, erwiderte er. »So sind wir ja hierher gekommen.«
    »Stimmt. Aber diese Züge fahren auch an besondere Orte. Deine Freunde reisen gerade durch die Zukunft und die Vergangenheit, ohne irgendwohin zu kommen. Vielleicht findest du ja einen be s seren Weg.«
    Er wollte den Vorschlag schon verwerfen und sich vom Bahnhof abwenden. Doch dann kam ihm der Gedanke, daß sie es vielleicht ja gerade nur mit einer anderen List versuchte. Sie hatte ihn dazu überreden wollen, Scharnier zu verlassen, was nicht funktioniert hatte; danach hatte sie erneut versucht, ihn zu verführen, und zwar mit Worten. Vielleicht wollte sie ihn jetzt ja nur dazu bringen, sich ihr ein drittes Mal zu verweigern – um auf diese Weise tatsächlich sein derzeitiges Ziel zu verfehlen. Denn der Zug könnte ihn i m merhin zum Philter bringen. Also setzte Hiatus seinen Marsch in Richtung Bahnhof fort.
    »Oh, da fährt gerade ein Zug ein!« verkündete Desi mit scheinb a rer Begeisterung. Das war wirklich sehr verdächtig.
    Das Schild vorn am Zug trug die Aufschrift TRAUM. War das nun eine Ablenkung, oder könnte der Philter sich vielleicht ta t sächlich im Traumreich versteckt halten? Hiatus verfügte über eine gewisse, begrenzte Erfahrung mit großen Zombiekürbissen und wußte, wie merkwürdig es in deren Innern zuging. Die meisten Kürbisse ließen sich nur über ihre Gucklöcher betreten, wobei der Körper zurückblieb, während der Geist das Traumreich durc h streifte. Manchmal aber war es durchaus möglich auch körperlich einzutreten, wenngleich es sehr gefährlich war. Was für ein Zugang würde dies wohl sein, hier im Gebiet des Wahnsinns? Das Trau m reich war ohnehin schon so verwirrend, daß er sich kaum vorste l len konnte, wie eine Steigerung aussehen sollte. Davon abgesehen war der Wahnsinn selbst außerhalb dieser mehr oder weniger ko n trollierten Neuschöpfung der uralten Stadt Scharnier schon ve r rückt genug. Daher könnte es sein, daß dieser Zug ausgerechnet in das verworrenste, verrückteste, wahnsinnigste Reich von allen fuhr. Dieser Gedanke schüchterte ihn ein.
    Was andererseits vielleicht genau das war, wozu Desi ihn auch bringen wollte: von diesem furchtbaren Unterfangen abzulassen. Dann aber müßte er eigentlich um so eher weitermachen; denn möglicherweise würde er auf diese Weise den Philter finden. O h nehin schien es ihm recht naheliegend zu sein, daß der Philter sich dort versteckt hielt, wo die Leute am wenigsten geneigt waren, nach ihm zu suchen.
    Also nahm Hiatus seinen Mut zusammen und bestieg die Traumgedankenbahn. Er kletterte die Treppe hinauf, betrat den Wagen und nahm an einem Fenster Platz.
    Und Desi kam mit, setzte sich neben ihn. Bedeutete das vie l leicht, daß sie immer noch darauf hoffte, ihn ablenken zu können? Oder hatte sie es bereits erfolgreich getan und wollte sich nun ve r gewissern, daß er es sich nicht noch einmal anders überlegte? Hi a tus wußte es nicht. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, hatte er Mentias beruhigenden Händedruck schon eine ganze We i le nicht mehr gespürt. Vielleicht war sie also wirklich fortgehuscht, um nach den anderen Gruppen zu sehen. Das war natürlich schon in Ordnung, nur daß er jetzt mit Desi allein zurückgeblieben war, was ihn wirklich beunruhigte.
    »Ja, sie ist für eine Weile fort«, verkündete Desi. »Soll ich dich erst küssen, oder möchtest du vorher lieber meine Höschen s e hen?«
    »Weder noch, du gräßliche Illusion!« sagte er.
    »Beides dürfte dir gefallen«, meinte sie, immer noch sehr tre f fend. »Und es wird mir eine Freude sein, mich dir entgegenko m mend zu zeigen.« Sie beugte sich zu ihm herüber, so daß ihr seid i ges Haar gegen seine Schulter strich.
    »Nein!« rief er und schob sie davon. Seine Hand fuhr wirkung s los durch ihr Abbild. Er hatte für einen Augenblick ganz verge s sen, daß sie ja nur ein Trugbild war. »Du bist nur eine Manifestat i on des Philters, der uns daran hindern will, unser Ziel zu erre i chen.«
    »Natürlich. Aber können wir nicht trotzdem Freunde sein?«
    Das kam ihm wie eine recht merkwürdige List vor. »Warum willst du dich denn mit mir anfreunden?«
    »Es wird ziemlich langweilig, so im Laufe der Jahrtausende, und ich bin ans Gebiet des Wahnsinns gefesselt. Natürlich wird es i n zwischen immer größer, und mit der Zeit wird es ganz Xanth b e herrschen. Dann habe ich alles,

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