Wasser-Speier
Wahnsinn sich ger a de mal ein Stück zurückgezogen hat.«
»Wenn er bis hierher kommt, verstecken wir uns im Haus und rühren uns kaum von der Stelle«, erzählte Janet. »Glücklicherweise bleibt er meist nicht lange. Wir schlafen dann durch und haben bloß komische Träume.«
»Das hört sich ja so an, als würde der Wahnsinn sich ständig ve r ändern«, bemerkte Gary. »Wie bewegt er sich denn?«
»Hauptsächlich durch den Wind«, erklärte Richard. »Bei Sturm wird er herübergetrieben, während ein Wind aus der entgegeng e setzten Richtung ihn wieder vertreibt. Deshalb achten wir sehr genau auf das Wetter.«
»Manchmal wünschten wir uns, wir könnten das Wetter beher r schen«, sagte Janet. »Aber das kann natürlich niemand.«
»Wetter!« rief Überraschung. Plötzlich erschien über ihrem Kopf ein Wolkenstrudel. Er dehnte sich zu einem winzigen Gewitter aus, mit kleinen Blitzen, die in den Boden einschlugen und ve r streutes Trockenlaub zum Hüpfen brachten. Dann ging auch e t was Regen auf ein kleines Stück Boden nieder.
»Wie ich sehe, muß ich wohl noch einiges lernen, was Xanth a n geht«, bemerkte Richard. »Eigentlich habe ich immer geglaubt, daß jeder hier immer nur ein einziges Talent besitzt.«
Iris lächelte. Es sah allerdings ein bißchen gequält aus. »Das h a ben eine ganze Menge von uns ebenfalls geglaubt. Im allgemeinen scheint es auch immer zu stimmen, aber es ist keine feste Regel, ebensowenig wie die Nichtwiederholbarkeit von Talenten. Gel e gentlich wiederholen Talente sich eben doch, und nun hat es den Anschein, daß sie auch gebündelt auftreten können. Überraschung scheint immer nur ein einziges Talent auf einmal zu haben; aber das kann praktisch alles sein, was sie gerade haben möchte. Wir ve r suchen sie zu ermuntern, ihre Magie klug zu gebrauchen und dabei nicht nur ihr Vergnügen und irgendwelchen Unfug im Kopf zu haben – bisher allerdings mit mäßigem Erfolg.«
Gary hatte eine Idee. »Angenommen, Überraschung läßt ein Gewitter entstehen, das den Wahnsinn von Desirees Baum ve r treibt?«
»Das halte ich nicht für besonders klug«, wandte Richard ein. »Gewitter sind unberechenbar. Es könnte ebensogut passieren, daß es noch mehr Wahnsinn eindringen läßt, oder daß es euch gefangensetzt, obwohl ihr glaubt, es hätte sich gelegt. Außerdem würde die Wirkung nicht lange vorhalten.«
»Es sei denn, Überraschung könnte eine etwas gründlichere Kontrolle über die Elemente des Wetters herstellen«, überlegte Hiatus. »Um das ganze Klima hier in der Gegend zu verändern, damit der Wahnsinn fernbleibt.«
Iris schüttelte den Kopf, während sie das Kind musterte, das g e rade die Irisblüten inspizierte. Tatsächlich hatte eine davon bereits eine Pupille sprießen lassen; es war wirklich nicht klug, das Kind der Langeweile preiszugeben. »Sie hätte niemals die erforderliche Geduld. Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist außerordentlich kurz. Sie ist eine richtige kleine Range, fast wie ein Junge.«
»Junge!« rief Überraschung, als sie es mitbekam. Und plötzlich hatte sie sich in einen schielenden kleinen Jungen verwandelt.
Richard stieß einen lautlosen Pfiff aus. »Das ist aber wirklich ein bemerkenswertes Kind!«
»Die Untertreibung des Monats«, brummte Iris. »Wir sollten uns lieber wieder auf den Weg machen, bevor sie hier noch weiteren Unfug anstellt. Wir werden es eben mit dem Wahnsinn aufnehmen müssen. In welcher Richtung befindet sich Desirees Baum?«
»Dort entlang.« Richard wies mit der Hand die Richtung. »Aber ich wünschte, ihr würdet es euch noch einmal überlegen, ob ihr wirklich in den Wahnsinn eintreten wollt.«
»Ich weiß schon, was du meinst«, erwiderte Hiatus. »Aber es sieht nicht so aus, als hätten wir die Wahl. Ich werde ein paar N a sen an den Bäumen wachsen lassen, um uns den Weg zu zeigen.«
Plötzlich ragte aus einem Baumstamm in der Nähe eine Me n schennase hervor, die in die gezeigte Richtung deutete. Gary hatte Hiatus’ Talent noch nicht in Aktion erlebt und war beeindruckt.
Sie suchten nach ihren Zombiereittieren, doch diese waren i n zwischen davongewandert. »Die wären sowieso nicht allzu gern in den Wahnsinn eingetreten«, meinte Hiatus. »Da ist es das beste, wir lassen sie ungehindert nach Hause zurückkehren.«
»Komm, Kind«, sagte Iris forsch zu dem Überraschungsjungen, der gerade Ausschau nach Schnecken und Würmern hielt. Als er sie ignorierte, griff sie nach seinem Arm – doch ihre Hand stieß ohne
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