Wassermans Roboter
tun, wenn Professor Schestakow nicht zu Hause ist?«
Das war vor so langer Zeit, daß ich den freundschaftlichen Streich meines Kollegen vergessen hatte und mich nie daran erinnert hätte, wenn ich nicht Ihnen begegnet wäre. Es ist nämlich so, daß der auf der Zeichnung dargestellte Mann Ihnen in den allgemeinen Zügen ähnelt. Vielleicht kam es mir auch nur so vor. Auf jeden Fall begann ich nach Ihrem Besuch in meiner Bibliothek ernsthaft nachzudenken. Sagen Sie, kann überhaupt irgend jemand aufs Träumen verzichten?
Das ist der Grund, weshalb ich Ihr Gespräch mit Welta aufzeichnete. Die Aufzeichnungsanlage stellt die Grenzen unserer technischen Möglichkeiten dar, und Sie werden die Schwierigkeiten, die mit der Aufzeichnung der Sekundärionisation im Kanal verbunden sind, leicht verstehen. Ich zeichnete nicht die Töne selbst auf, sondern ihre Spuren (aus verständlichen Gründen wurden keine Funkwellen eingesetzt). Und stellen Sie sich vor, nach einigen Versuchen dechiffrierte ich die Signale unter Zugrundelegung derselben Gesetzmäßigkeiten, die wir für den Fall nehmen wollten, daß es uns gelingt, Signale aus dem Kosmos zu empfangen.
Ich bin immer mehr davon überzeugt, daß unsere Begegnung kein Zufall ist. Es ist nämlich nicht ausgeschlossen, daß das Problem der Kontakte sozusagen keine regelmäßige Struktur besitzt und für seine Lösung viele Begegnungen wie die unsere notwendig sind. Kaum jemand behält alle Einzelheiten in bezug auf die Expedition. Ich halte es für möglich, daß Sie und Ihre Kollegen in Unkenntnis darüber bleiben, welchen Beschluß das Gehirn des Schiffes unbemerkt suggeriert hat und weshalb.
Und ich tröste mich mit dem vielleicht seltsamen Gedanken, daß mein Brief Ihnen helfen kann. Nichtsdestotrotz bin ich mir bewußt, daß das Streben nach direkten Kontakten nicht nur von unserem und Ihrem Wunsch abhängt, sondern noch von anderen Gründen, deren Aufzählung keinen Sinn hat. (Darunter zweifellos auch die allgemeine Bereitschaft, die Kontakte nur im Namen gerechter Ziele zu nützen, ungeachtet dessen es auf unserem Planeten noch so viel dafür zu tun gilt!)
Jetzt und heute kann ein Kontakt nicht allumfassend sein – er kann deshalb nur eine Episode sein, eine Vorbereitung auf die Zukunft. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen Erfolg bei Ihrer Arbeit. Ich werde wahrscheinlich längere Zeit in Mittelasien aufgehalten werden.
Alexander Schestakow
AN DER SCHWELLE
Die Entdeckung des Planeten hatte stattgefunden, eine echte kosmische Neuheit sich eingestellt, vergessen waren die perlmuttfarbenen Kometenschwänze, geschmolzen die eisigen Nebel in den schwarzen Weiten, Riesenhimmelskörper hatten geleuchtet auf dem Weg hierher und zum grünenden, von einer gelben Sonne gewärmten Planeten geführt. Je mehr er über die Gemächlichkeit seiner Flüsse, über die nicht von Menschenhand geschaffenen Teppiche und weiß verschneiten Weiten nachdachte, um so mehr verzauberte ihn der ungewöhnliche Zustand der Natur – an der Grenze zwischen Schlaf und Erwachen. Sanft begleitete er den Traum. Hatte er früher gewußt, was das ist, ein Traum? Kaum. Denn jene andere Welt war nicht so zugeschnitten, das Vorstellungsvermögen konnte kaum das bereits Geschehene aufnehmen, und erst gegen Ende des Lebensweges erreichte das menschliche Denken die Horizonte des Wissens (selbstverständlich mit Hilfe von Kristallbibliotheken, die Milliarden von Bänden verwahrten, sowie elektronischen Bibliographen, die unsichtbar in diesem Chaos herumreisten).
Die beschwingten Tage über den Wäldern und Meeresbusen, die blendend schwarzen Gewitter, die fliegenden Regenbögen und das trübe Antlitz des Herbstes waren schwierig aufzuzeichnen mit Hilfe logischer Symbole. Er erinnerte sich: am allerersten Tag, kaum daß das Schiff gelandet war, berechnete das Elektronengehirn das Wetter für fünf Tage im voraus. Ein Fehler schien unwahrscheinlich: die winzigen Rechnermoleküle arbeiteten mehrere Stunden. Für den fünften Tag war Unwetter vorausgesagt. Er zog den Regenmantel, wasserundurchlässige Stiefel, einen warmen Pullover an, obwohl der Morgen klar war. An diesem Tag traf er Valentina. Die Sonne begleitete sie bis an ihr Haus. Der purpurrote Sonnenuntergang blieb ihm ein Rätsel, sogar ein größeres als der Gravitationskollaps. Das Manöver des Umfliegens des toten Sterns hatte die Maschine doch einwandfrei berechnet. In der kosmischen Leere, welche die reine Harmonie der physikalischen
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