Wasserläufer (Aqua Stellata) (German Edition)
diesem Abend gut besucht und Lace kam sich vor wie in einem Strom, der ihn unbedingt mitreißen wollte.
„Wollen wir nicht vielleicht ins Hotel zurück?“, fragte er Antoia.
„Nein .“
„Weshalb nicht?“, erkundigte er sich verunsichert.
„Aus dem einfachen Grund, weil ich hier verabredet bin.“
„Mit wem?“
„Mit meinem ehemaligen zweiten Offizier.“
Lace zog die Augenbrauen nach oben.
„Man verabredet sich nicht am selben Abend mit zwei Männern. Ehemalig oder nicht!“
Antoia behielt ihre ausdruckslose Miene bei.
„Niklas ist ein ungewöhnlich gut aussehender Mann. Allerdings entspricht er dem Klischee. Er ist nicht der Allerhellste und im Fall eines Falles nicht hundertprozentig verlässlich.“
„Manchmal muss ein Mann nicht besonders helle sein“, bemerkte Lace. „Manches klappt auch bei eher unterdurchschnittlichem IQ.“
Antoia musterte ihn.
„Hast du Probleme mit deinem Selbstbild?“, fragte sie dann zuckersüß, und er musste doch lachen.
„Warum, zum Teufel, verabredest du dich mit dem Kerl?“
„Wir begegneten einander vor dem Büro des Admirals und er bat mich um ein Treffen. Es war zwischen Tür und Angel und ich konnte nicht herausfinden, warum er mich sprechen möchte. Da es irgendetwas Wichtiges sein könnte, habe ich zugesagt.“
„Und wenn er irgendwelche amourösen Absichten hat?“
„Dann habe ich ja einen finster blickenden Lace an meiner Seite, der auch hartnäckige Verehrer im Handumdrehen abschrecken dürfte.“
Als der ehemalige zweite Offizier dann zwischen den Seeschlangen und Schlammwühlen auftauchte, fühlte sich Lace seiner abschreckenden Wirkung nicht mehr ganz so sicher. Groß, breitschultrig und offensichtlich gut trainiert, machte der Flottenoffizier keinen nachgiebigen Eindruck. Seine Haut zeigte gesunde Solariumbräune und die Uniform entsprach wahrscheinlich sogar Antoias Anforderungen an korrekte Dienstkleidung. Kein Stäubchen und schon gar keine Knitterfalten waren zu sehen. Lace betastete unwillkürlich seine eigenen Wangen, um festzustellen, ob er auch so kompromisslos glatt rasiert war.
„Lace, mei n Schatz, das ist Niklas Arik, Erster Offizier auf dem Schlachtkreuzer New World. Niklas, das ist Master Brian Lace.“
Niklas Arik sah aus seiner souveränen Höhe von nicht weit unter zwei Metern auf Lace herab.
„Freut mich“, knurrte er.
„Ganz meinerseits“, erwiderte Lace.
Niklas Arik hatte die blauen Augen, die man zu seiner blonden, gebräunten Erscheinung erwarten durfte. Damit beäugte er Lace wie etwas bisher Unklassifiziertes in einem Aquarienbecken.
„Sie ware n doch auch in diesem Ausschuss“, sagte er und ließ es wie eine Frage ausklingen.
„War ich.“
Nach einem weiteren abschätzenden Blick sagte Niklas Arik: „Ich dachte, wir würden uns allein sehen, Commander.“
„Lace ist durchaus ver trauenswürdig“, gab Antoia zurück.
„Ach, so .“ Arik brauchte Zeit, das zu verdauen. Er starrte auf die vulcanarischen Schlammwühlen, die ihrem Namen alle Ehre machten und Wolken aus dunklem Schlamm aufwirbelten, zwischen denen die Tiere selbst kaum zu sehen waren.
„Was kann ich denn nun für dich tun, Niklas?“, fragte Antoia.
Arik rieb sich das kantige Kinn.
„Na, ja“ , sagte er, den Blick auf die Schlammwirbel gerichtet. „Eigentlich bin ich mir nicht sicher.“
„Sicher in Bezug worauf.“
„Nun, der Ausschuss ist ja aufgelöst und so weiter.“
„Ja?“
Arik setzte das Käppchen ab, drehte es in den Händen und rang sich schließlich durch, seinen nächsten Satz zu sagen.
„Es ist wegen Cassini .“
„Was ist mit ihm?“
„Er ist doch jetzt in der Kometenbeobachtung.“
„Und?“
„Ich habe mit ihm gesprochen.“
„Und wie geht es ihm?“, fragte Antoia geduldig.
„Oh, gut. Er ist verdammt dankbar, dass Sie das eingefädelt haben, Commander.“
„Und was wolltest du mir über Cassini erzählen?“
„Nun, er beobachtet doch die Kometen und alles.“
„Ja, Niklas?“
„Nun. Er meint, ich soll mit Ihnen reden, Commander.“
„Aha! Und worüber? Hat er Probleme?“
„Also, Probleme nicht, Commander. Es geht um die Beobachtungen, die er macht.“
„Hat er einen siebten Planeten entdeckte oder was? Jetzt komm mal damit heraus, Niklas!“
Niklas Arik zog die geraden Brauen zu haarigen Dreiecken zusammen.
„Tja, wie soll ich das sagen? Immer kommt er zu mir und alles das. Es ist wegen der Schiffe. Cassini sagt, sie fliegen einen falschen Kurs.“
„Welche
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