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Wassermanns Zorn (German Edition)

Wassermanns Zorn (German Edition)

Titel: Wassermanns Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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gab ja gar nicht auf. Er nahm einfach nicht mehr teil. Warum sollte er sich mit Jungs messen, die niemals so schnell schwimmen würden wie er? Wozu seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, wenn das Wissen darum doch reichte?
Er richtete sich auf, wischte sich mit dem Handrücken die Schweißtropfen von der Stirn, schirmte seine Augen gegen die Sonne ab und blickte auf den See hinaus.
Der leichte Wind hatte die violette Luftmatratze mit seiner Schwester darauf noch weiter hinausgetrieben. Bald würde sie am anderen Ufer landen. Das war Vogelschutzgebiet, niemand durfte dahin, auch sie nicht.
Sollte er sie zurückrufen?
Am westlichen Horizont bauten sich gewaltige Gewitterwolken auf. Für heute waren schwere Sommergewitter angekündigt, so wie die letzten Tage auch, ohne dass es auch nur ein einziges Mal gedonnert oder geblitzt hätte. Heute war es noch schwüler. Die Natur war so merkwürdig still, so, als würde sie sich auf einen Angriff vorbereiten.
Aber bis dahin würde sicher noch eine Stunde vergehen. Sollte sie ruhig noch so lange auf dem See herumtreiben, dann nervte sie ihn wenigstens nicht bei der Arbeit. Wenn er sich ranhielt, könnte er in einer halben Stunde mit der ersten Schicht Teerfarbe fertig sein und auch ins Wasser springen. Die zweite Schicht würde er erst morgen auftragen, wenn die andere durchgehärtet war.
Er tauchte den Pinsel in den Eimer, ließ ihn sich mit der dickflüssigen, schweren Farbe vollsaugen und klatschte ihn auf den Bootskörper. Er wollte eben beginnen, sie zu verteilen, als ihn etwas aus seinen Gedanken riss.
Eine helle Stimme.
Er sah auf den See hinaus.
Seine Schwester war nicht mehr auf der Luftmatratze. Er konnte sie nicht sehen, aber das Wasser neben der Matratze war aufgewühlt, und er meinte, ihren Arm immer wieder nach dem violetten Gummiteil greifen zu sehen.
Sie erlaubte sich bestimmt nur einen Spaß.
Er steckte den Pinsel in den Eimer und ging bis zum Ende des Stegs. Sie rief wieder. Waren das Hilferufe? Aber warum sollte der kleine Delfin im Wasser Hilfe brauchen?
Durch den Magen-Darm-Virus hatte sie in den letzten Tagen viel Flüssigkeit verloren und war sicher nicht hundertprozentig fit. Außerdem hatte sie lange in der Sonne gelegen, ihr Körper war also aufgeheizt. Was, wenn sie von der Matratze gefallen war und einen Schock oder einen Krampf bekommen hatte?
Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da war er schon im Wasser. Auch sein Körper war erhitzt, und das kalte Wasser war im ersten Moment ein Schock, aber er kümmerte sich nicht weiter darum, tauchte mit kräftigen Zügen vorwärts, durchbrach die Wasseroberfläche, orientierte sich kurz und kraulte auf seine Schwester zu.
Nach der Hälfte der Strecke hielt er inne, um nach ihr zu sehen.
Die hässliche violette Luftmatratze trieb allein davon, die Wasseroberfläche war ganz still.
Siiri war untergegangen!
Er kraulte weiter, noch schneller, gab alles, ließ auch dann nicht nach, als seine Arm- und Schultermuskulatur schon zu brennen begann.
Endlich erreichte er die Stelle, wo er sie zuletzt gesehen hatte.
Er trat Wasser und rief ihren Namen. Seine Stimme schallte über den Gorreg, doch eine Antwort bekam er nicht. Als sich seine Atmung beruhigt hatte, tauchte er unter.
Tauchte mit kräftigen Zügen und weitaufgerissenen Augen.
Die Sonne stand hoch am Himmel, ihre Strahlen drangen drei bis vier Meter tief, doch seine Schwester fand er nicht.
So weit konnte sie in der kurzen Zeit doch nicht abgesackt sein!
Er drehte sich im Kreis, suchte, spürte Verzweiflung und Angst, und endlich, endlich sah er etwas. Eine Bewegung, nur ein paar Meter entfernt. Er tauchte darauf zu, so schnell es ging.
Gebündelte Lichtstrahlen erfassten Siiris Körper, und es sah so aus, als würde sie sich daran emporziehen, doch ihre Bewegungen waren langsam und schwerfällig. Als er sie erreichte, wurde seine Luft knapp. Er war bereits seit einigen Minuten unter Wasser und musste unbedingt auftauchen. Vorher aber packte er seine Schwester bei den Hüften und versuchte, sie an die Oberfläche zu ziehen. Sie erschrak nicht, wehrte sich nicht, half ihm aber auch nicht. Sie wirkte schwach und lethargisch, als hätte sie bereits mit ihrem Leben abgeschlossen.
Mit letzter Kraft schaffte er es an die Oberfläche.
Gierig sog er die rettende Luft ein und versuchte den Kopf seiner Schwester über Wasser zu halten. Weil sie ihm aber nicht half, rutschte sie ihm immer wieder weg, als er versuchte, mit ihr zusammen die Luftmatratze zu

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