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Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Watch Me - Blutige Spur (German Edition)

Titel: Watch Me - Blutige Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Dann packte er ihre Sachen, schleppte den Koffer aus dem Schlafzimmer und schloss ab. Das Ladegerät für ihr Handy hatte er nicht gefunden, und er fragte sich, ob sie es womöglich in Kalifornien vergessen hatte. Er öffnete die Tür zu seinem Truck und entdeckte eine Riesenschachtel Kondome auf dem Sitz.
    Obenauf lag ein Zettel. Er war ziemlich sicher, dass Amy ihn geschrieben hatte. Warte wenigstens, bis sie wieder laufen kann …

7. KAPITEL
    John Wyatt schlief zurzeit nicht besonders gut, also hatte er sich eine Woche freigenommen. Er arbeitete als Hausmeister an der Highschool und war schon so lange an der Schule, dass er genügend Urlaub angespart hatte, den er ohnehin irgendwann nehmen musste. Doch er hätte sich mit ein, zwei Tagen begnügen sollen. Sobald der Urlaub länger dauerte, hatte er zu viel freie Zeit. Er wusste nicht, wie lange er schon auf das Bild seines Sohnes starrte, den er mehr geliebt hatte als alles andere auf der Welt. Er wusste nur, dass Jason fort war. Für immer.
    Manchmal fiel es John selbst nach zwölf Jahren noch schwer, das zu glauben. Dann wachte er morgens auf und glaubte, er hätte einen Sohn, der alles war, was ein Mann sich nur wünschen konnte, einen Sohn, auf den er stolz sein konnte. Und dann fiel ihm ein, dass die einzigen Kinder, die er noch hatte, Robert und Owen waren. Robert, an dem es nichts zu bewundern gab, und Owen, der so gebildet und zurückhaltend war, dass er fast … kauzig war. Cain zählte er natürlich nicht. John hatte seinen Stiefsohn noch nie mitgezählt.
    Er hob den Blick zu der kleinen Schachtel, die er in der Hand hielt, zögerte und öffnete schließlich den Deckel. Auf dem blauen Samt funkelte der Diamantring mit einem halben Karat. Vor fast einem Monat hatte er ihn für seine Freundin Karen gekauft. Er hatte geplant, um ihre Hand anzuhalten, indem er mitten während ihrer Englischstunde in den Klassenraum ging und ihr vor allen Schülern einen Antrag machte. Er wusste, dass es den Kids großen Spaß machen und dass Karen die Aufmerksamkeit genießen würde. Sie hatte es verdient, dass ihr erster Heiratsantrag etwas ganz Besonderes wurde.
    Doch diese Pläne hatte er gemacht, bevor man die Waffe, mit der Jason getötet worden war, in Cains Blockhütte gefunden hatte.
    Mit einem bitteren Lachen klappte John den Deckel zu und stand auf, um den Ring zurück in die Schublade mit der Unterwäsche zu werfen. Er würde ihr den Antrag irgendwann machen. Er und Karen waren füreinander bestimmt. Sie war die Belohnung, die er sich nach all den Jahren der Traurigkeit verdient hatte, seit seine erste Frau bei Roberts Geburt gestorben war.
    Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich zu verloben. Die Nachricht würde nicht für so viel Aufsehen sorgen, wie er es sich wünschte. Sie konnte nicht gegen das Auftauchen des Gewehrs oder die Rückkehr der ach so armen Sheridan Kohl konkurrieren.
    Eine frische Welle des Hasses ließ ihn die Zähne zusammenbeißen. Es war ihre Schuld gewesen, dass Jason überhaupt am Rocky Point gewesen war! Es war ihre – und Cains – Schuld, dass Jason tot war. Als ob das nicht genügte, gab es noch genügend andere Dinge, die er seinem Stiefsohn ankreiden konnte. Er hatte zum Beispiel Johns zweite Ehe ruiniert. Wie oft hatte Julia im Streit Partei für ihren Sohn ergriffen? Praktisch immer. Julia war nicht annähernd so fügsam gewesen wie seine erste Frau. Mit Linda war John glücklich gewesen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wären sie heute immer noch verheiratet. Dann wäre nichts von all diesen schrecklichen Dingen geschehen. Er hätte Julia nie in dieser schmierigen Strip-Bar in Nashville kennengelernt, in der sie als Kellnerin gearbeitet hatte, und wäre nie auf ihre Schönheit hereingefallen. Er hätte sich nie um sie kümmern müssen, als sie an Brustkrebs erkrankte. Er hätte sich nie mit einem Stiefsohn belasten müssen, den er nicht einmal mochte. Er hätte sich nicht ständig von seinem Vater tadeln lassen müssen, Cain angeblich nicht fair zu behandeln.
    Aber es war vor allem der Verlust Jasons, der an ihm nagte und der es ihm fast unmöglich machte, Cain anzublicken.
    Das Telefon klingelte.
    John ließ sich aufs Bett fallen, sah die Nummer des Anrufers und nahm ab. Es war Karen.
    „Wolltest du nicht mit mir zusammen zu Mittag essen?“, fragte sie.
    John blinzelte und wurde sich plötzlich bewusst, dass eine Menge Zeit verstrichen sein musste, ohne dass er es bemerkt hatte. Er warf einen Blick auf den Wecker. Es

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