Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
daß eine Dryade ihren Baum normalerweise nie verlassen kann. Sie muß sich stets in seinem Innern oder wenigstens in se i ner Nähe aufhalten. Falls du also mit Desiree zusammen sein willst – und falls sie einverstanden ist – wirst du dort bleiben müssen.«
    »Es ist mir egal, wo ich bin, solange es nur in ihrer Nähe ist«, e r widerte ich.
    Also organisierten wir die Suche, und ich ritt auf Doofus so weit südwestlich, wie er nur laufen konnte. Allmählich gelangte ich in vertrautes Gebiet. Meine Aufregung wuchs. Schon glaubte ich, meine Suche würde tatsächlich von Erfolg gekrönt werden. Dann aber kam die Katastrophe – etwas, mit dem niemand von uns g e rechnet hatte.
    Der Baum der Dryade befand sich in einem anderen Gebiet hochkarätiger Magie. Es war nicht mehr besonders weit bis zur Region des Wahnsinns, wo so viel Magie herrschte, daß dort alles überschnappte. Ich machte die Feststellung, daß der Wahnsinn sich ausgedehnt, vielleicht auch nur verschoben hatte – mögl i cherweise aufgrund eines Wechsels der vorherrschenden Winde –, und daß der Waldabschnitt der Dryade sich nun innerhalb seines Wirkungsbereiches befand. Obwohl ich es hätte besser wissen müssen, war mein Verlangen nach Desiree doch so stark, daß ich den Ausläufer des Wahnsinns betrat, und das alles nur in der Hoffnung, sie zu finden. Natürlich verirrte ich mich heillos und scheiterte kläglich. Ich begegnete einer Gliederschleife, die wie ein Baumast mit Zierbändern aussah. Tatsächlich waren die Äste sämtlicher Bäume hier mit Zierbändern geschmückt, die zu ries i gen Schleifen gebunden waren. Diese machten zuerst einen har m losen Eindruck, bis sie sich plötzlich lösten und nach mir griffen. Da lief ich den Weg zurück, den ich gekommen war.
    Doch ich hatte mich verlaufen; je mehr ich rannte, desto unb e kannter wurde alles für mich. Also zwang ich mich, stehenzuble i ben; schließlich war ich ja kein Kind mehr. Ich beschloß, auf e i nem Felsbrocken ein Ohr und ein Auge auswachsen zu lassen, um mich nach dem Rückweg zu erkundigen und mit Hilfe des Auges in die richtige Richtung zu blicken. Doch zu meinem Entsetzen mußte ich feststellen, daß ich weder Auge noch Ohr ausbilden konnte. Statt dessen verwandelte sich der Fels in eine üble purpu r ne Ausflußmasse mit wabernden grünen Tentakeln. Was war denn hier los? So etwas hatte ich ja noch nie erlebt!
    Da vernahm ich eine Stimme. Sie klang ziemlich hölzern; aber schließlich befand ich mich ja in einem Wald. Ich ging auf die Stimme zu und erblickte einen Mann, der unter einem Sitz stand und mit einer kahlen Lichtung sprach. »Die Versammlung wird zur Ordnung gerufen«, sagte er gerade streng. »Die Versammlung wird zur Ordnung gerufen.«
    Ich wollte die Versammlung zwar nicht unterbrechen; aber in Wirklichkeit fand gar keine Versammlung statt. Also betrat ich die Lichtung und ging auf den Mann zu, in der Hoffnung, daß er mir einen Rat geben könnte, wie ich am besten wieder von hier we g käme. Plötzlich blieb ich so abrupt stehen, daß ich beinahe vor n über aufs Gesicht gestürzt wäre; denn es handelte sich um keinen gewöhnlichen Mann. Er stand nicht etwa unter dem Sitz, wie ich zuerst geglaubt hatte; vielmehr bestand sein ganzer oberer Teil aus einem Sitz: Er hatte einen Sitz anstelle eines Kopfs. Ich versuchte, mich zu entfernen.
    Doch da hatte er mich schon erblickt. »Ich habe alle zur Or d nung gerufen«, fauchte er, wobei eine seiner Kopfstangen das G e sagte durch entsprechendes Geschepper unterstrich.
    »Äh, tut mir leid«, sagte ich und nahm hastig auf einem Bau m stumpf Platz. »Wer bist du?«
    »Ich bin der Vorsitzende! Wer denn sonst?« erwiderte er gereizt. »Jetzt, wo du da bist, kann die Versammlung beginnen.«
    »Ich suche doch nur einen Ausweg«, warf ich ein.
    »Der Ausgang ist dort hinten«, erwiderte er und zeigte darauf. »Die Versammlung ist beendet.«
    Ich erhob mich und setzte mich in die gezeigte Richtung in B e wegung, mehr als begierig, endlich von hier weg zu kommen. »Danke.«
    »Warte!« rief der Vorsitzende mir nach. »Hast du schon die Stumpfgebühr bezahlt?«
    Ich blieb stehen; denn ich wußte nicht, was geschehen würde, wenn ich weiterging. »Die was?«
    »Du hast auf einem Stumpf gesessen. Damit wird eine Stump f gebühr fällig.«
    Mir war nicht nach Streit zumute. Was würde ein Stumpf wohl verlangen? Bestimmt nichts Menschliches. Ich kramte in meinen Taschen und entdeckte einen Zweig, den ich wohl abgerissen h a

Weitere Kostenlose Bücher