Wassermelone: Roman (German Edition)
Ordnung?«
»Bestens«, sagte ich, »bestens – ach übrigens, wann kann ich wieder Verkehr haben?«, fragte ich ihn aus heiterem Himmel.
( Warum hatte ich das wissen wollen?)
»Jederzeit, Ihre sechs Wochen sind um«, sagte er freundlich. »Sie könnten an Ort und Stelle anfangen.«
Er warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. Dann hörte er unvermittelt auf, wahrscheinlich traten Bilder vor sein inneres Auge, wie ein Ehrenausschuss seiner Standesvertretung den Antrag stellte, ihm die Approbation zu entziehen.
Der Grat zwischen einem guten Umgang mit Patienten und Anzüglichkeit ist hauchdünn. Irgendwie hatte Dr. Keating den Unterschied noch nicht bemerkt.
»Ähem«, sagte er und hörte zu lachen auf. »Ja, also jederzeit.«
»Wird es weh tun?«, fragte ich besorgt.
»Am Anfang ist es vielleicht ein bisschen unbehaglich, aber schmerzen dürfte es eigentlich nicht. Sagen Sie Ihrem Mann, er soll besonders rücksichtsvoll sein.«
»Meinem Mann? «, fragte ich überrascht.
An James hatte ich nicht einmal gedacht .
»Ja, Ihrem Mann«, sagte er, gleichermaßen überrascht. »Sie sind doch verheiratet, nicht wahr, Mrs. äh, Mrs. Webster«, fragte er und blätterte in seinen Unterlagen.
»Selbstverständlich«, sagte ich und errötete. »Aber ich wollte mich einfach nur, äh, ganz allgemein erkundigen.«
»Oh«, sagte er knapp.
Schweigen und Dr. Keatings Verwirrung hingen schwer in der Luft.
Zeit, dass wir verschwinden, dachte ich. Komm, Kate . Wir gingen nach Hause.
»Na, wie war’s?«, fragte meine Mutter, als sie uns die Tür öffnete.
»Könnte nicht besser sein«, sagte ich. »Kate nimmt gut zu, hat die Säuglingsschwester gesagt.«
»Und wie geht es dir?«, fragte sie.
»Offenbar tipptopp – ich kann auf meine Vagina stolz sein.«
Mum warf mir einen missbilligenden Blick zu.
»Kein Grund, ordinär zu werden«, tadelte sie mich.
»War ich nicht«, begehrte ich auf.
Großer Gott, wenn ich ordinär wäre, wüsste ich das.
»Komm rein und trink ’ne Tasse Tee mit mir, bevor die nächste Serie anfängt«, sagte meine Mutter.
»Äh, hat jemand angerufen, als ich weg war?«, fragte ich betont beiläufig, während ich ihr in die Küche folgte.
»Nein.«
»Oh.«
»Wieso, wer hätte denn anrufen sollen?«, fragte sie und musterte mich.
»Niemand«, sagte ich und stellte Kates Trageschale auf den Küchentisch.
»Warum hast du dann gefragt?«, wollte meine Mutter in einem Ton wissen, der mich daran erinnerte, dass sie auf keinen Fall ein Dummkopf war, auch wenn sie sich manchmal so aufführte.
»Und nimm das Kind vom Tisch!«, sagte sie, wobei sie mit einem Geschirrtuch nach meinem Arm schlug. »Von dem wird gegessen.«
»Die ist ganz sauber«, protestierte ich empört.
Frechheit. Schließlich wusch ich Kate unaufhörlich. Sie war von Kopf bis Fuß frei von Krankheitserregern. Es hätte die größte Mühe gekostet, an ihr auch nur einen einzigen Krankheitserreger zu finden. Mein Kind war eine keimfreie Zone.
Also hat Adam nicht angerufen, überlegte ich, während ich meinen Tee trank.
Ob er immer noch wütend auf mich war?
Vielleicht würde er mich nie wieder anrufen. Ich konnte es ihm wirklich nicht übelnehmen, so neurotisch und streitsüchtig, wie ich mich aufgeführt hatte. Da ich seine Nummer nicht hatte, konnte ich es nicht bei ihm versuchen. Das dürfte das Ende der Beziehung sein. Das Abenteuer, das nie stattgefunden hatte. Die leidenschaftliche Affäre, die nie ihre Krönung gefunden hatte. Die durch die Umstände getrennten Seelenfreunde. Menschen, die einander aus der Ferne lieben.
Andererseits war es nicht einmal Mittag. Gib ihm eine Chance .
Aber er rief nicht an. Den ganzen Nachmittag lungerte ich im Haus herum, gelangweilt und unbefriedigt.
Ich wollte nichts tun. Ich mochte nicht lesen. Kate wimmerte und schrie, und ich hatte nicht viel Geduld mit ihr.
Halbherzig sah ich mir mit meiner Mutter die Nachmittagsserien an, weil mir kein einleuchtender Grund dagegen einfiel.
Es wäre mir lieber gewesen, mehrere drittklassige australische Dramen mit immer wieder denselben Schauspielern durchzustehen, als mich noch einmal mit meiner Mutter darüber zu unterhalten, dass ich seit dem Studium Rosinen im Kopf hatte.
Sie wusste, dass etwas nicht stimmte.
»Warum so bedrückt«, sagte sie.
»Wie kommst du darauf?«, blaffte ich sie an.
»Entschuldige«, sagte sie. »Gott weiß, dass du es nicht leicht hast.«
Damit hatte sie ja nun wirklich recht.
Aber offensichtlich bezog
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