Wasser-Speier
dem Zauber gebannt zu werden. »Wenn Magie durchdreht, kann alles passieren.«
»Das stimmt. Er muß im Gebiet des Wahnsinns aufgewachsen sein. Dann ist der Wahnsinn ein Stückchen gewichen und hat den Kürbis hier draußen zurückgelassen. Ich muß meinem Vater d a von erzählen, wenn ich wieder zu Hause bin. Denn der kann ihn benutzen, um damit zu reisen.«
»Zu reisen?« wiederholte Gary. Als steinerner Wasserspeier hatte er sich noch nie Gedanken über Kürbisse gemacht; nun aber b e herzigte er die Hinweise, die ihm die anderen durch ihr Verhalten gaben, und blickte auch nicht direkt in das Guckloch hinein.
»Wenn man den Weg kennt, kann man den einen Kürbis betr e ten, um aus dem anderen am gegenüberliegenden Ende Xanths wieder hervorzukommen«, erklärte Hiatus. »Mein Vater markiert die Strecken, damit er sie ungehindert bereisen kann.«
»Aber ich dachte immer, im Innern des Kürbisses sei das Trau m reich«, wandte Gary ein. »Daß man es gar nicht körperlich betreten kann.«
»Wenn die Kürbisse groß genug sind, kann man das sehr wohl«, versicherte Hiatus ihm. »Es ist nur nicht angeraten, wenn man keine markierten Wege verwenden kann, weil das Traumreich… na ja, es hat eine große Ähnlichkeit mit dem Wahnsinn. Dort kann einfach alles passieren.«
Sie vernahmen ein Rasseln zu ihren Füßen. Da erschien eine Schlange und biß den Chameleoparden ins Bein. Das Wesen machte einen Satz, um die Schlange abzuschütteln, die daraufhin hastig im Innern des Kürbisses verschwand.
»Oh! Jetzt habe ich auch noch mein Reittier verloren«, bemerkte Iris gereizt.
Doch der Chameleopard brach nicht zusammen. Ja, er wirkte sogar ein bißchen gesünder als vorher. »Ach, so eine Schlange ist das«, meinte Hiatus. »Ihr Biß kuriert die Zombies. Das vera b scheuen die.«
»Anstatt die Zombies umzubringen, macht der Biß sie lebendig?« fragte Gary erstaunt.
»Oh, ich kenne jemanden, der würde sich nur zu gern beißen la s sen«, bemerkte Iris. »Zora Zombie. Die ist fast so lebendig wie ich. Ich muß ihr unbedingt davon erzählen, bevor ich wieder in den Höhlen verschwinde. Ihr Mann Xavier wird auch sehr froh da r über sein.«
»Eine Zombie hat einen lebenden Menschen geheiratet?« wollte Gary wissen.
»Na ja, Zora war noch nicht allzu lange hinüber«, erklärte Iris. »Und für ein Wesen in ihrem Zustand ist sie bemerkenswert gut erhalten.«
Sie setzten sich wieder in Marsch und ließen den Riesenkürbis zurück. Iris’ Chameleopard schritt mit erneuerter Lebenskraft vo r an und war inzwischen schon fast völlig lebendig geworden. Gary war sicher, daß Iris sich wahrscheinlich insgeheim darüber freute, daß ihr Reittier nicht mehr so schleimig-klebrig war.
Als der Tag sich seinem Ende näherte, erreichten sie das Haus von Richard und Janet. Es war eine schmucke Hütte, umgeben von Krötenschemelgruppen und Blumen. »Ach, das sind ja Iris!« rief Iris entzückt. »Und noch richtig schöne!«
Sie saßen ab und gingen auf die Hütte zu. »He, Leute, kommt raus!« rief Mentia, die plötzlich wieder sichtbar geworden war.
Ein Mann erschien in der Tür. »Oh. Da ist ja wieder die Däm o nin«, sagte er. »Und das Dämonenkind.«
»Und noch ein paar richtige, lebendige Leute«, ergänzte Überr a schung, wurde rauchig und schwebte in die Höhe, um sich zu Mentia zu gesellen.
Nun trat eine Frau neben den Mann in der Tür, und gemeinsam kamen sie heraus. »Hallo«, sagte der Mann. »Ich bin Richard, und das hier ist meine Frau Janet. Wir stammen ursprünglich aus Mu n dania, aber hier gefällt es uns besser. Seid ihr Einheimische?«
»Ja«, erwiderte Iris und trat vor. »Ich bin die Zauberin Iris, und das hier sind Gary und Hiatus. Wir möchten euch nicht belästigen, aber wir dachten, ihr könntet uns vielleicht helfen, etwas Bestim m tes zu finden. Wie uns mitgeteilt wurde, wißt ihr einiges darüber, was hinter dem Schleier des Wahnsinns los ist.«
»Wir sind noch nicht so lange in Xanth«, widersprach Janet. »Höchstens ein Jahr… Es fällt uns schwer, uns genauer zu eri n nern. Am Anfang konnte ich nicht allzu gut sehen; deshalb bin ich nicht viel gereist. Ich fürchte, ich werde euch keine große Hilfe sein.«
»Gereist bin ich auch nicht«, erklärte Richard. »Nur weit genug, um die unmittelbare Umgebung zu erkunden und um Janet zu begegnen. Aber ich habe mich mit Leuten unterhalten, die auf der Durchreise vorbeigekommen sind, und wir haben Erzählungen ausgetauscht. Vielleicht habe ich ja
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