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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ihrer Slips mit einem Mal eine riesige baumwollene Herrenunterhose anzog.
    Immer vorausgesetzt, dass sie das Bedürfnis hatte, ihre Unterwäsche zu wechseln. Es war nicht einmal sicher, ob sie überhaupt welche trug.
    Ich meinte einmal von ihr gehört zu haben, Kleidung – vor allem Unterwäsche – zu tragen sei eine Art Faschismus. Verschwommene Äußerungen darüber, dass die Haut atmen muss und das Blut in den Adern nicht behindert werden darf, führten mich zu der Vermutung, dass auf Annas Prioritätenliste das Tragen von Unterwäsche unter Umständen keinen Spitzenplatz einnahm.
    Mit einem gequälten Seufzer nahm ich den Unterhosenstapel wieder auf.

13
    F ür den Abend hatte ich mich mit Laura in einer Kneipe verabredet.
    Hier sollte ich wohl ein paar Hintergrundinformationen nachliefern.
    Seit unserem gemeinsamen Studium sind Laura, Judy und ich befreundet. Judy lebt in London und Laura in Dublin.
    Ich hatte Laura nicht mehr gesehen, seit ich – ohne Mann, dafür mit Kind – aus London geflohen war, hatte aber des Öfteren mit ihr telefoniert. Dabei sagte ich ihr, dass ich viel zu deprimiert sei, um mich mit ihr zu verabreden.
    Als gute Freundin zeigte sie sich nicht gekränkt, sondern erklärte, ich solle mir keine Sorgen machen. Irgendwann würde es mir schon bessergehen, dann könnten wir uns treffen.
    Worauf ich erwiderte, dass es mir nie bessergehen und ich sie nie wiedersehen würde, es aber wunderbar gewesen sei, sie zu kennen.
    Ich hatte den Eindruck, dass sie im Verlauf des vergangenen Monats ein paarmal meine Mutter angerufen hatte, um sich unauffällig nach dem Zustand meines Herzens (bei der letzten Untersuchung nach wie vor gebrochen), meiner geistigen Gesundheit (immer noch äußerst labil) und meinem derzeitigen Beliebtheitsgrad (so miserabel wie noch nie) zu erkundigen.
    Mich selbst hatte sie in Ruhe gelassen, wofür ich ihr wirklich dankbar war.
    Da ich mich inzwischen sehr viel besser fühlte, rief ich sie an und schlug vor, uns in der Stadt auf einen Drink zu treffen. Dieser Vorschlag schien Laura zu entzücken.
    »Wir werden uns einen antrinken«, sagte sie voll Begeisterung. Ich bin nicht sicher, ob das eine Anregung oder eine Vorhersage war. Auf jeden Fall war es beschlossene Sache.
    »Könnte gut sein«, meinte ich – sofern unsere Begegnungen der letzten zehn Jahre als Maßstab dienen konnten.
    Ich war ziemlich beunruhigt, denn ich hatte ganz vergessen, was für ein hemmungsloser Genussmensch Laura war. Selbst den römischen Kaisern hätte sie noch einiges beibringen können. Meine Mutter erklärte sich bereit, sich um Kate zu kümmern.
    Nach dem Abendessen (tiefgefrorener Rindfleisch-Auflauf mit Kartoffelbrei aus der Mikrowelle, gar nicht mal schlecht) ging ich nach oben, um mich zurechtzumachen – seit mich mein Mann verlassen hatte, ging ich zum ersten Mal wieder aus.
    Immerhin ein bedeutender Anlass. Ein bisschen wie der Verlust meiner Jungfräulichkeit, meine Erstkommunion oder meine Eheschließung. Etwas, das im Leben nur einmal passiert.
    Ich hatte nichts, aber auch gar nichts anzuziehen. Allmählich tat es mir richtig leid, dass ich all meine wunderschönen Sachen in London zurückgelassen hatte. Wie dumm, wie märtyrerhaft! Wie ein zum Tode Verurteilter auf dem Weg zum Galgen hatte ich theatralisch geheult und beteuert, dass mein Leben vorüber sei und ich an meinem Bestimmungsort nie wieder etwas anzuziehen brauchte. Mein Bestimmungsort war aber lediglich Dublin, nicht das Jenseits.
    Großer Gott, wie erbärmlich. Ich hätte wissen müssen, dass ich mich irgendwann wieder mehr oder weniger normal fühlen würde. Nicht unbedingt übermäßig oder auch nur annähernd glücklich, aber imstande, das Leben zu meistern.
    Angesichts dessen, dass all meine schönen Sachen in einer anderen Stadt waren, blieb mir nur die Wahl, Helen ein paar zu entwenden. Sie würde toben, das war klar.
    Aber offenbar war sie ohnehin schon wütend auf mich, weil ich ihrer Ansicht nach auf ihren Freund scharf war – was also hatte ich zu verlieren? Wenn schon, denn schon.
    Wie außer mir durchwühlte ich Helens Kleiderschrank. Sie hatte wirklich tolle Sachen. Ich fühlte wieder Leben in mir. Ich liebte schöne Klamotten.
    Ich war wie jemand, der in der Wüste kurz vor dem Verdursten zufällig über einen Kühlschrank voll mit eisgekühlten Flaschen 7-Up stolpert.
    Ich hatte viel zu viel Zeit in Mums Nachthemd verbracht. Mein Blick fiel auf eine Art bordeauxfarbenes Schürzenkleid. Genau das, was

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