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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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am Ufer gestanden, hatte telefoniert und aufgeregt mit den Armen gerudert, aber er hatte nicht einmal Anstalten gemacht, ins Wasser zu springen. Er hatte weder seine Schuhe ausgezogen noch Waffe oder Jacke abgelegt. Wahrscheinlich musste Manuela froh sein, dass er ihr wenigstens aus dem Wasser geholfen hatte. Schließlich war sie nur ein Frischling, und sicher konnte man von einem erfahrenen Ermittler nicht verlangen, für so jemanden sein Leben zu riskieren.
    Hätte Stiffler sie ertrinken lassen, wenn sie den Rückweg nicht geschafft hätte? Wenn das Etwas im Wasser auch sie angegriffen hätte?
    Sie musste eine Antwort darauf finden.
    Bisher war niemand von der Mordkommission Ufer bei ihr gewesen, außer Andreas Bader, der junge Kollege, der ihr beim Einsammeln der Wasserproben geholfen hatte. Er hatte blass ausgesehen, so als setze ihm der Fall zu, außerdem hatte er gefroren. Sein Haar war nass gewesen, wahrscheinlich hatte er geschwitzt beim Absuchen des schwer zugänglichen Ufers. Aus diesem See hatte er gestern eine Probe gezogen, aber aufgefallen war ihm dabei nichts. Er hatte sich für einen Moment zu ihr gestellt, sich an einer heißen Tasse Brühe aufgewärmt und sie gefragt, was überhaupt passiert war. Anscheinend waren auch bei ihm keine Informationen angekommen. Manuela hatte sich zurückgehalten und trotz ihrer Wut kaum etwas erzählt. Nach ein paar Minuten war er gegangen. Seitdem war Manuela allein.
    Eine Gestalt kam den Trampelpfad hinauf. Im Gegenlicht der am Seeufer aufgestellten Scheinwerfer war sie zunächst nur ein Schattenriss. Als er nur noch ein paar Meter entfernt war, erkannte Manuela Peter Nielsen.
    Er lehnte sich mit einem Arm an die geöffnete Tür und sah sie an. Er wirkte erschöpft. Laub hatte sich in seinem vollen blonden Haar verfangen, seine Kleidung war schmutzig.
    «Geht’s wieder?», fragte er mit sanfter Stimme.
    Manuela sah zu ihm auf. Sie saß im Fond des Rettungswagens zwar erhöht, dennoch überragte er sie immer noch um ein paar Zentimeter.
    Sie nickte.
    «Keine ernsthaften Verletzungen?»
    «Nur ein paar Kratzer von den Brombeerranken», erwiderte Manuela.
    Vielleicht würde er sie jetzt fragen, warum sie dann immer noch hier herumsaß, statt ihnen unten am Ufer zu helfen, und sie bereitete sich darauf vor, ihre Krallen auszufahren.
    Doch er nickte nur, und sein sonst harter Blick wurde für einen Moment weich und weit. Eine Sekunde später hatte er sich wieder unter Kontrolle.
    «Eric bat mich, mit Ihnen zu sprechen.»
    Manuela konnte ihre Überraschung nicht verbergen. Genauso wenig wie ihr spöttisches Lächeln.
    «Ist er selbst dazu zu feige?»
    «Es geht ihm nicht gut.»
    «Das hoffe ich doch. Wäre ja noch schöner, wenn es ihm gutginge. Versuchen Sie etwa, ihn in Schutz zu nehmen? Wissen Sie eigentlich, was hier passiert ist? Vielleicht hätten Sie mal ein Wort mit mir wechseln sollen und nicht nur mit Ihrem geschätzten Kollegen.»
    Nielsen ließ Manuela ausreden. Er ließ ihr sogar noch Zeit für eine weitere Tirade.
    «Das tue ich doch jetzt», sagte er, als sie fertig war. «Bisher weiß ich, was Eric mir erzählt hat. Ich weiß, dass Sie ins Wasser gegangen sind, um die Frau zu retten, und mir ist klar, wie viel Mut dazu gehört. Sie haben meinen vollen Respekt, und das meine ich ehrlich. Ich weiß aber auch, dass Eric diesen Mut nicht aufgebracht hat. Und das tut ihm leid.»
    Manuela schüttelte den Kopf.
    «Das glaube ich ihm erst, wenn er sich bei mir entschuldigt. Und solange er das nicht tut, sorge ich dafür, dass jeder erfährt, wie feige der Herr Hauptkommissar ist.»
    Nielsen sah sie fest an.
    «Sie kennen seinen Ruf nicht, oder?»
    «Bitte?»
    «Eric hat den Ruf, keinen Arsch in der Hose zu haben. Er geht keine Risiken ein. Ja, man kann auch sagen, er ist ein Feigling.»
    Nielsen stockte, sah an Manuela vorbei und tat so, als interessiere er sich für die Einrichtung des Rettungswagens.
    «Aber wissen Sie, welchen Ruf Ihnen das einbringen würde, wenn Sie die Sache breittreten?»
    Manuela reagierte nicht.
    «Den einer Petze, eines Kollegenschweins. Sie würden bei der Polizei nie wieder ein Bein auf die Erde bekommen, wenn Sie einen Kollegen wie Eric denunzieren. Er war hier mal eine große Nummer, das haben viele nicht vergessen, besonders Bender nicht.»
    «Hab ich gehört.»
    «Dann würde ich mir an Ihrer Stelle gut überlegen, was ich tue.»
    Manuela öffnete den Mund, aber Nielsen stoppte sie mit einer raschen Handbewegung.
    «Nein, das war

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