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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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zweite wie sie. Aber es ist möglich, daß es eine andere Art von Frau mit einem ähnlichen, wenn auch gewiß nicht identischen Talent der Illusion gibt. Kann sein, daß sie dich mag. Vielleicht hat sie aber auch begriffen, daß du dich in ihrer wahren Gestalt nicht für sie interessieren würdest. Deshalb versucht sie jetzt, dich mit Hilfe menschlicher Illusion zu verführen.«
    »Und das könnte nicht Iris selbst sein?«
    »Doch, das könnte sie durchaus sein; aber ich bin mir fast sicher, daß sie es nicht ist. Im Augenblick schläft Iris tief und fest, was wiederum bedeutet, daß ihre Illusionen auf Automatik geschaltet sind. Nun ist mir zwar klar, daß dies Hanna nicht ausschließen muß, die ja ebenfalls gerade auf Automatik läuft. Aber es erklärt nicht Desi, die zur Zeit faszinierende Aktivitäten entfaltet. Wenn der Gebieter Hiat nicht zufällig aus härterem Holz geschnitzt sein sollte, als ich vermute, wird er schon bald selbst die Entdeckung machen, wie weit eine Illusion tatsächlich reicht. Außerdem habe ich beobachtet, daß Iris leugnet, diese Illusionen hier erschaffen zu haben, wie sie auch bestreitet, daß sie die Mahlzeit gestern abend erschaffen habe. Und ich wüßte wirklich keinen Grund, weshalb ich ihr keinen Glauben schenken sollte. Insgeheim ist sie ziemlich neugierig und auch ärgerlich wegen dieser rivalisierenden Illusi o nen, die es doch immerhin, was Kraft und Finesse anbelangt, fast mit ihrer eigenen aufnehmen kann. Deshalb halte ich Iris auch für unschuldig; ganz abgesehen davon, daß sie keinerlei Interesse an Hiatus gezeigt hat. Der ist ja auch ein ziemlich langweiliger Bu r sche, den sie noch als unausstehliches Kind kannte.«
    »Wer könnte es dann sein?«
    »Oder was könnte es dann sein. Ich fürchte, wir haben es hier mit etwas zu tun, das uns den Verstand rauben könnte. Der einzige Grund, weshalb es das nicht tut, dürfte darin bestehen, daß wir so gut wie keinerlei Vorstellung von seinem wahren Wesen haben.«
    »Und was sollen wir jetzt tun?«
    »Das Spiel mitmachen, bis es uns tatsächlich den Verstand g e raubt hat.«
    »Aber ich bin doch nicht hier, um mich berauben zu lassen! Ich bin hier, weil ich den Philter suche.«
    »Und wir sind alle hier, um dir dabei zu helfen, auch wenn jeder von uns gleichzeitig eigene Ziele dabei verfolgt. Und in dieser hilfsbereiten Verfassung möchte ich dir anraten, nichts Törichtes zu unternehmen – zum Beispiel, dieses massive Bauwerk aus Ill u sionen zu zerstören. Denn das würde höchstwahrscheinlich nicht nur deine Queste beeinträchtigen, es könnte für sich allein g e nommen schon äußerst gefährlich werden. Bevor wir irgend etwas Kühnes oder Raffiniertes unternehmen, müssen wir uns zunächst mehr Klarheit über das Wesen verschaffen, mit dem wir es dabei zu tun haben.«
    Wie immer klang das, was sie sagte, äußerst vernünftig.
    »Dann spielen wir also mit und bleiben auf der Hut«, entschied Gary.
    »Und versuchen, nicht preiszugeben, was wir dabei in Erfahrung bringen«, ergänzte sie. »Ich halte es im Augenblick auch nur de s wegen für einigermaßen sicher, in aller Offenheit mit dir darüber zu sprechen, weil ich mich davon überzeugen konnte, daß dieses Wesen seine Aufmerksamkeit derzeit woanders konzentriert hat.«
    Hanna rührte sich. Gary und Mentia wechselten einen hastigen Blick; dann machte die Dämonin eine Geste, als würde sie ihren Mund zuschnüren. Schließlich verblaßte sie.
    Hiatus’ Verführung war also entweder schon vollzogen oder aus irgendeinem Grund unterbrochen worden. Jedenfalls erwachte nun Hanna zum Leben. Was sollte er nur tun?
    Gary kam zu dem Schluß, daß es besser und sicherer war, selbst die Initiative zu ergreifen, als es ihr zu überlassen. »Ach, du bist wach«, sagte er freundlich. »Es hat mich gefreut zuzusehen, wie tief und fest du schläfst, nach allem, was du gestern getan hast. Dann können wir ja jetzt frühstücken gehen.«
    Hanna wirkte eine Spur verstört. »Ja, natürlich«, sagte sie nach kurzem Stocken. Sie stieg aus dem Bett, wobei sie die nackten Be i ne in seine Richtung streckte. Als Gary höflich den Blick abwan d te, stieß sie einen leisen kurzen Schrei aus. »Oh! Ich bin ja völlig ungewollt in einem furchtbar unanständigen Zustand! Danke, daß du nicht hinsiehst.« Nun bildeten sich Höschen aus (wie Gary aus dem Augenwinkel beobachten konnte); dann umhüllte sie auch schon ein züchtiges Tageskleid.
    Sie traten in den Gang hinaus. Dort wurden sie bereits

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