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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Vielleicht scheust du dich nur, dich mit einer verheirateten Frau einzulassen? Ich kann dir versichern, daß ich niemals darüber sprechen werde. Mir geht es nur um ein flottes, flüchtiges Vergnügen, um persönl i che Abwechslung.«
    »Mich worauf einzulassen?« fragte er verwundert.
    »Den Storch zu rufen, du Idiot!« fauchte sie.
    Langsam ahnte er ansatzweise, worauf sie hinauswollte. »Den Storch? Aber dafür würde ich doch eine Frau brauchen.«
    »Und was, um alles in Xanth, bin ich? Ein Walroß vielleicht?«
    »Na, du bist doch ein Mensch«, erwiderte er, verwundert über i h re Heftigkeit.
    »Ganz genau. Also, was hast du noch für Einwände?«
    »Ich bin ein Wasserspeier. Ich habe keine Storcheninteressen an anderen Rassen.«
    »Du meine Güte! Im Augenblick besitzt du aber Menscheng e stalt.«
    »Trotzdem«, sagte Gary, »bin ich in Wirklichkeit ein Wasserspe i er, so wie du in Wirklichkeit eine uralte Vettel bist. Zwischen uns gibt es nun mal keine menschliche Beziehung.«
    Diesmal dauerte die Pause so viele Momente, daß Gary friedlich einschlief. Er vermutete, daß Iris dasselbe tat.
     
    Am Morgen suchten sie nach Pampelmusen und Passionsfrüchten. Die Musen schmeckten sehr gut, aber das andere Obst rührte Gary nicht an. Er erinnerte sich, daß das Wolkenbett, in das er sich mit Iris geteilt hatte, auf Passionsranken gestanden hatte. Das erklärte wohl auch Iris’ Anliegen, wie Gary erst jetzt klar wurde. Er würde in Zukunft versuchen, diese Ranken zu meiden, um besser schl a fen zu können. Allerdings wäre es ganz nett gewesen, hätte es sich um ein Wasserspeiermädchen gehandelt. In der Zwischenzeit za u berte Überraschung mehrere Lebern herbei, blickte angewidert drein und bekam schließlich, was sie wollte, indem sie statt dessen versuchte, die widerlichsten Leberwarzen heraufzubeschwören, die sie sich nur vorstellen konnte: So erhielt sie eine Pampelpastete und einen Honigkamm. Den Honig goß sie auf die Pastete und steckte sich den Kamm danach ins Haar, damit es nicht heru m schlabberte. Dann verputzte sie die Pastete mit einem Appetit, der jedem Kobold zur Ehre gereicht hätte.
    Die Zauberin Iris wirkte ein wenig desorientiert. Gary begriff, daß es wohl höflicher gewesen wäre, wenigstens so zu tun, als hä t te er Interesse an ihr gehabt, und zwar von jener Art, wie es ein Menschenmann in Garys scheinbarem Alter und Gesundheitsz u stand wohl entwickelt hätte. Doch es ließ sich nun einmal nicht leugnen, daß Iris kein Wasserspeier war.
    »Die Torheiten der menschlichen Rasse können uns Dämonen immer wieder belustigen«, bemerkte Mentia mit einem Blick auf die Passionsranken. »Möchtest du vielleicht, daß ich die Gestalt eines Wasserspeiers annehme?«
    »Natürlich nicht. Wir Wasserspeier verwechseln nie eine andere Kreatur mit unseresgleichen. An unsere beeindruckende Häßlic h keit reicht ja doch niemand heran.«
    »Bestimmt nicht«, stimmte die Dämonin ihm zu. Sie wirkte i m mer noch belustigt.
    Sie folgten den Fußstapfen des Riesen, die sie nun, wie es schien, ins tiefste Kernland des Wahnsinns führten. Mentia widersprach dieser Auffassung allerdings und erklärte, daß in der Mitte dieses Gebiets das Dorf des Magischen Staubs liege. Das änderte freilich nichts an den wahnsinnigen Effekten: So begannen die Bäume gewaltigen Seeungeheuern zu gleichen, und manche von ihnen verhielten sich auch so. Iris mußte immer wieder ihre Illusionen einsetzen, um sie abzuwehren, während Hiatus emsig damit b e schäftigt war, widerliche Haarauswüchse von jenen Ästen sprießen zu lassen, die sich nicht von den Illusionen beeindrucken ließen. Versagten beide Maßnahmen, nahm Mentia die Gestalt eines baumfressenden Riesensauriers an und zermalmte das vorwitzige, gierige Geäst.
    Jedenfalls waren sie alle froh, als der Urwald schließlich etwas ausdünnte. Die Gefährten stiegen durch eine sanfte Hügelkette. Die Hügel widersetzten sich allerdings ihrem Marsch, indem sie sich in Berge verwandelten und ihre Hänge unerwartet fallen li e ßen, so daß die Reisenden gegen Baumstämme oder Felsbrocken stolperten und sich die Nasen aufschlugen.
    »Ich glaube, diese Hügel kenne ich«, meinte Mentia. »Man b e zeichnet sie als Nasenstübergebirge.«
    Schließlich gelangten sie auf eine Ebene. Das war eine große E r leichterung, weil ihre Nasen inzwischen schon ziemlich wund g e worden waren. Doch sie blieben auf der Hut; denn sie wußten genau, daß sich schon bald die nächste Gefahr

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