Wasser-Speier
Ziel?« wollte Desi wissen.
»Wir suchen den Philter.«
Beide Illusionen erstarrten für einen kurzen Moment. Dann e r wachten sie wieder zum Leben. »Wir dachten eigentlich, ihr würdet euch für die Geschichte Xanths interessieren«, bemerkte Hanna.
»Tun wir auch«, bestätigte Iris. »Aber das ist nur ein Mittel zum Zweck. Am Ende steht der Philter, der die Wasserspeier von ihrem Geis befreien wird. Soweit wir wissen, befindet der Philter sich irgendwo in dieser Stadt.«
Hanna wechselte einen Blick mit Desi. Beide wirkten ziemlich bestürzt. Gary fragte sich erneut, wieso Illusionen Gefühle und Empfindungen haben konnten. Außerdem fiel ihm auf, daß die beiden sich zwar immer noch beim Sprechen abwechselten, sich ansonsten aber gleichzeitig bewegten. Die verstärkte Magie am Außenrand des Kreises unterstützte offenbar auch sie auf manni g fache Weise.
»Davon wissen wir nichts«, sagte Desi schließlich. »Aber vie l leicht können wir euch ja dabei helfen.«
»Wie denn?« fragte Gary eifrig.
Hannas Blick traf den seinen; ihre Miene war ernst. »Du weißt, daß Desi und ich Illusionen sind. Unsere Rolle ist sehr begrenzt. Wir können dir nur zeigen, was wir selbst wissen. Wenn ihr mehr wissen wollt, müßt ihr euch ernsthafter in eure Rollen vertiefen.«
»Wovon redest du da?« fragte Mentia vom Kreisrand aus. Es klang ebenfalls sehr ernst.
»Die Rollen stehen euch zwar zur Verfügung, aber ihr versetzt euch nicht wirklich hinein«, erläuterte Desi. »Ihr lebt sie nicht.«
»Die Rollen«, wiederholte Hiatus. »Meint ihr damit beispielsweise die Rolle, in der ich Hiatus der Hedonist bin?«
»Ja«, bestätigte Hanna. »Ein finsterer Mann, der zwar Eigenint e resse vorhält, dessen wirkliche Loyalität aber im Dunkeln bleibt.«
»Und Iris die Irritierte«, warf Iris ein. »Die gebieterische Kön i gin.«
»Menti die Mentorin«, sagte Überraschung. »Das treue Kinde r mädchen von Übi, der Überragenden!«
»Gouvernante, nicht Kindermädchen«, widersprach Mentia he f tig.
»Und Gar der Gute«, fügte Gary hinzu. »Obwohl ich wirklich nicht einsehe, daß eine derartige Rolle ausgerechnet zu mir passen soll.«
»Das sind nun mal die Rollen, die die Xanth-Schnittstelle e r schaffen hat«, erklärte Desi. »Wenn ihr tatsächlich ihr Leben führt, werdet ihr vielleicht bekommen, was ihr begehrt.«
»Nicht so hastig«, warf Iris ein. »Wo kommt ihr beiden Illusionen denn genau her? Warum führt ihr uns hier herum und erklärt uns alles mögliche?«
»Wir sind Animationen des Wahnsinns«, erwiderte Hanna, »A b bilder zweier Leute, die gerade an euch dachten, als man uns e r schuf. Wir wissen, daß ihr eine Aufgabe zu erledigen habt, und wir sind hier, um euch dabei zu helfen.«
»Was für eine Aufgabe ist es denn genau?« verlangte Iris zu wi s sen.
»Das können wir nicht erklären«, gab Desi zur Antwort. »Aber es ist mit Sicherheit wichtig, sonst wärt ihr nicht hierhergekommen.«
»Wir sind gekommen, um den Philter zu suchen«, wiederholte Gary.
Beide Illusionen schüttelten den Kopf. »Das mögt ihr vielleicht geglaubt haben, aber es muß ein noch tieferer Sinn dahinterst e hen«, widersprach Hanna. »Diesen Sinn müßt ihr herausbeko m men und verwirklichen.«
Metria wirkte nachdenklich. »Du hast vom Guten Magier eine Aufgabe zugewiesen bekommen, Gary. Der verfolgt immer i r gendwelche verzwickten Hintergedanken, von denen er so gut wie nie irgend jemanden etwas wissen läßt. Vielleicht befinden wir uns hier ja tatsächlich auf einer Mission, die wir bisher noch gar nicht richtig durchschaut haben.«
Auf obskure Weise klang das durchaus sinnvoll. »Dann tun wir eben, was wir tun müssen, um es hinter uns zu bringen«, entschied Gary.
Beide Illusionen lächelten. »Tut es, nachdem ihr in den Palast z u rückgekehrt seid«, schlug Desi vor. »Möglicherweise macht ihr ja die Feststellung, daß es eine sehr bedeutsame Erfahrung ist.« Sie schoß Hiatus einen Blick zu, und Gary glaubte beinahe erkennen zu können, wie die Storchenflügel ihn beschleunigten. Es war nicht zu übersehen, daß sie den Gebieter Hiat noch lange nicht aufgegeben hatte.
Dann musterte er Hanna und nahm tatsächlich die Flügel an i h rem Antwortblick wahr. Doch er war nicht interessiert, denn er hatte ja inzwischen eine Wasserspeierin gefunden. Das Gewitter flaute ab, und schon bald waren die Oger wieder unterwegs, um die Gebäude aufs neue aufzuklappen. Nichts schien zu Schaden gekommen zu sein, und nach und
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