Wassergeld
ziemlich gut.«
»Pah, lies doch auch mal zwischen den Zeilen. Immer kriegt der ermittelnde Kommissar eins auf den Deckel. Und manchmal wirkt er wie eine Witzfigur.«
»Witzfiguren gibt es überall, denk nur an KPD!«
»Ja, ich weiß. Unseren KPD gibt es aber leider wirklich. Egal, lass uns Feierabend machen, ich kann nicht mehr klar denken.«
11. Ein Montagmorgen voller Überraschungen
Heute brachte mich Jutta nach Hause. Stefanie musste schon länger nach Ludwigshafen gefahren sein, denn die Kinder hatten am nächsten Tag Schule. Auch für die Tratsch-Ikone Ackermann war es viel zu spät und außerdem zu kalt.
Der Anrufbeantworter blinkte. Ich hasste blinkende Anrufbeantworter. Meistens waren sie mit Arbeit verbunden. Meine Neugierde gewann jedoch, ich drückte auf den Knopf.
›Becker hier, Herr Palzki. Bitte denken Sie nichts Falsches von mir. Ich werde Ihnen alles erklären und morgen versuchen, Sie in der Dienststelle zu erreichen. Keine Angst, ich werde nicht so früh zu Ihnen kommen. Bis morgen dann.‹
Von mir aus, dachte ich und nahm ein ungesundes und kurzes Abendessen zu mir. Eine halbe Stunde später war ich eingeschlafen.
*
Meine Armbanduhr zeigte 8.30 Uhr, als ich mitten in der Nacht schlaftrunken zum Telefon torkelte. Jutta war dran.
»Mensch, Reiner, wo bleibst du nur so lange? Wir dachten schon, dir sei etwas passiert. KPD hat schlimme Depressionen und will nachher mit uns ein ernstes Wörtchen reden. Und eben ist dein spezieller Freund Dietmar Becker gekommen. Er sagte, er hätte einen Termin bei dir. Was ist da los, Kollege?«
Ich weiß nicht mehr, ob ich in meiner Verschlafenheit auch nur einen einzigen verständlichen Satz von mir gegeben hatte. Jedenfalls schien Jutta zufrieden, als ich kurz danach wieder auflegte. Ich fror. Schnell stieg ich unter die Dusche, um meinen Körper aufzuwärmen. Eiskaltes Wasser war das Einzige, was sie zu bieten hatte. Nackt rannte ich in den noch kälteren Keller zur Gastherme. Bereits von der Tür aus konnte ich die rote Lampe mit dem Hinweis ›Störung‹ sehen. Mist, warum musste die Heizung immer im Winter kaputt gehen, wenn man sie am dringendsten benötigte? Ich schaltete die Heizung und die Warmwasseraufbereitung aus und eine Minute später wieder ein. Die rote Lampe schien das nicht zu stören. In meiner Wut drückte ich alle Knöpfe, die ich finden konnte. Das rote Licht provozierte mich weiterhin, und schließlich gab ich mich der Technik geschlagen. Eingepackt in dicke Skiunterwäsche, die mir Stefanie mal zu Weihnachten schenkte, obwohl ich noch nie Skifahren war, telefonierte ich mit dem Notdienst eines Heizungsfachbetriebes. So ein Tag gehörte aus dem Kalender gestrichen. Ein Tag, der für mich ohne heiße Dusche begann, war ein miserabler Tag. Daran konnte auch mein süßes Lieblingsfrühstück nichts ändern. Bevor ich zum Dienst fuhr, musste ich zu allem Überfluss noch freiwillig in der Hölle vorbeischauen.
»Hallo, guten Morgen, Herr Palzki«, begrüßte mich die Teufelin persönlich. »Mein Mann und ich sind gerade mit dem Frühstück fertig. Jetzt hat er sich auf die Couch gelegt. Immer diese Männer! Der Haushalt würde zusammenbrechen, wenn ich es ihm nachmachen würde. Nein, nein, das passt nicht zu meinem Naturell.«
»Äh, Frau Ackermann?«
»Jetzt mag er auf einmal nicht mehr die leckeren Vollkornbrötchen. Übrigens eine Empfehlung von Ihrer Frau, Herr Palzki. Nur noch Weißbrot möchte er haben. Man muss aber auch berücksichtigen, dass seine Zähne nicht mehr die Besten sind. Und dann war er ja in Kur! Ich weiß nicht, was die dort mit ihm angestellt haben. Er hört mir gar nicht mehr richtig zu. Wenn ich ihm Vorwürfe mache, schaut er mich nur an und grinst.«
»Frau Ackermann!«
»Ja, Herr Palzki? Ach, da fällt mir ein, mein Mann will dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum haben. Wir hätten zu wenig Platz. Lächerlich, sage ich da nur. Wenn ich meine Kakteensammlung etwas zusammenrücke, passt so ein Bäumchen locker ins Wohnzimmer.«
Nun passierte etwas, auf das ich den Rest meines Lebens stolz sein kann: »Frau Ackermann, hier ist mein Wohnungsschlüssel. Nachher kommt der Heizungsnotdienst. Vielen Dank für Ihr Verständnis, auf Wiedersehen.«
Ein Traum! Ich hatte meine Nachbarin mit Erfolg unterbrechen und mein Anliegen vortragen können. Und dem nicht genug, konnte ich die Hölle ohne Konsequenzen verlassen, da das Stimmenwunder das erste Mal in seinem Leben sprachlos war.
Mit reichlicher
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