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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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von dem Laubwerk markiert, das um ihn herum zu wachsen begonnen hatte.
    »Holla, Riese!« rief Mentia. »Wo ist denn dein Kopf?«
    »Hier drüben«, erwiderte der Riese.
    Das Strauchwerk war so dicht, daß die Gefährten nicht durc h kamen; also bestiegen sie statt dessen das Riesenbein und ma r schierten auf seinen fernen Kopf zu. Es hatte den Anschein, als würden sie schweben, obwohl der Boden so fest war wie immer; denn sie befanden sich auf halber Höhe der sie umgebenden Bä u me, während unter ihnen nur Luft auszumachen war. In Wirklic h keit war es natürlich keine Luft, sondern Riesenfleisch. Die ganze Sache hätte höchst furchterregend wirken können, wäre das Bein nicht so fest gewesen. Der Riese war wirklich außerordentlich ri e sig.
    Sie erreichten den Brustkorb, der sich beim Atmen erdbebenartig hob und senkte, und entschieden, daß sie nun nahe genug seien.
    »Bist du verletzt?« fragte Iris.
    »Nein, nur verwirrt«, erwiderte der große, kopfförmige Raum mit einem Schwall warmer Luft, der so roch, als wäre er soeben über eine brennende Müllkippe geweht, die ihren schlechten Tag hatte. »Ich finde nicht aus diesem ganzen Wahnsinn heraus, deshalb ruhe ich mich lieber etwas aus. Ich bin Jethro Riese.«
    »Wir sind eine Gruppe, die aus einer Dämonin, einem Wasse r speier, einem Kind, einer Zauberin und einem gewöhnlichen Mann besteht«, erklärte Iris. »Wir suchen die Ruinen.«
    »Da bin ich durchgestolpert«, antwortete Jethro. »Ihr braucht nur meine Fußabdrücke zurückzuverfolgen.«
    »Hast du dort einen Schleier gesehen?« fragte Mentia.
    »Keinen Weiher, nein. Es ist dort ziemlich trocken. Genügt das?«
    »Ich meinte aber gar keinen Weiher«, präzisierte Mentia, »so n dern einen Schleier, wie ihn zum Beispiel Mädchen tragen.«
    »Oh. Nein. Keine Mädchen dort. Ist viel zu unwirtlich für Mä d chen.«
    »Willst du denn gar kein Tauschgeschäft abschließen?« fragte Überraschung.
    »Geschäft?«
    »Im Gegenzug für deine Mitteilung«, bemerkte Iris und bedachte das kleine Mädchen mit einer Grimasse.
    »Sollte ich das?« erkundigte sich Jethro.
    »Die Dryade hat es auch getan«, meinte Gary. »Wir dachten, vie l leicht sollten wir einen Weg für dich finden, der hier herausführt… oder irgendwas in der Art.«
    »Nein. Mit der Zeit werde ich ganz bestimmt wieder irgendwie hier herausstolpern, wie ich ja auch hereingestolpert bin«, antwo r tete der Riese. »Wenn ich mich erst einmal ausgeruht und meine brutale Kraft erneuert habe. Ich werde aber warten, bis ihr gen ü gend Abstand gewonnen habt, damit ich euch nicht aus Versehen zertrample.«
    »Das ist nett. Danke«, erwiderte Mentia. »Aber wirst du mir vie l leicht auch eine Frage beantworten?«
    »Ich werde mich bemühen«, erwiderte Jethro. »Aber mein Verstand ist nicht annähernd so groß oder so kräftig wie mein Körper oder mein Atem; deshalb könnte es sein, daß ich nicht klarkomme.«
    »Weshalb bist du so groß?«
    »Na ja, alle Riesen sind groß. Sonst wären sie ja keine Riesen.«
    »Das weiß ich auch! Aber meine bessere Hälfte Metria ist schon seit einigen Jahrhunderten im Geschäft, und da ist sie gelegentlich irgendwelchen unsichtbaren Riesen begegnet. Vor fünfzig Jahren hat sie sich mit einem unterhalten, und der war nur ein Zehntel so groß wie du. Bist du vielleicht ein Riese unter den Riesen?«
    »Aber nein«, widersprach Jethro, und es klang verwundert. »S o weit ich weiß, bin ich genauso groß wie alle anderen unsichtbaren Riesen. Wir können einander natürlich nicht sehen, aber unsere Fußabdrücke sind von vergleichbarer Größe. Vor fünfzig Jahren war ich noch ein Junge von etwa vierzig, und da war ich genauso groß wie meine Freunde.«
    »Du bist neunzig Jahre alt?« fragte Iris überrascht. »Wann bist du denn gebracht worden?«
    »Im Jahr 1001.«
    »Da bin ich auch gebracht worden! Dann sind wir ja gleichaltrig.«
    Das gewaltige Gesicht mußte zu blinzeln versucht haben. »Ich möchte dir ja nicht zu nahe treten, Zauberin, aber wie dreiun d neunzig siehst du nicht aus. Ich hätte eher auf dreiundzwanzig geschätzt. Oder benutzt du gerade Illusionen?«
    »Nein, ich bin verjüngt worden. Aber da Mentia es schon e r wähnt – auch ich habe Umgang mit Riesen gepflegt. Ich erinnere mich, daß sie damals, als ich noch mädchenhafte vierzig war, ung e fähr zehnmal so groß waren wie ein normaler Mann. Aber du mußt mindestens hundertmal so groß sein wie ein Menschenmann. Wie erklärst du dir

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