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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sie sich auf mein Verhältnis zu James und nicht darauf, dass ich mit Adam keins hatte.
    »Nein, entschuldige du«, sagte ich. Es tat mir ziemlich leid, dass ich sie so angegiftet hatte.

    Erst als mein Vater um sechs den Schlüssel in der Haustür herumdrehte, fiel mir voll Schrecken ein, dass ich James nicht angerufen hatte.
    Verdammt, verdammt, verdammt. Ich hatte es wirklich vorgehabt, es aber wegen all der wichtigen Dinge – das große Ereignis des Arztbesuchs und das noch größere Ereignis, dass Adam nicht angerufen hatte – vollständig vergessen. Ich beschloss, gleich am nächsten Morgen als Erstes bei James anzurufen.

    Die Katastrophe rund um das Abendessen lenkte mich eine Weile ab.
    Helen kam mit Dad nach Hause und verlangte, dass das Abendessen bei McDonald’s geholt würde.
    »Nein, Helen«, gab mein Vater lautstark zurück. »Zu McDonald’s gehen wir nur an Feiertagen.«
    »Das ist idiotisch«, schrie sie zurück. »Andere Familien, normale Familien, holen sich ihr Essen an gewöhnlichen Tagen bei McDonald’s.«
    Sie konnte sehr grausam sein.
    Schließlich setzte sie sich wie gewohnt durch, und als Ergebnis brauste Dad wie ein Grand-Prix-Fahrer mit einer langen und komplizierten Besorgungsliste zu McDonald’s.
    Helen brüllte ihm nach: »Keine Gürkchen auf dem Viertelpfünder!« Aber er war schon davon.
    Schamlos hing ich den größten Teil des Abends wie eine Klette an Helen, in der Hoffnung, dass sie irgendetwas über Adam sagte.
    Natürlich hätte ich den Stier bei den Hörnern packen und sie einfach nach seiner Nummer fragen können, da sie ohnehin nicht seine Freundin war.
    Aber ich brachte es nicht über mich. Zwar wusste ich von ihm, dass er sich nicht für sie interessierte, aber ich war keineswegs sicher, wie sie zu ihm stand.
    Nach dem Abendessen, das der arme Dad übrigens vollständig falsch besorgt hatte – Gürkchen auf Mums Apfelkuchen, Cheeseburger statt Viertelpfünder mit Käse (was ihm natürlich den Vorwurf »Geizkragen« eintrug), Cola statt Diät-cola –, wurde Helen von Dad zum Lernen auf ihr Zimmer geschickt.
    Der armer Dad hatte scheinbar eine Art Selbstsicherheitstraining absolviert.

    Erstaunlicherweise ging Helen auf ihr Zimmer, ohne mehr als andeutungsweise zu maulen. Sie nannte Dad einen Mistkerl und zog Vergleiche zwischen den Zuständen in unserem Hause und denen im Dritten Reich. Aber sie ging. Das grenzte an ein Wunder.
    Ich wartete einige Minuten, dann nahm ich Kate, ging mit ihr nach oben und klopfte an Helens Tür. Eine Weile hörte man Rumoren. Sie schien etwas in ihrem Bettkasten verschwinden zu lassen.
    »Gott im Himmel, Claire, tu das ja nicht noch mal! Ich dachte schon, es wäre Dad«, rief sie mit weit aufgerissenen Augen und bleichem Gesicht. Aus dem Spalt zwischen Bett und Wand kramte sie eine Zeitschrift hervor, die Wahre Verbrechen oder so ähnlich hieß.
    »Lernst du überhaupt jemals? «, fragte ich sie neugierig.
    »Nö«, sagte sie verächtlich.
    »Und was ist, wenn du durchfällst?«, fragte ich, während ich mich auf ihr Bett setzte.
    »Komm, gib sie mir«, sagte Helen und nahm mir Kate aus den Armen. »Ich fall schon nicht durch«, fuhr sie fort.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das weiß ich eben«, versicherte sie mir.
    Gott, hätte ich doch ihr Selbstvertrauen!
    »Und wie läuft das Studium so im Allgemeinen?«, fragte ich, in der Hoffnung, damit das Gespräch auf Adam zu bringen.
    »Ganz ordentlich«, sagte sie. Mein Interesse schien sie zu überraschen. Adam erwähnte sie mit keinem Ton. Ich brachte es einfach nicht fertig, sie zu fragen. Dann hörte ich das Telefon klingeln. Es war an jenem Tag das erste Mal.
    Wie ein geölter Blitz war ich vom Bett aufgesprungen und die Treppe hinuntergerannt.
    Gott sei Dank habe ich sie nicht um Adams Nummer gebeten, beglückwünschte ich mich selbst erleichtert. Damit hätte ich meine Karten auf den Tisch gelegt, und das war jetzt nicht mehr nötig!
    »Hallo«, sagte ich, wobei ich versuchte, meiner Stimme einen angenehmen, unneurotischen – und gleichzeitig bedauernden – Klang zu geben.
    Tut mir leid, Adam, ich will dich nie wieder schlecht behandeln .
    »Ja, hallo, kann ich mit Jack Walsh sprechen?«, sagte eine Stimme.
    Mein erster Gedanke war, warum um Himmels willen Adam mit meinem Vater sprechen wollte. Dann ging mir auf, dass am anderen Ende gar nicht Adam war. Der Dreckskerl! Wie konnte er es wagen!
    Da hatte ich mir auf der Treppe fast den Hals gebrochen, und dann war er nicht

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