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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
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meine, verringern sie den Wahnsinn?«
    »Ja«, bestätigte Desi. »Sie mildern die Wirkung des allgemeinen Hintergrundwahnsinns. Aber das ist begrenzt. Werden sie nicht eingeklappt, können sie keinem Gewitter standhalten.«
    Iris musterte ihn scharf. »Wie bist du darauf gekommen?«
    »Ich habe bemerkt, daß Mentia wieder normal zu werden b e gann. Als ich heute morgen mit ihr sprach, haben ihre Augen eine Reise durch ihr Gesicht unternommen, und gerade eben hat ihr Gesicht sich eingestülpt. Das ist Teil ihres normalen Wahnsinns; so etwas tut sie sonst, ohne es überhaupt zu bemerken. Aber s o bald der Wahnsinn uns umfängt, erlaubt sie sich normalerweise keine derartigen Torheiten, nicht einmal unbewußt.«
    Hiatus nickte verstehend. »Gary, du bist wirklich klüger als der durchschnittliche…«
    »… der durchschnittliche junge Menschenmann«, beendete Iris den Satz für ihn. Im Reich des Wahnsinns mochte sie vielleicht ein bißchen verrückt gewesen sein, aber hier und jetzt war sie wieder ganz ihr vernünftiges Selbst, genau wie im Palast. Hiatus war auf seine etwas nichtssagende Unschuld zurückgekommen und hatte daher vergessen, daß sie eigentlich Garys wahres Wesen nicht in aller Öffentlichkeit besprechen wollten.
    »Sag mal, eigentlich interessiert sich der durchschnittliche Me n schenmann aber doch für wohlgeformte junge Frauen, oder nicht?« erkundigte sich Hanna.
    »Ja, aber manchmal ist er eben ein bißchen schüchtern«, versetzte Mentia und sprang ihm ebenso bei, wie Iris es schon getan hatte. »Kannst du dir vorstellen, daß es sogar welche gibt, die sich doch glatt in aller Seelenruhe ein splitternacktes Mädchen anschauen können, ohne dabei sofort an den Storch zu denken?«
    »Allerdings«, warf Iris ein wenig säuerlich ein.
    »Ich habe Durst«, erklärte Überraschung, löste sich von Iris und rannte zu dem Teich hinüber. Sie hatte ihre normale Impulsivität zurück erlangt. Gary hatte ursprünglich geglaubt, daß ihr gutes Benehmen auf die Entdeckung der Beschränktheit ihres Talentes zurückzuführen sei, begriff aber nun, daß auch der allumfassende Wahnsinn dafür verantwortlich gewesen sein könnte.
    »Warte, Liebes!« rief Iris und lief ihr nach. »Wir wissen nicht, was das für Wasser ist. Vielleicht ist es ja verzaubert oder giftig.«
    »Tatsächlich handelt es sich um einen Liebesborn«, erklärte Desi.
    »Ein Liebesborn!« kreischte Iris. Sie grabschte nach dem Kind – doch zu spät. Überraschung hatte sich bereits am Rande des Teichs zu Boden geworfen und das Gesicht ins Wasser getaucht.
    »Aber das ist doch der städtische Wasservorrat«, wandte Hiatus ein. »Da müßte das Wasser eigentlich rein sein.«
    Gary benetzte einen Finger mit dem Wasser. »Ja, es ist rein«, be s tätigte er aufgeregt.
    Hanna sah ihn scharf an. »Woher weißt du das?«
    Doch Gary war zu klug, sein wahres Wesen preiszugeben. »Ich habe das Talent, Wasser zu lesen«, sagte er. »Ich erkenne, wenn es rein ist. Dieses hier ist von einer ganz außerordentlichen Reinheit.«
    Überraschung hob das Gesicht. »Ja, für Wasser ist es ganz phtsch.«
    Hiatus starrte Hanna an. »Du hast dir einen kleinen Scherz mit uns erlaubt, stimmt’s?«
    »Ja«, bestätigte Desi. »Ich wollte mir einen Scherz mit euch e r lauben.«
    Hiatus schnitt eine Grimasse. »Es gibt verschiedene Arten von Scherzen.«
    »Dann ist das also ein Born, dem der umgebende Wahnsinn nichts anhaben kann?« erkundigte Iris sich zweifelnd.
    »Ja, er steigt am Schlüsselstein mitten auf der Insel auf«, antwo r tete Hanna.
    »Schlüsselstein?« fragte Überraschung.
    »Bitte keine Magie machen, Liebes«, teilte Iris ihr hastig mit.
    »Ja, der Schlüsselstein befindet sich genau im Zentrum von Scharnier«, ergänzte Desi. »Solange er an Ort und Stelle bleibt, ist alles in Ordnung.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Gary. »Dieses Wasser ist viel zu rein, um unmittelbar aus den Tiefen aufgestiegen zu sein.«
    Mentia musterte ihn scharf. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, daß hier ein Wasserspeier im Spiel sein muß.«
    »Oh! Das will ich überprüfen.« Mentia spazierte über das Wasser zu der kleinen Insel in der Mitte des Teiches. Dort gab es einen hübschen Springbrunnen, aus dem das Wasser in den Teich strö m te. »Richtig«, rief sie einen Augenblick später zurück. »Hier ist ta t sächlich ein Wasserspeier.«
    Gary sprang ins Wasser und schwamm nach tolpatschiger Me n schenart zur Insel hinüber. Der Springbrunnen

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