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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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beschützt wird.«
    »Das stimmt«, meinte er, ihrem Gedankengang folgend. »Dann hat diese Hündin mich doch glatt angelogen!«
    »Deshalb habe ich dir ja gesagt, du sollst ihr nicht trauen.« Sie schaute aus dem Fenster. »He, ich glaube, wir kommen tatsächlich irgendwohin.«
    Er folgte ihrem Blick. »Das sieht ja aus wie ein Riesenkürbis!«
    »Die Einfahrt ins Traumreich«, stimmte sie zu. »Das wird int e ressant.«
    »Interessant? Wieso?«
    »Weil Dämonen nicht träumen. Ich weiß gar nicht, was ich in e i nem Traum zu erwarten habe.«
    »Ein Traum im Wahnsinn ist furchterregend«, erwiderte er. »Da ist euch Dämonen nichts entgangen, dem ihr nachzutrauern braucht!«
    »Nun, wir werden ja sehen.« Sie erhob sich, als der Zug knarzend zum Halten kam. »Bringen wir es hinter uns.«
    Hiatus folgte ihr ins Freie. Ein Weg führte direkt zu dem mons t rösen Kürbis. Das Ding war so groß, daß der ganze Zug ohne weiteres hätte hineinfahren können; aber wahrscheinlich war er zu schlau dazu. Auf einem Schild über den Eingang stand: LASSET ALLE HOFFNUNG FAHREN, DIE IHR HIER EINTRETET.
    »Ob das klug ist?« fragte er nervös.
    »Wenn der Philter nicht möchte, daß wir hierhergehen, sollten wir es höchstwahrscheinlich tun«, meinte Mentia. »Außerdem bin ich neugierig.«
    »Dir hat auch noch keine Nachtmähre einen Alptraum gebracht«, versetzte er.
    »Stimmt. Ich bin sicher, daß es faszinierend sein muß.«
    Er begriff, daß sie es wohl auf die harte Tour würde lernen mü s sen. Sie hatte noch niemals geträumt; deshalb fürchtete sie sich nicht davor, genau wie kleine Drachen, die noch nie einem Oger begegnet waren, keine Furcht kannten. Jedes Menschenkind war zu klug, als daß es eine Nachtmähre in Versuchung führen würde, doch Dämonen wußten es eben nicht besser.
    Sie betraten das riesige Guckloch. Bei einem normalen Kürbis bannte das Guckloch das Auge des Betrachters und ließ ihn nicht mehr los, ganz ähnlich, wie Desis entblößter Busen Hiatus’ Augen hatte erstarren lassen. Bei einem solchen Riesenkürbis aber war dieser Effekt nur sehr gering, weil statt dessen gleich der ganze Körper erfaßt wurde.
    Plötzlich fanden sie sich in einem seltsamen Raum wieder. An der Wand hing ein Bild mit dem Porträt eines Mannes, den Hiatus nicht erkannte. Er wandte den Blick ab; dann sah er noch einmal hin – und schon hatte das Porträt sich verändert. Er begriff, daß er sich geirrt haben mußte. Deshalb sah er noch einmal fort, um es schließlich ein drittes Mal zu betrachten. Schon wieder eine Ve r änderung!
    Da war auch ein Fenster, aus dem er auf unablässig herabstr ö menden Regen schauen konnte. Er wandte den Blick ab und sah erneut hin, doch der Regen veränderte sich nicht. Andererseits wußte er genau, daß es vorhin draußen vor dem Kürbis überhaupt nicht geregnet hatte. Wieder so etwas Seltsames!
    Unmittelbar vor ihm stand eine merkwürdige Maschine mit e i nem Brett voller Buchstaben; dicht darüber befand sich ein Bil d schirm. »Oh, nein!« hauchte er, und ein Furchtschauer durchfuhr ihn. »Dieses Gerät kenne ich von Beschreibungen her. Das ist Com-Puter, die böse Maschine. Sie verändert die Wirklichkeit in ihrer Umgebung, so daß niemand ihr entkommt.«
    »Was für ein seltsamer Ort«, bemerkte Mentia.
    »Ich glaube, wir sollten uns besser verziehen, bevor Puter noch aufwacht und anfängt, sich an unseren Wirklichkeiten zu schaffen zu machen«, meinte Hiatus.
    »Ach, Unsinn«, widersprach sie. »So eine blöde Maschine kann einem Dämon doch nichts anhaben!«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich will jedenfalls gehen.« Hi a tus machte kehrt und wollte den Kürbis sofort wieder verlassen – bis er feststellen mußte, daß hinter ihm eine feste Zimmerwand stand. Die Szene hatte ihn eingeschlossen! »Äh, das heißt, vielleicht kannst du ja gehen«, meinte er.
    »Natürlich.« Doch sie blieb neben ihm stehen.
    »Nun geh schon!« drängte er sie nervös. »Verblasse! Verzisch dich! Dann kannst du wenigstens noch die anderen warnen, den Kürbis nicht zu betreten.«
    »Ich kann nicht«, sagte sie in erkennbarer Beunruhigung. »Ich versuche gerade zu verblassen, aber es funktioniert nicht!«
    »Das habe ich befürchtet. Dann sitzt du auch in der Falle. Wir kommen hier nicht mehr heraus, es sei denn, wir finden irgendeine Lösung – und das ist möglicherweise nicht gerade leicht. Im Traumreich gelten keine gewöhnlichen Gesetze.«
    »Du meinst, das hier ist ein Traum? In einem

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