Watch Me - Blutige Spur (German Edition)
ihr die Gelegenheit gäbe, sich zu entschuldigen – dass er vielleicht einen Arm ausstrecken und sie näher an sich heranziehen würde. Aber das tat er nicht. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich etwas anzuziehen, doch für den Rest der Nacht rührte er sie nicht an.
Sheridan schlug die Augen auf und starrte auf die großen grünen Ziffern von Cains Wecker. Es war nach acht – nicht besonders früh. Aber sie hatte auch nicht so lange geschlafen, wie sie eigentlich wollte, nicht nach der letzten Nacht. War Amy wirklich tot? Tot wie Jason? Für immer fort?
Es schien unfassbar.
Das Telefon klingelte. Cain rührte sich, dann beugte er sich über sie und griff nach dem Hörer. Seine nackte Brust berührte ihren Arm, aber sie wusste, dass er nicht mehr nackt war. Während der Nacht war er mindestens drei Mal aufgestanden, um nach seinen Hunden zu sehen, und war in Boxershorts zurück ins Bett gekommen. „Hallo? … Jetzt sofort? … Wir kommen.“
Sie spürte vorübergehend das Gewicht seines Körpers auf sich, als er das Telefon in die Ladeschale zurückstellte, aber die Berührung schien absolut keine Wirkung auf ihn zu haben. Offensichtlich war er immer noch wütend auf sie.
„Was ist los?“, fragte sie, als er aufstand.
„Wir müssen runter zum Polizeirevier und eine offizielle Aussage machen.“ Er ging hinaus in den Flur und ins Badezimmer.
„War das Ned?“, rief sie hinter ihm her.
„Nein, Ian Peterson. Ich schätze, Ned ist noch beim Bestattungsinstitut.“
Bestattungsinstitut. Es war also tatsächlich geschehen. Amy war erschossen worden.
Während Sheridan der Dusche lauschte, hörte sie erleichtert die Hunde draußen bellen. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil Cain so oft aufgestanden war.
Schließlich beschloss sie, im Teich zu baden, anstatt auf die Gelegenheit zu warten, Cains einziges Badezimmer zu benutzen. Sie musste aus dem Haus raus, um sich zu vergewissern, dass ihr nicht die ganze Welt feindselig gegenüberstand. Dieser Moment war der beste Zeitpunkt dafür. Die Polizei war vermutlich immer noch am Tatort, weniger als eine Meile entfernt. Der Mörder müsste ein Idiot sein, wenn er sich jetzt nähern würde. Und sie wusste bereits, dass der Killer nicht dumm war.
Für alle Fälle nahm sie Cains Gewehr mit, holte ihr Waschzeug aus dem Koffer und ein Handtuch aus dem Wäscheschrank und ging nach draußen. Bevor sie zum Teich hinüberging, sah sie nach den Hunden.
„Na, ihr Racker!“ Sie verhakte die Finger am Maschendrahtzaun, während sie zu ihnen hinüberschaute. Bis auf Maximilian schienen sie alle wiederhergestellt zu sein. Max war nicht besonders lebhaft, während Koda und Quixote eindeutig putzmunter waren. Er lag auf dem Bauch, die Schnauze auf den Vorderpfoten, und beobachtete sie. Koda und Quixote wedelten mit den Schwänzen und bettelten sie an, sie rauszulassen.
Sie nahm eine der Leinen, die über dem Zaun hingen, betrat den Zwinger und klinkte die Leine an Kodas Halsband an. Sie hatte eine gute Waffe, aber es konnte nicht schaden, auch einen guten Alarm dabeizuhaben. „Kommst du mit auf eine kurze Runde, alter Junge?“
Koda bellte aufgeregt, um seine Zustimmung zu bekunden, und sie musste Quixote davon abhalten, mit hinauszuschlüpfen, als sie durch das Tor gingen. „Dich nehme ich nächstes Mal mit“, versprach sie.
Koda wollte rennen, aber für solche Anstrengung war Sheridan noch nicht fit genug. Trotzdem fühlte sie sich kräftiger. Es schien, als hätte ihre Genesung in der letzten Nacht Riesenfortschritte gemacht. Zumindest die Sehnsucht nach einem gesunden Körper war wiedererwacht. Und ihr war klar geworden, dass sie rasch wieder gesund werden musste, ehe sie erneut verletzt wurde.
Auf dem Weg zum Teich musterte sie den sie umgebenden Wald. Es schien, als würde der Mörder einfach so davonkommen. Zuerst Jason, dann der Angriff auf sie und jetzt Cains Exfrau …
Was ihre Freunde wohl dazu sagen würden, wenn sie Bescheid wüssten? Sie musste sie anrufen! Morgen. Morgen wäre ein besserer Tag, um es ihnen zu erzählen. Sie würden zwar außer sich sein – insbesondere Jonathan –, aber im Moment schaffte sie es einfach noch nicht.
Sobald sie den Teich erreicht hatte, band sie Koda an einen Baum, legte das Gewehr auf einen Stein, wo sie es schnell erreichen konnte, und ließ das Handtuch fallen, das sie sich um die Hüfte geschlungen hatte. Unter der perfekten Sonne, die so gelb und rund wie ein Eigelb am Himmel klebte, lösten sich ihre
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