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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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    Peter schüttelte den Kopf.
    «Ich wollte gerade los, als du mit dem Taxifahrer aufgetaucht bist.»
    Er hielt kurz inne.
    «Und ehrlich gesagt habe ich auch keine große Lust dazu.»
    «Kann ich verstehen», sagte Manuela. «Aber er ist der Einzige, der uns weiterhelfen kann.»
    «Das bezweifle ich.» Peter sah sie mit seinen blauen Augen traurig an. «Willst du mitkommen?»
    «Gern. Aber wird er irgendwas zugeben, wenn ich dabei bin?»
    Er zuckte mit den Schultern.
    «Wer weiß, am Ende werdet ihr beiden noch ein richtig gutes Team.»

24
    Es kostete Lavinia Überwindung, ihr Handy wieder herzugeben, diese Schnittstelle zur Außenwelt und damit zu ihrer Rettung. Aber was sollte sie tun?
    Das Rechteck der Luke schob sich vor den blauen Himmel. Mit Getöse fiel sie in den Rahmen, der Boden erzitterte unter ihren Füßen, Lavinia zuckte zusammen und duckte sich, und von einer Sekunde auf die andere war es wieder dunkel. Sie würde sich nicht mehr von ihrem Platz rühren. Was, wenn sie die Luke in der Dunkelheit nicht wiederfände? Das durfte nicht passieren, sie musste sich alle Chancen offenhalten.
    Seine Schritte wurden leise und leichter und verschwanden schließlich ganz.
    Was hatte dieses merkwürdige Telefonat zu bedeuten? Mit wem hatte sie gesprochen? War das wirklich ein Polizist gewesen? Und wusste dieser Polizist, wo das Haus auf dem Wasser war? Durfte sie sich Hoffnung auf Rettung machen?
    Lavinia versuchte, sich die Stimme des Polizisten in Erinnerung zu rufen, der sie gestern Abend an ihrer Haustür gewarnt hatte. War es die gleiche wie die am Telefon? Das war schwer zu sagen, denn die Stimme am Telefon hatte merkwürdig, fast unmenschlich geklungen.
    Das war alles so verwirrend. Sie konnte sich nicht konzentrieren, und dabei musste sie doch all ihre Kraft darauf verwenden, hier rauszukommen!
    Lavinia streckte die Arme über den Kopf, berührte das Holz und befühlte es. Schließlich fand sie den umlaufenden Spalt, der die Umrisse der Luke markierte. Sie drückte dagegen. Sie bewegte sich! Einen halben Zentimeter konnte sie sie anheben, bevor sie einen Widerstand spürte.
    Mist!
    Sie hatte zwar nichts gehört, aber er musste sie verriegelt haben.
    Sie ließ sich auf die Knie sinken. Vielleicht fand sie ja eine morsche Stelle, immerhin stand das Haus im Wasser und schien sehr alt zu sein.
    In der stickigen Hitze ihres Gefängnisses begann sie, systematisch den Boden abzutasten.

25
    Sich zu betrinken war wesentlich angenehmer, als den Alkohol wieder aus dem Körper herauszubekommen. Unter der Dusche sehnte sich Eric Stiffler nach einer Flasche Rum. Er stellte das Wasser abwechselnd auf heiß und kalt. Der Temperaturwechsel machte ihn zwar wach, konnte aber nichts gegen dieses wattige Gefühl in seinem Kopf ausrichten. Immerhin verhinderte es klare Gedanken, das war durchaus angenehm.
    Leider musste er klar denken.
    Denn jetzt hing alles davon ab, ob er sich in den Griff bekam.
    Der Wassermann hatte ihm mit diesem Anruf eine Chance geboten, und die würde Eric nutzen. Er hatte Lavinia Wolff entführt, aber sie lebte noch und hatte ihm verraten, wo sie sich befand. Der Wassermann wollte ihn an den Ort locken, an dem alles begonnen hatte.
    Gut. Wenn dieser Irre es so wollte, dann würde er schon erleben, was dabei herauskam, wenn man ihn in die Ecke trieb. Eric war sich sicher, dass er mit ihm fertigwerden würde. Wie alle Psychopathen war auch der Wassermann ein Feigling, der sich immer nur schwächere Opfer aussuchte. Frauen, die sich nicht gegen ihn wehren konnten. Bekam er es aber mit einem gleichwertigen oder sogar stärkeren Gegner zu tun, würde er das Weite suchen. Das hatte er schon einmal getan. Aber diesmal würde Eric ihn nicht entkommen lassen. Diesmal würde er es zu Ende bringen.
    Als er zitternd vor Kälte aus der Dusche trat, torkelte er nicht mehr so stark wie noch auf dem Weg ins Bad – er hatte sich den kleinen Zeh und den Kopf am Türrahmen gestoßen –, war aber auch noch nicht standfest.
    Eric widerstand dem Impuls, sich abzutrocknen. Stattdessen ging er nass, nackt und frierend in die Küche, schüttete drei gehäufte Teelöffel starkes Instantpulver in eine große Tasse und setzte Wasser auf. Der Kaffee würde seinem Kopf schon auf die Sprünge helfen. Der Kaffee und die Aussicht, sein Leben vielleicht doch noch retten zu können.
    In jeder Katastrophe lag auch eine Chance.
    Alles, was seit gestern Nachmittag passiert war, konnte er mit dem grausamen Tod seiner Exfrau

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