Wassermans Roboter
Deltawellen-Suchprojektors eine Trennwand auf, so daß sie wie eine echte, wirkliche Trennwand aussah und sich fest anfühlte. Damit der Professor die Umstellung seiner Wohnung nicht bemerkte, verkleinerte Erto die Ausmaße der anderen Räume ein klein wenig, indem er die Wände vorübergehend verschob, so daß der Schwund von einigen Quadratmetern gleichmäßig über die ganze Wohnfläche verteilt war und nicht ins Auge stach.
Einmal ertappte ihn der Professor in der Bibliothek. Erto telefonierte gerade mit Valentina und hörte im Gang Schritte, die ihm normalerweise als natürliche Warnung dienten. Für einen Augenblick blieb der Professor stehen, so als versuchte er sich an etwas Wichtiges zu erinnern. Erto stellte den Schirm auf, begriff aber dann, daß es bereits zu spät war, daß ihn der Professor gesehen hatte. Die Lösung fand sich im Nu. Erto verabschiedete sich halblaut von Valentina und machte dann das Netz stromlos (ein Mikrogenerator schickte Wechselströme in die Leitungen, die die Spannung löschten). Im Halbdunkel kletterte er auf einen Sessel, erleuchtete für einen Augenblick die Wohnung, schaltete erneut das Licht aus und verkündete schließlich beim vollen Schein der Luster, Tischlampen und anderen Leuchtkörper triumphierend:
»Fertig, Professor, jetzt ist das Stromnetz wieder in Ordnung!«
»Was ist denn eigentlich geschehen …?« fragte der Professor verdutzt. (Er hieß Alexander Alexandrowitsch, doch Erto hatte ein für allemal beschlossen, ihn bei ähnlichen Begegnungen höchst offiziell anzureden.)
»Was denn, Genosse Schestakow! Sie fragen noch … Wissen Sie, daß in Ihrer Wohnung eine Minute später ein Brand ausgebrochen wäre? Die Steckdose erwärmt sich, die Fassungen sind schlecht. Da, unterschreiben Sie … Und das nächste Mal rufen Sie uns selbst und warten nicht, bis sich die Geber einschalten, die durch einen glücklichen Zufall gerade in Ihrem Haus und auf Ihrer Stiege überprüft wurden. Zwingen Sie uns nicht, zu äußersten Maßnahmen zu greifen.«
So gesprochen, entfernte er sich und gab Professor Schestakow Gelegenheit, den Vorfall zu überdenken.
Einige Tage später entdeckte Erto, als er in der Bibliothek Schestakows arbeitete, ein von diesem auf dem Tisch zurückgelassenes Manuskript mit dem Titel Problem der Kontakte mit außerirdischen Zivilisationen. Das Manuskript stellte eine erfreuliche Entdeckung dar. Es scheint, ich bin an die richtige Adresse geraten, dachte Erto. Er überflog das Manuskript flüchtig. Es war ein Artikel für eine Zeitschrift und legte in aller Kürze die Ansichten Alexander Alexandrowitsch Schestakows zur Möglichkeit der Suche nach Spuren von Intelligenz in den kosmischen Weiten dar. Es ging hervor, daß sie schwieriger zu finden seien als eine Nadel im Heuhaufen.
Der erste Teil des Artikels endete mit der Schlußfolgerung: »Die durchschnittliche Entfernung zur nächsten Zivilisation beträgt wahrscheinlich Tausende von Lichtjahren.« Erto konnte nicht umhin, ein Fragezeichen hinter das Wort »Tausende« zu setzen. Dann machte er eine abwinkende Handbewegung, lächelte und besserte den Satz mit Bleistift so aus: »Die Entfernung bis zur nächsten vernunftbegabten Zivilisation beträgt nicht weniger als Zehntausende von Lichtjahren.« (Nachdem er den Artikel durchgesehen hatte, löschte er die Bleistiftkorrektur und ließ alles beim alten.)
Weiter ging es in der Arbeit um die Unmöglichkeit, irgendwelche Spuren von Tätigkeit derart weit entfernter Gesellschaften mit optischen Teleskopen zu entdecken. Anders sei es bei Radioteleskopen. Seit es sie gäbe, werde nach dem Funkschlüssel für die Verbindung, den Verkehr gesucht. Die jahrtausendelangen Pausen zwischen Funksendungen, die Fragen und Antworten enthielten, seien an sich kein unüberwindliches Hindernis gewesen. Die verschiedenen Entwicklungsstufen, Hierarchien der Zivilisationen – das sei es, was dem gegenseitigen Verständnis im Wege stehe. Wir werden sehen, dachte Erto.
VON DEN VERBRECHEN GEGENÜBER DER ZUKUNFT
Welta und den anderen war bereits klargeworden, daß alles Lebendige auf diesem Planeten einem gemeinsamen genetischen Code unterworfen war. Einen solchen Code gab es nur einen einzigen, und die verschiedenartigen Formen von lebendigem Protoplasma, von Bakterien, dem Auge unsichtbaren Algen und Riesen, märchenhaften Bewohnern des Ozeans und der Tropenwälder – alle waren sie einander in der Hauptsache, der Methode der Codierung ihrer Informationen auf
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