Wasser-Speier
daß es mir besonders viel Vergnügen bereitet, auf einem Zombie-Chameleoparden zu reiten. Manche Kreuzungen sind doch um einiges merkwürdiger als andere.«
»Kreuzung!« rief Überraschung. Plötzlich hatte sie sich in ein Menschenkind verwandelt, doch der Fischschwanz erschwerte ihr das Reiten beträchtlich. Also verwandelte sie sich in ein Harpyie n küken, doch die Vogelbeine waren auch keine merkliche Verbess e rung. Daher wechselte sie in die Gestalt eines umgedrehten Naga-Kindes, mit dem Kopf einer Schlange und den Beinen eines Me n schen. Offensichtlich bestand ihr derzeitiges Talent aus der Fähi g keit, jede menschliche Mischform anzunehmen, ob existent oder nur eingebildet.
»Ich glaube, deine gewohnte Gestalt dürfte mit Abstand die b e quemste sein, mein Liebes«, warf Iris in sanftem Tonfall ein.
Das Kind nahm wieder seine normale Gestalt an.
Gary war zwar derselben Meinung wie Iris, was die Merkwürdi g keit ihrer Reittiere betraf, mochte dies aber nicht gleich zum Pro b lem erheben. Schließlich hatte der Zombiemeister es ja gut g e meint, als er ihnen Transportmöglichkeiten zum Gebiet des Wah n sinns zur Verfügung gestellt hatte, um ihnen den anstrengenden Fußmarsch zu ersparen.
»Warum auch nicht?« fragte Hiatus von seinem Zombie-Einhorn aus. »Sie haben gute Manieren, und man erreicht mit ihnen, was man will.«
»Aber sie sind ein bißchen klebrig. Am Sitz meines Rocks pappt schon Schleim. Ich wünschte, wir könnten sie ein bißchen au s trocknen.«
»Austrocknen!« rief Überraschung auf ihrem Zombie-Werkatzenreittier und stellte die Augen auf Schielen. Plötzlich trocknete das Wesen aus. Da es leider zum größten Teil aus zähem Schleim bestand, verwandelte es sich nun in ein straubtrockenes Knochengerippe und war als Reittier nunmehr ungeeignet.
»Nicht doch, Liebes!« sagte Iris hastig. Gary war höchst beei n druckt vom Ausmaß ihrer Selbstbeherrschung. Iris hatte nicht den Wunsch gehabt, sich um das Kind zu kümmern, bewältigte ihre Aufgabe aber ganz hervorragend, wenn man bedachte, welch g e waltige Herausforderung es bedeutete. Gary hatte anfangs nichts mit Iris zu tun haben wollen, begriff aber langsam, daß sie auße r ordentlich wertvolle Dienste leistete. »Es ist nicht nett, die Zo m bies auszutrocknen. Das mögen die nicht. Du solltest lieber bei mir mitreiten.« Sie hob das kleine Mädchen auf den Chameleoparden.
»Aber ich habe doch gesehen, wie dieses Kind Gegenstände he r beizauberte«, warf Hiatus ein. »Da kann sie unmöglich auch noch andere Magie bewirken!«
»Äh, vielleicht sollte man es lieber nicht erwähnen…«, begann Gary.
»Andere Magie!« rief Überraschung. Sie verwandelte sich in einen mädchengroßen Teddybären.
»Aber das ist doch Prinz Dolphs Talent der Selbstverwandlung«, wandte Hiatus ein. »Das kann sie doch unmöglich beherrschen!«
»Vielleicht solltest du dich lieber zurückverwandeln, Liebes«, sa g te Iris sanft. »Du möchtest doch nicht etwa in dieser Gestalt ble i ben, oder?« Und das Mädchen verwandelte sich tatsächlich zurück.
»Sie kann ganz überraschende Dinge tun«, erklärte Gary leise. »Wir versuchen allerdings, sie nicht dazu zu ermuntern, weil…«
»Etwas anderes verwandeln?« fragte Überraschung. Sie schaute zu einem Kissenstrauch in der Nähe, worauf die Kissen zu Steinen wurden und prompt im Boden versanken.
»Aber das kann doch nicht sein!« wandte Hiatus vergeblich ein. »Niemand besitzt mehrere Talente auf einmal!«
»Niemand besitzt mehrere kontrollierte Talente auf einmal«, b e richtigte Iris ihn. »Überraschung dagegen verfügt über viele unko n trollierte Talente. Wir müssen ihr beibringen, wie sie diese Talente beherrschen kann.«
Inzwischen musterte Überraschung mit schielenden Augen die Kissensteine, die daraufhin unsichtbar wurden.
Nun sah auch Hiatus ein, daß es stimmte: Überraschung besaß tatsächlich gleich mehrere Talente auf einmal.
»So etwas habe ich noch nie gesehen«, bemerkte er. »Eine solche Vielfalt! Sie ist ja eine richtige kleine Zauberin.«
»Zauberin!« wiederholte das Mädchen. Ihr Haar wechselte Farbe und Beschaffenheit, bis es Iris’ Haar glich.
Nach einer Weile hatte Hiatus sich so weit gefangen, daß er der Angelegenheit weiter nachgehen konnte. »Über eine gewisse B e herrschung scheint sie aber doch zu verfügen«, meinte er. »Überr a schung, kannst du ein bißchen von dem Getreide dort mähen?« Sie kamen gerade an einem Feld vorbei, auf dem Weizen,
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