Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
klargeworden war, wieviel der Zauber ihrer Berührung alldem zu verdanken hatte.
    »Aber du hast doch gesagt, daß dies hier ein Schutzkreis ist«, wandte Mentia ein.
    »Genaugenommen ist es ein Schutzgürtel«, erläuterte Hanna. »Kennt ihr das Prinzip des Vergrößerungsglases?«
    »Oh, meinst du etwa diese magische Scheibe, mit der man Dinge entzünden kann?« fragte Mentia.
    »Genau die. Ihre Magie bündelt das Sonnenlicht zu einem sehr kleinen, heißen Zentrum. Aber um diesen Mittelpunkt herum nimmt sie Licht weg. Deshalb liegt dieser Teil auch im Schatten. Ganz ähnlich entnimmt der Mittelkreis von Scharnier dem größten Teil dieses Gebiets die Magie und bündelt sie hier auf der Insel. Deshalb bietet das Kreisinnere während der Gewitter den meisten Leuten Schutz, aber die Insel selbst ist hochgradig gefährlich.«
    »Nicht für mich«, versetzte Gayle. »Belebtem Gestein kann sie nicht viel anhaben, und daß bißchen, was übrigbleibt, kann ich schon aus eigener Kraft reinigen.«
    Die Dämonin betrachtete die Illusion. »Also erschafft ihr euch euren Schutzraum, indem ihr die überschüssige Magie dort abladet, wo sie niemandem wehtut«, meinte Mentia.
    »Ja. Das ist der Schlüsselstein zu unserer Verteidigung«, bestäti g te Hanna. »Gayle ist schon seit ein paar tausend Jahren hier und reinigt treu das Wasser.«
    »Na ja, das ist eben der Geis des Wasserspeiers«, erwiderte Gayle bescheiden. »Irgend jemand muß es ja tun.« Sie zappelte mit einem Ohr. »Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich jetzt gern wieder an die Arbeit zurückkehren, denn die Magie staut sich inzwischen auf. Hier ist sie ziemlich stark.«
    Das war wohl die Untertreibung des Jahrtausends! Die Stärke der Magie an diesem Ort war erschreckend. Gary wußte, daß er es nur der Tatsache zu verdanken hatte, daß er ein Wasserspeier war – und Mentia dem Zufall, daß sie Dämonin war –, wenn sie diese Magie überlebten, ohne darüber völlig wahnsinnig zu werden. Ja, wenn er nicht bald von hier fortkam, würde sein Menschenkörper ihr letztendlich doch noch zum Opfer fallen. Und er konnte nicht dafür garantieren, was danach aus ihm werden würde. »Aber gern«, sagte Gary. »Ich gratuliere dir zu deiner Beharrlichkeit.«
    Sie verließen den Springbrunnenbau und schlossen die Tür von außen. Dann schwamm Gary über den Teich, während Hanna und Mentia zu Fuß übers Wasser gingen.
    »Und was habt ihr entdeckt?« wollte Hiatus wissen.
    »Einen Wasserspeier«, antwortete Mentia und bildete gleich e i nen solchen nach. »Groß, häßlich und Wasser speiend. Nichts, das einen von uns interessieren könnte.« Ihre Gestalt wurde ein wenig unscharf, als wäre sie nicht ganz wahrheitsgetreu.
    »Ganz genau«, bestätigte Iris. »Gary hatte also recht, als er ve r mutete, daß das Wasser auf diese Weise gereinigt wird. Sonst wäre es auch äußerst riskant für uns, davon zu trinken.«
    Gary trat aus dem Teich. Er stellte fest, daß er sich irgendwie anders fühlte. Natürlich war er immer noch aufgeregt von der Entdeckung Gayle Wasserspeiers; doch es steckte noch mehr d a hinter. Die Magie hatte nachgelassen. Während sie vorhin noch sehr intensiv wirkte, hatte sie inzwischen wieder ein ganz normales Niveau erreicht. Doch da war noch etwas anderes.
    »Du bist ja in voll bekleidetem Zustand geschwommen«, b e merkte Iris streng. »Und völlig durchnäßt.«
    Ach so. Ja, das war er tatsächlich!
    »Na, nun steig schon aus den Sachen«, fuhr Iris fort. »Sonst holst du dir noch was.«
    »Ja, zeig dich uns doch mal im Naturzustand«, warf Mentia ein und rollte dabei so heftig die Augen, daß sie ihr über den Scheitel kullerten.
    »Wir befinden uns doch alle im Naturzustand«, protestierte Gary. Er wußte ja, daß man von Menschen erwartete, angekleidet zu bleiben.
    »Ich kleide dich in Illusion«, erklärte Iris. »Darunter kannst du dann deine Sachen ausziehen.«
    Plötzlich erschien um ihn herum eine Tonne. Die war zwar nicht wirklich, denn er konnte mit den Händen ganz einfach hindurc h greifen, sah aber dafür sehr solide aus. In ihrem Schutz streifte Gary seine Kleider ab. Er mußte zugeben, daß die Sachen wirklich sehr unbequem geworden waren. In seinem Naturzustand trug er niemals Kleidung; deshalb hatte er sie auch ganz vergessen.
    Iris beugte sich vor, um die am Boden liegenden durchnäßten Sachen aufzuheben. »Kein klammheimliches Lugen!« sagte Mentia und fuhr die Augen auf Stengeln aus, wie eine Schnecke.
    Stirnrunzelnd wandte die

Weitere Kostenlose Bücher