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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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herunter. »Eigentlich sollte ich eine Kröte werden«, sagte er angewidert.
    »Der Wahnsinn macht sich wieder bemerkbar«, sagte Iris.
    »Haben Dämonen denn eine Seele?« wollte Gary wissen.
    »Wir sind Seelen«, erläuterte Mentia und nahm wieder ihre no r male Gestalt an. »Deshalb haben wir auch keine Seele, Nicht, daß sie uns fehlen würde.«
    »Aber was ist dann mit deiner besseren Hälfte?«
    Die Dämonin schnitt eine Grimasse. »Die hat eine halbe Seele abbekommen, als sie heiratete, und plötzlich kannte sie Liebe, Gewissen, Treue, Selbstaufopferung und all die anderen, besseren menschlichen Eigenschaften. Es war widerlich. Deshalb mußten wir uns auch trennen. Ich bin ihr seelenloses Überbleibsel. Wenig s tens ich bin noch von dämonischer Reinheit.«
    »Aber wenn ihr doch Seelen seid, solltet ihr da nicht auch all die guten Eigenschaften haben?« fragte Gary und entledigte sich mit einem Schulterzucken eines weiteren aufdringlichen Astes.
    »Nein. Wir haben unsere gesamte Kraft darauf verwendet, uns e re Existenz beizubehalten«, widersprach Mentia. »Da haben wir für diese klobigen Dinger nichts mehr übrig. Man braucht einen phys i schen Körper, bevor die Seele sich auf dieses ganze weinerliche Zeugs einlassen kann.«
    »Was ist dann mit den Kreuzungen zwischen Menschen und Dämonen?« wollte Iris wissen.
    Metria zuckte die Schultern. »Es ließe sich durchaus der Stan d punkt vertreten, daß die zwei Seelen haben. Ihr Dämonenaspekt ist die eine, und ihr menschlicher Aspekt kann eine weitere besi t zen. Möglicherweise könnten sie sogar zwei Talente haben, weil jede Seele ihr eigenes Talent besitzen kann.«
    Ihre Blicke fuhren zu dem schlafenden Kind hinüber. »Intere s sante Frage«, murmelte Iris.
    »Nein, eine Dämonin ist sie nicht«, erklärte Mentia. »Das würde ich wissen. Sie ist bloß ein Kind mit wilden Talenten. Sie wird mit Sicherheit weitaus weniger interessant, wenn sie die Talente erst einmal unter Kontrolle gebracht hat.«
    »Aber ihre Familie wird dann erleichtert sein«, meinte Gary. Diesmal mußte er gleich zwei Äste abschütteln, die an seiner Kle i dung zupften. »Bilde ich mir das nur ein, oder versucht dieser Baum tatsächlich, nach mir zu grabschen?«
    »Er versucht, dir die Kleider vom Leib zu klauben«, erklärte Hi a tus. »Ein anderer hat bei mir gerade das gleiche versucht. Aber ich schrecke ihn ab, indem ich warzige Auswüchse bilde. Auf diese Weise hat mein verzerrtes Talent doch noch seinen Nutzen.«
    »Auf meine Kleider hat’s ebenfalls ein Baum abgesehen«, warf Mentia ein. »Aber erfolglos, da ich mich im Augenblick in rauch i ger Gestalt befinde.«
    »Kleider klauben?« fragte Iris. »Huch! Einer hat mir meine Bluse gestohlen! So langsam, daß ich’s gar nicht mal bemerkt habe.«
    »Es ist dunkel genug. Da können wir dich sowieso nicht erke n nen«, meinte Hiatus beruhigend.
    »Aber jetzt muß ich mich teilweise in Illusion hüllen«, versetzte Iris verärgert. »Und Illusionen sind einfach nicht warm genug.«
    »Ich werde einen Deckenbaum suchen«, erklärte Gary. »Mit einer Decke sollte dir eigentlich geholfen sein.« Tatsächlich wurde ihm selbst langsam kühl.
    »Ich werde dir helfen«, verkündete Iris. Ein Licht flammte auf, und Gary stellte fest, daß sie eine Lampe in der Hand hielt, die ihren nur noch mit einem Hemdchen bekleideten Oberkörper beleuchtete.
    »Du hast eine Lampe heraufbeschworen?« fragte Hiatus übe r rascht.
    »Nein, das ist eine Illusion«, erklärte Iris.
    »Eine Illusionslampe, die echtes Licht von sich gibt?« fragte G a ry. Nun war es an ihm, sich zu wundern.
    »Das Licht ist auch eine Illusion«, sagte sie. »Komm schon, s u chen wir den Deckenbaum.«
    Im illusorischen Licht traten sie hinaus. Es war hell genug, um zu verhindern, daß sie gegen Bäume prallten oder in Erdkuhlen sto l perten. Gary beschloß, die Angelegenheit nicht weiterzuverfolgen. Denn er befürchtete, anderenfalls die spitzen Steine und die St ö cke, die hier draußen seinen nackten Menschenfüßen auflauerten, nicht mehr deutlich genug ausmachen zu können.
    Weit und breit schien es weder Deckenbäume noch Kissensträ u cher zu geben. Statt dessen erspähte Iris eine tieffliegende Wolke. »Vielleicht genügt ja ein Stück davon«, meinte sie und hielt darauf zu.
    »Aber das ist doch bloß Nebel«, protestierte Gary. »Der hat keine Substanz.«
    »Das ist nicht unbedingt gesagt. Wolken können immerhin fes t stofflich genug sein, um Wasserpfützen

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