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Wassermusik

Wassermusik

Titel: Wassermusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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weiß, daß du darauf erpicht bist, nach
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zurückzukehren, aber jetzt wäre die Reise unmöglich.»
    Am 19.   Dezember trieb Taura all seine Schulden im Ort ein und brach den Niger aufwärts in die Stadt Kancaba auf, um dort Sklaven für den Marsch zum Gambia einzukaufen. Nach einem Monat kehrte er mit einer neuen Frau (seiner vierten) zurück und dreizehn halbwegs marktfähigen Sklaven, die also alle die erforderliche Anzahl von Gliedmaßen und Augen besaßen. Der Entdeckungsreisende war überglücklich, als sein Wohltäter durch die Tür trat. Voller Ungeduld hatte er die Tage gezählt und sich in jeder wachen Minute den Gedanken an Ailie und die Afrika-Gesellschaft hingegeben. Er hatte sich vorgestellt, wie er in prächtigem Putz, mit glänzender Seidenkrawatte und einem neuen Flanelljackett, auftreten würde, um Sir Joseph Banks und Durfeys und den anderen Vorträge zu halten, eine Legende zu Lebzeiten. Leid und Entbehrungen waren vorbei. In zwei Monaten würde er die Hauptattraktion von London sein. Karfa Taura legte den Arm um seine Schultern. «Die Flüsse sind gefallen», sagte er, «das Gras ist abgebrannt, die
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haben ihre Ware zusammen. Am 1.   Februar brechen wir auf.»
    Doch der 1.   Februar kam und ging. Suleiman war nach Sibidulu gegangen, um irgendwelche unbedeutenden Schulden einzutreiben; Hamid und Madi Konko hatten ihren Proviant noch nicht beisammen; der Mond stand in der falschen Ecke des Himmels. Ausreden. Der Monat verging darüber. Und jetzt, da der März anbrach, machten die
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geltend, man solle die Abreise verschieben, bis der Ramadan vorbei sei. Aus März wurde April, und immer noch regierte der Fastenmond. Eines Nachts in der Monatsmitte war dann plötzlich ganz Kamalia auf der Straße vor der Freiluftmoschee versammelt und spähte nach der schmalen Sichel des Mondes, deren Auftreten das Ende der Ramadan-Fastenzeitsignalisieren und allen Reisenden ein gutes Omen bedeuten würde. Der Entdeckungsreisende stand mitten im Gedränge der laut singenden Mandingos und sah angewidert zum wolkenverhangenen Nachthimmel hinauf. Stunden verstrichen. Mehrere Dorfbewohner gaben es auf und kehrten mit dem Entschluß in ihre Hütten zurück, einen weiteren Tag zu fasten. Doch dann riß, um Mitternacht, die Wolkendecke auf, und die fahle Mondsichel steckte ihre Spitzen hindurch, begrüßt von einem Chor aus Schreien, Jubelrufen und Pistolenschüssen: Der Ramadan war beendet.
    Wie alle anderen war Karfa Taura von der Erregung mitgerissen. Er ließ alle Würde fahren und hüpfte herum wie ein Einpeitscher beim Fußballendspiel. Feuer erhellten den Himmel, das Tohuwabahu schwoll an wie eine Welle. Karfa ergriff Mungos Arm und brüllte ihm ins Ohr: «Morgen bei Tagesanbruch geht’s los!»
     
    Das Licht arbeitete sich in kaum merklichen Sprüngen auf dem Nachthimmel voran, als der Sklavenzug sich allmählich vor Karfa Tauras Haus zusammenfand. Dreiundsiebzig Menschen und sechs Esel scharrten im Staub herum; Man wartete, daß die Sonne hinter den Hügeln aufging. Fünfunddreißig in dem Pulk waren Sklaven, die an der Küste verkauft werden sollten. Die übrigen waren fahrende Kaufleute,
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und deren Frauen und Diener. Zur Abrundung bestand die Gruppe außerdem aus Mungo und sechs
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(Sängern), deren stimmliche Talente sich bestens eigneten, um auf dem mühseligen Marsch für Abwechslung und in den Dörfern längs des Weges für einen herzlichen Empfang zu sorgen. Sobald die ersten bleichen Strahlen die Baumwipfel erhellten, begann ein wildes Auf- und Zuschnüren von Satteltaschen, man hustete in die hohle Hand, klärte allerletzte Details oder bohrte sich tatenlos im Ohr. Dann zogen sie los, verließen Kamalia in geordnetenMarschreihen, vorneweg Karfa Taura, Suleiman und die Sänger. Als sie den Gipfel eines Hügels zwei Meilen vor der Stadt erreicht hatten, mußten sich alle hinsetzen, die Hälfte der Gruppe mit dem Gesicht nach Westen, die andere blickte zurück nach Kamalia. Dann sprach Suleiman näselnd ein endloses feierliches Gebet, worauf zwei der anderen
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dreimal im Kreis um die Karawane gingen, mit ihren Speerschäften Zeichen in den Boden kratzten und irgendeinen unverständlichen Gute-Reise-Zauber murmelten.
    Als man sich wieder in Bewegung setzte, bemerkte der Entdeckungsreisende, daß einige der Sklaven Mühe beim Gehen hatten. Sie stolperten unter ihrer Last, liefen krummbeinig und unsicher, schwankten von einem Fuß auf den anderen wie müde Trinker.

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