Wassergeld
verabschiedeten uns von dem tauchenden Riesen und den verbliebenen Beamten. Jutta lief wie zufällig prüfend um ihren Wagen, bevor sie einstieg.
»Wie hast du so schnell die Reparatur hingekriegt?«, meinte sie scherzhaft und gleichzeitig sichtlich erleichtert.
»Tja, alles eine Frage der Organisation. Das Bremspedal solltest du vielleicht nicht allzu fest drücken, da scheint eine Kleinigkeit nicht in Ordnung zu sein.«
Jutta schmunzelte, sie kannte meine Scherze zur Genüge.
Im Hof unserer Kriminalinspektion standen nur noch wenige fremde Einsatzfahrzeuge der Hilfsdienste. Ohne uns um die Situation im Sozialraum zu kümmern, was sowieso nicht mehr in unserer Verantwortung lag, gingen wir in Juttas Büro. Dabei fiel mir ein, dass ich schon seit Tagen mein eigenes Reich nicht betreten hatte. Vielleicht hatte ich gar keins mehr und KPD lagerte dort die Reste des Weihnachtsbuffets?
Jutta setzte sich an ihren Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Ich besaß seit geraumer Zeit ebenfalls solch ein Monstrum. Die Grundbegriffe hatte ich mir inzwischen selbst beigebracht, worüber ich sehr stolz war. Doch mit den einzelnen Programmen war ich meist überfordert. Ständig wurden irgendwelche neue Versionen aufgespielt, die jedes Mal anders aussahen. Für spezielle Computerkurse, die uns Beamten ständig zur Weiterbildung angeboten wurden, hatte ich weder die Zeit noch das Interesse. Ich konnte mich glücklich schätzen, für PC-Arbeiten auf Jutta und unseren Jungkollegen Jürgen zurückgreifen zu können. Gerade Jürgen war in meinen Augen der ›Sherlock Holmes‹ der Computerrecherchen.
»Alexander von Welchingen«, unterbrach Jutta meine Gedankengänge. »Das ist der Steuermann der Walburga. Wohnhaft in Bad Dürkheim. Dann gibt es noch einen Matrosen aus Speyer. Bei beiden läuft die Fahndung, bis jetzt habe ich noch keine Erfolgsmeldung vorliegen.« Jutta drückte wie wild irgendwelche Tasten. »Du hast wirklich keine Hinweise, wo sich dieser Ben Kocinsky aufgehalten haben könnte?«
»Seine Frau meinte, er wäre bei einem Flittchen untergekommen, wie schon öfter in der Vergangenheit.«
»Okay«, Jutta tippte wieder. »Flittchen habe ich notiert, kennst du auch ihren Vornamen?« Nachdem sie ein paar Sekunden meine Mimik betrachtet hatte, lachte sie. »Siehst du, ich kann auch einen Scherz machen. Selbst wenn ich todmüde bin.« Hemmungslos gähnte sie und ich schloss mich an.
»Ich glaube, viel bringt das Herumgestochere nicht. Wir sollten besser bis morgen früh warten, ob uns bis dahin einer der beiden Fische ins Netz geht. Auch auf die Gefahr hin, dass sich KPD mit seiner Pressekonferenz noch etwas gedulden muss.«
»Vielleicht packt auch dieser Linde aus. Komisch, dass er mir die Adresse von Kocinskys Frau gegeben hat. Entweder wusste er selbst nicht, dass die beiden getrennt lebten oder es war ein geschickter Schachzug.«
»He, da kommt gerade eine Nachricht rein«, rief Jutta, als wäre ich schwerhörig. Sie überflog die Meldung an ihrem PC. »Fehlanzeige. Markus Drexler, der Geschäftsführer des Bergungsunternehmens, ist seit heute Mittag im Urlaub. Die Überprüfung ergab, dass er für eine längere Zeit nach Florida geflogen ist.«
»Mein lieber Schwan, der hat ja eine Arbeitsauffassung. Arbeitet bis zur letzten Minute und fliegt danach sofort in Urlaub. Hat er Familie? Seine Frau dürfte davon bestimmt nicht begeistert sein.«
Jutta schaute mich eindringlich an. »Andere Menschen arbeiten auch am Wochenende bis spätabends und haben eine Familie, gell, Reiner?«
Das saß. Aber immerhin hatte ich die Gewissheit, dass Stefanie dieses Mal von allem wusste.
»Ach lass mal, dieser Drexler ist sowieso aus dem Schneider. Wir haben unsere Gauner gefunden. Was für eine Rolle sollte das Bergungsunternehmen dabei spielen?«
»Das klang während unseres Brainstormings aber anders. Da warst du felsenfest von seiner Schuld überzeugt.«
»KPD hat meine Idee glücklich gemacht. Wer konnte zu dem Zeitpunkt auch auf solche abstrusen Gedanken wie einen Magneten kommen?«
Jutta schaltete ihren Computer aus. »Niemand, ich weiß. Wir haben nur über realistische Möglichkeiten wie U-Boote nachgedacht.«
»Machst du dich über mich lustig, Jutta?«
»Niemand macht sich über dich lustig.«
»Ja, ja«, schob ich nach. »Jedenfalls, solange dieser Student kein Buch über diese Geschichte schreibt.«
»Beckers Krimis scheinen dich ganz schön zu ärgern. Was hast du daran auszusetzen? Ich finde sie
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