Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Verzeihung bitten müssen, daß er sie vertrieben hatte, ohne es zu wissen.
    Nachdem Gary sich angekleidet und auf den Tag vorbereitet ha t te, baute er sich neben dem Bett auf und musterte Mentia. Sie war nach menschlichen Maßstäben ein wirklich äußerst ästhetisches Geschöpf, mit einem Oberkörper, der an eine Sanduhr erinnerte, dazu mit feinen, langen dunklen Zöpfen, festen Waden und sinnl i chen Zügen. Merkwürdigerweise ließ der Anblick ihn an fliegende Störche denken – und zwar an ganze Storchenschwärme.
    »Das ist aber wirklich eine kunstvolle Pose«, bemerkte Mentia und erschien an Garys Seite. »Wer immer sie herstellt, scheint recht genau zu wissen, was er tut.«
    »Sie herstellt?« fragte Gary verständnislos.
    »Du hast doch wohl nicht geglaubt, daß Illusionen sich selbst e r schaffen, oder? Irgend jemand projiziert hier gerade die Abbilder von Hanna und Desi, und er versteht sein Geschäft. Natürlich kann er sie nicht beide gleichzeitig beleben.«
    »Nicht? Aber gestern abend waren sie doch zusammen.«
    »Ist dir denn gar nicht aufgefallen, daß sie sich beim Tanzen und Erzählen stets abgewechselt haben? Es war immer nur eine von beiden wirklich belebt, während die andere auf Autopilot gescha l tet blieb.«
    »Auf was?«
    »Das ist ein Ausdruck der Pilotfische, die sich recht gut auf N a vigation verstehen. Die können das im Schlaf. Ein schlafender Fisch kann sich zwar bewegen, reagiert dabei aber nicht auf and e re. Und genauso haben es die beiden Mägde gemacht. Im Auge n blick ist Desi nämlich aktiv und verführt gerade Hiatus; deshalb befindet Hanna sich im Bereitschaftszustand.« Sie warf ihm einen Seitenblick zu, wobei die Augen sich in ihrem Gesicht so weit ve r schoben, daß sie den Kopf nicht zu wenden brauchte. »Es könnte vielleicht ganz interessant werden, solltest du ihr Verführungsa n gebot ausgerechnet jetzt annehmen. Dann würden wir schon s e hen, was passiert. Es ist durchaus möglich, daß deine Hand einfach durch ihren Körper führt. Vielleicht aber wacht sie auch von der Berührung auf. Das würde in Wirklichkeit natürlich nur bedeuten, daß ihr Meister seine Aufmerksamkeit nunmehr dir widmet, wozu er sie dann beleben würde. Dann müßte Desi allerdings unter U m ständen mitten im Geschehen abbrechen.«
    »Verführung?«
    Mentia lachte. »Und dabei hast du es nicht einmal bemerkt. G e nau wie bei Iris nicht! Weil du eben ein Wasserspeier bist. Aber da wir uns hier in ernster Mission befinden, möglicherweise noch dazu in Gefahr, sollte ich dich wohl besser aufklären. Keine Me n schenfrau zeigt jemals aus Versehen Teile ihres Körpers zwischen Ellenbogen, Knien und Hals. Jedenfalls nicht, wenn ein Mann anwesend ist. Je mehr sie aber zeigt, um so interessierter ist sie an seiner Reaktion.« Ihre Augen verschoben sich wieder in den vo r deren Teil ihres Gesichts. »Ich würde vermuten, daß Illusionsha n na sich so sehr für dich interessiert, wie es nur möglich ist, denn das hier stufen wir Dämonen schon als nicht jugendfrei ein. Sie hat ja nicht mal Höschen an.«
    »Na ja, ich hätte auch niemals hingesehen, wenn sie Höschen a n gehabt hätte!« erwiderte Gary empört. »Ich kenne doch die menschlichen Sitten.«
    »Vielleicht nicht genug. Höschen stellen die Grenze dessen dar, was ein nicht verwandter Mann nicht sehen soll. Was Hanna dir zeigt, liegt weit jenseits dieser Grenze.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Sie lächelte, und es schien eine Spur von Wehmut darin zu li e gen. »Die Unschuld ist ja so ein kostbares Gut«, sagte sie völlig unzusammenhängend. »Fürs erste solltest du einfach nur hinne h men, was ich gesagt habe: Hanna ist sehr an dir interessiert.«
    »Aber wie soll eine Illusion sich für irgend jemand oder irgend etwas interessieren können?«
    »Tja, genau da liegt das Problem«, meinte sie und kratzte sich am Kopf, der prompt an dieser Stelle verschwand. »Illusionen besitzen kein Bewußtsein und daher auch keinen Willen. Es bedeutet ganz einfach, daß der- oder diejenige, die Hanna gerade erschafft, dich verführen will, weil er oder sie dein wahres Wesen nicht kennt. Vielleicht ist es ja irgendeine magisch talentierte Frau, die dich deines Aussehens wegen bewundert.«
    »Eine Frau wie Iris?«
    »Noch so ein Problem«, meinte sie und kratzte sich dabei ein weiteres Stück vom Kopf ab. »Iris ist die Zauberin der Illusion, und was Art und Umfang ihres Talents betrifft, ist sie einzigartig unter den Menschenfrauen. Es gibt keine

Weitere Kostenlose Bücher