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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Gefährten durch ein Feld Taubrosen kamen; dann mußten sie Haken schlagen, um einer Gruppe hopsender Pflanzen zu en t kommen, die sich als Hasenläufe erwiesen; und schließlich mußten sie sich außer Sichtweite ducken, als sie einer Beulenpest begegn e ten, die durch die Gegend peste und in alles Beulen schlug, was sich nicht wehrte. »Die Messingmenschen müssen ja eine Wah n sinnswut auf das Ding haben«, bemerkte Hiatus, als sie noch in der Ferne das Scheppern der Beulen vernahmen. »Die bestehen ganz aus Messing, und Beulen verderben ihr Aussehen wirklich völlig.«
    »Das hier mögen sie bestimmt auch nicht besonders«, warf Gary ein. Denn nun stießen sie auf mehrere Metallschafe, die an Eise n holzlaub und -zweigen sowie an Eisenwurz knabberten. Sie waren mit Stahlwolle bedeckt.
    Endlich erreichten die Gefährten den Baum der Dryade. Sie e r kannten ihn daran, daß die Wurzeln und Blätter, die anstelle von Ohren und Nasen aus den Baumstämmen wuchsen, direkt darauf zeigten. Am Baumstamm lehnte eine ziemlich hagere Dryade.
    »Desiree!« rief Hiatus. »Endlich habe ich sie gefunden! Seht doch mal, wie schön sie ist!«
    Gary, Iris, Mentia und Überraschung wechselten eine ganze Kombination von Blicken. Schön? Das ließ sich von der Nymphe in ihrem derzeitigen Zustand nun wirklich nicht behaupten.
    »Ich glaube, wir haben da ein Problem«, murmelte Iris, und die anderen nickten zustimmend.

7
Ruinen
    Doch Hiatus stürmte bereits vor, und so blieb den anderen nichts weiter übrig, als ihm zu folgen. »Desiree!« rief er. »Endlich habe ich dich gefunden!«
    Die Dryade erblickte ihn und wollte sich verstecken, doch beide, Dryade wie Baum, waren so hager, daß dies völlig unmöglich war. Also lehnte die Nymphe sich statt dessen an den verwachsenen Stamm und musterte Hiatus in erschöpfter Resignation. »Bitte, geh weiter, Fremder«, sagte sie. »Ich habe mit Erwachsenen nichts zu schaffen.«
    »Kennst du mich denn nicht mehr? Ich bin Hiatus!«
    Desiree blickte ihn verständnislos an. »Es tut mir leid, aber ich kenne weder dich noch deine Begleiter. Bitte, geh weg, denn ich bin sehr schüchtern, und ich sehe scheußlich aus, und ich besitze nicht die Kraft, mich unsichtbar zu machen, und außerdem habe ich Angst, du könntest meinem Baum etwas antun.«
    Da trat Iris vor. »Darf ich mich vorstellen? Ich bin die Zauberin Iris, und ich habe die Macht der Illusion.« Sie veränderte die Szene, bis der Wald einer riesigen, verschleimten Müllhalde glich. »Oh, das hatte ich eigentlich nicht vor«, sagte sie. Die Szene verwandelte sich in eine öde Ebene. »Das auch nicht! Was ist denn nur los mit mir? Ich wollte eine hübsche fette Weide haben.«
    »Dein Talent wird durch den Wahnsinn gestört, genau wie die Talente der anderen«, erklärte Mentia. »Versuch es doch mal mit einer grausigen Szene.«
    »Dann will ich die Hölle selbst entstehen lassen«, beschloß Iris. Um sie herum aber entstand der Himmel – ein ganz wundervoller Ort mit behauenen Wolkenbänken; im Hintergrund spielte liebl i che Musik.
    »Was die Zauberin gerade erklären wollte… wir sind eine Gru p pe, die sich auf einer ganz besonderen Suche befindet«, teilte Me n tia der Dryade mit. »Vielleicht können wir dir ja dazu verhelfen, wieder so auszusehen wie früher.«
    »Macht euch um mich keine Sorgen«, entgegnete Desiree. »Macht lieber meinen Baum schöner.«
    Iris konzentrierte sich auf den Baum. Dessen Aussehen ve r schlimmerte sich erst, bis er einer verfaulenden Säule glich. Die Dryade wurde zu einer abscheulichen Vettel. »Hoppla.« Dann wurde der Baum wieder schön, mit einem üppig braunen Stamm und einem gewaltigen, ausladenden Laubdach. Die Dryade strahlte plötzlich vor Schönheit. Gary begriff, daß Desiree nur ein Spiege l bild ihres Baumes war und sogar innerhalb dieser Illusion mit dem Baum litt oder gedieh. Nun wurde auch deutlich, wie er sich auf der Stelle in Desiree hatte verlieben können, denn jetzt war sie so schön, wie eine menschliche Gestalt es nur sein konnte. Gary selbst war zwar nur ein Wasserspeier, der kaum ein Auge für Schönheit besaß; aber vielleicht wirkte sich der Wahnsinn ja auch darauf aus, denn er empfand das Äußere der Dryade als ganz u n zweifelhaft anziehend.
    »Und was Hiatus sagen möchte«, fuhr Mentia fort, »ist, daß er noch ein Kind von elf oder zwölf Jahren war, als er dir begegnete. Das war vor siebenundzwanzig Jahren.«
    »Ach so, damals«, meinte Desiree. »Aber inzwischen ist

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