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Wassermans Roboter

Wassermans Roboter

Titel: Wassermans Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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recht. So ein teures Geschenk … Wo soll er schlafen? – Wie sollen wir sein Essen bezahlen?
    Ja, dachte er besorgt, von dem kleinen Betrag, den sie monatlich von der Staatlichen Einkommensentlastung bekamen, konnten sie sich kaum selbst am Leben erhalten … Aber, daß er nicht gleich daran gedacht hatte! »Roboter brauchen doch nichts zum Fressen«, sagte er hämisch. Typisch für Wamp, daß sie das nicht wußte. »Und soll er doch im Schrank schlafen.«
    Kein Roboter – Androide, schrieb sie. Kaffee getrunken.
    Tatsächlich – daran hatte er natürlich nicht gedacht. Und geraucht hatte er auch. Das Beste wäre, ganz offen mit ihm zu reden, um herauszufinden, wie es wirklich damit stünde. Er brauchte nicht zu erfahren, wie arm sie waren, aber er müßte doch verstehen …
    Unserem Sohn zurückgeben, schrieb sie.
    Er schüttelte heftig den Kopf. Außerdem, wo wohnte Ron – nein, Vik? Die Adresse hatte er vergessen, und die Visophonnummer auch, sonst hätte Anna ihn noch von der Zelle in der Passage unten anrufen können. Aber jetzt, wo der Kerl einmal da war, wollte Onno ihn nicht mehr missen.
    Das Menschlein machte ein Butterbrot. Sie war bestimmt verärgert – nie konnte er mit ihr etwas richtig durchsprechen. Er kehrte ihr den Rücken zu und ging ins Wohnzimmer. Dort war es ziemlich dunkel, doch Duiker kannte den Weg so gut, daß er nicht hinzuschauen brauchte. »Tja«, sagte er, und schaute mit einem Seufzer durchs Fenster. Hin und wieder tauchte kurz ein Himmelslicht zwischen den Wolken auf. Er stellte sich gerne vor, daß die Nacht mit ihm flirtete, wie eine Verführerin, die absichtlich langsam und immer etwas zu spät ihren Rock über die Knie zog.
    Das I Ging war heute zu kurz gekommen. Er legte das Buch und die Schachtel mit den Schafgarbenstengeln auf ihren Platz zurück und schaute sich neugierig nach dem Roboter um, der in der dämmrigen Dunkelheit still auf seinem Stuhl saß, wie ein richtiger Mensch. Für einen kurzen Augenblick hatte Duiker den Eindruck gehabt, daß die Augen des Androiden fluoreszierten wie die Zeichen auf der Astro-Pendüle.
    Er setzte sich und entdeckte, daß die Zigarre von seinem Sohn halb aufgeraucht im Aschenbecher lag. Die würde er gleich, nach dem Essen … »Wie – wie war Ihr Name auch wieder?« fragte er und kam sich dabei lächerlich vor. »Sie« – zu einem Roboter! Und doch wäre es ihm ungehörig erschienen, ihn einfach mit »du« anzusprechen. Idiotisch eigentlich … bei so einem aufgemotzten Staubsauger.
    Weil es so dunkel war, konnte er nicht erkennen, ob sich die Lippen des Androiden bewegten, und hören konnte er nicht. Er deutete mit den beiden Zeigefingern auf seine Ohren und reichte dem Roboter den Notizblock und den Stift. Der Apparat schien keine Probleme damit zu haben, ihn zu verstehen. Mein Name ist JGB 1985, schrieb er, und ich werde Bally genannt.
    Als das Menschlein mit Milch und einem Teller mit Broten hineingeschlurft kam, war er mit dem Androiden mitten in einer lebhaften Unterhaltung. Plötzlich schaltete Anna die Stehlampe wieder ein – aus purem Eigensinn, dachte er –, aber es gefiel ihm, daß er ihren Gast, ihr Geschenk, ihren Sklaven – er wußte nicht, wie er es nennen sollte – jetzt betrachten konnte, und sein Gesichtsausdruck gab der Konversation mehr Tiefe. Er sah nun, daß der Roboter auch perfekte Zähne hatte.
    Bally wies höflich das Brot zurück, das die Frau ihm anbot. Er schrieb, er esse manchmal aus Geselligkeit etwas mit, der Form halber; doch seine Nahrung befände sich in einer Fusionszelle. Dabei deutete er auf seine Brust. Das hätte Duiker gerne gesehen, aber darum konnte er unmöglich bitten – das hieße zu weit gehen.
    Er brachte die Teller und Tassen in die Küche. Es störte ihn, daß das Menschlein sie nicht sofort abwusch wie sonst immer. Ihm schien, als wäre sie immer noch eingeschnappt und würde argwöhnisch verfolgen, was sie besprachen. Vielleicht war sie eifersüchtig, weil er trotz seines schlechten Gehörs mit dem Fremden gut zurecht kam. Er vermied es, eine Anrede zu benutzen, doch einmal hatte er »du« gesagt, und darauf hatte der Roboter ganz normal reagiert.
    Das Menschlein sagte nicht viel und machte keine Anstalten, ihr Schläfchen zu halten, wie sie es gewohnt war. Er blätterte unterdessen meist am Fenster in Büchern, in denen die Zähne der verschiedensten historischen und prähistorischen Wesen abgebildet waren; man konnte daran erkennen, wie sie voneinander abstammten. Wirklich

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