Wasser-Speier
einen etwas anderen Schleier b e deckt werden: Illusion. Der würde den Eindruck erwecken, als sei Xanth noch immer eine Insel, durch haiverseuchte Gewässer von der mundanischen Küste getrennt. Haie waren das mundanische Gegenstück zu kleinen Seeschlangen. Echte Seeschlangen ließen sich dafür nicht einsetzen, weil es magische Geschöpfe waren, man andererseits aber nicht die leiseste Andeutung von Magie zulassen wollte, damit nicht irgendein idiotischer Mundanier irgendwann einmal zwei und zwei zusammenzählte und darauf kam, daß Magie tatsächlich existierte. Aber da es wahrscheinlich nicht völlig mö g lich war, den Hauch von Magie zu eliminieren, würde der Zauber seine scheinbare Position leicht verschieben, damit man die Magie allenfalls östlich von Xanth vermutete, also mitten im Meer. Auch das würde ein banges Gefühl hervorrufen…
»Brr, Modder!« rief Übi und vergaß für einen kurzen Augenblick ihre Langeweile.
Besser diese Reaktion als völlige Verstocktheit, sagte sich Gar. »Ja, ein Brr-Modder-Dreieck mitten im Meer, damit die Mundanier Angst vor diesem Gebiet bekommen, ohne jemals ergründen zu können, weshalb eigentlich. Sehr gut, Übi!«
»Brr-Modder-Dreieck«, wiederholte sie erfreut.
Aber weil sie andererseits den Mundaniern auch einen begren z ten Zugang ermöglichen mußten, um die menschliche Rasse in Xanth aufzustocken – so unangenehm der Gedanke daran auch war –, sollte es auch ein kleines Gebiet geben, wo ein solcher Z u gang sichtbar blieb. Dieses Gebiet sollte an der Nordwestspitze Xanths liegen, so weit vom Rest der Halbinsel entfernt wie mö g lich. Denn man hoffte, daß dies den Mundaniern Gelegenheit g e ben würde, sich erst ein wenig mit Xanth vertraut zu machen, während sie in das Land hineinstolperten, um Kinder mit mag i schen Talenten zu bekommen, die dann echte Einheimische Xanths wären. Bis diese neuen Kolonisten sich nach Zentralxanth durchgeschlagen hätten, wären sie vielleicht sogar einigermaßen erträglich geworden. Natürlich würden viele von ihnen unterwegs von Drachen aufgefressen werden, was auch ein gewisser Trost war.
»Drachenfutter!« rief die Prinzessin und klatschte in die Hände. »Mampf, mampf!« Langsam begann ihr die Lektion zu gefallen.
Doch selbst dieser stark beschränkte Zugang mußte noch weiter eingegrenzt werden, sonst hätte man nur die Wirkung eines Topfs mit einem Loch hergestellt: Ständig wäre etwas ungehindert hi n durchgesickert. Und hier setzte auch der raffinierteste Teil der Schnittstelle an. Man wollte die Eindringlinge weder verscheuchen noch anlocken; statt dessen sollten sie ein wenig in der Zeit ve r schoben werden. So würden sie beim Betreten Xanths verwirrt sein und es wahrscheinlich auch nicht schaffen, in großen Scharen einzudringen. Und da er so klein sein sollte, würde es auch nicht leicht sein, diesen Teil der Schnittstelle ausfindig zu machen, und seine Wirkung sollte stets trügerisch sein.
»Trügerisch?« fragte Hiat und begann sich trotz seiner grundsät z lichen Verachtung ein wenig für das Vorhaben zu erwärmen. »Die Leute werden doch einfach nur durchschreiten. Schön, auf der anderen Seite herrscht eine andere Zeit – aber woher sollten sie es erfahren? Und weshalb sollte es den Leuten etwas ausmachen?«
Das fragte Gary sich auch. Er las von der Rolle ab. »Weil die Wirkung unterschiedlich ist und davon abhängt, von welcher Seite aus man losgeht«, erklärte er. »Ein Mundanier, der in Xanth ei n dringt, hat keinen Einfluß darauf, in welchem Abschnitt der G e schichte Xanths er sich wiederfindet. Kehrt er aber zurück, hat er auch keine Kontrolle darüber, an welchem Ort und in welcher Zeit Mundanias er herauskommt. Die ganze Sache scheint völlig wil l kürlich zu sein. Das bewirkt, daß der Betreffende sich höchstwah r scheinlich verirrt. Er kann nicht einfach in Xanth eindringen, nach Hause zurückkehren, seine Familie oder Freunde holen und d a nach wieder in dasselbe Xanth zurückkehren, das er schon einmal betreten hat. So wird es den Mundaniern erschwert, das Land in großen Scharen zu überschwemmen.«
»Was ist denn mit den Wellen?« wollte Menti wissen.
»Ach, sei doch still, du ignorante Amme«, brummte Iri. »Wellen wird es doch frühestens in tausend Jahren geben!«
»Gouvernante«, erwiderte Menti kleinlaut.
»Natürlich könnte es auch vorkommen, daß ganze Gruppen von Mundaniern die Grenze gleich gemeinsam überschreiten«, fuhr Gar fort. »Damit auch Familien nach
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