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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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würde es noch eine Weile auf seinen Einsatz warten müssen.
    Ein abgedrifteter Karibiksturm ließ das Wetter flussabwärts umschlagen, und im Süden türmten sich marmorne Wolken auf. Roman betrachtete den Strom, der braun wie türkischer Kaffee war, und er stellte sich das Chemikaliengemisch vor, das in jeder Sekunde vorbeigespült wurde und das Kolloid ernährte. Als der Luftdruck fiel, spürte er den Ansatz von Kopfschmerzen in den Stirnhöhlen.
    CJ hielt sich unter einem feuchten Kai von Port Allen versteckt. Sie hatte ihren Horchposten unter dem Bugspriet der Chasseur aufgeben müssen. Zu viel Verkehr in beide Richtungen.
    Unter dem Kai verbarg sie sich in einem Wald aus Pfosten, die mit Teeröl getränkt waren. Chlorophyllester breiteten sich im aufsteigenden Dunst aus, und die Sonne zeichnete helle weiße Streifen zwischen den Planken. Um sie herum schwappte ein stinkender Schaum aus Plastik und verrottendem Styropor vor und zurück, im Einklang mit dem ewigen Rhythmus der Erde. Platschend und gurgelnd strömte das Wasser mit der Regelmäßigkeit von Atemzügen hin und her. Und ihr Viper schaukelte wie eine Wiege.
    Die Versuchung, sich schlafen zu legen, war groß. Blinzelnd beobachtete sie, wie die filigranen Spuren des elektromagnetischen Feldes auf ihrem tragbaren Messgerät zitterten. Auf diese Entfernung diffundierte das Kolloidfeld zu einem Geisterbild, wie ein Atemhauch auf einem Spiegel. Nur durch die sich verändernde Form unterschied es sich vom energetischen Chaos in der Bucht. Während sich die anderen Felder kugelförmig ausbreiteten, wechselte das Kolloid zwischen Blume, Halbmond und Feder. Immer wieder verlor sie es und musste die Augen anstrengen, um es wiederzufinden. Manchmal konnte sie seine Anwesenheit nur durch ihre hartnäckige Zuversicht spüren.

69
    Donnerstag, 17. März, 15.09 Uhr
    Zwei Stunden Schlaf und eine weitere Kapsel hatten Li Qin Yue wiederbelebt. Sie stieg zum Vorderdeck hinauf, wo sie auf Rick Jarmond traf, den stellvertretenden Leiter des Ingenieurcorps. Er wollte mehr ›Input‹, bevor er zustimmte, die Port-Allen-Schleuse zu sperren. Roman drückte sich auf der Brücke herum und beobachtete die NovaDam-Aktion. Peter Vaarveen hatte es sich im Heck gemütlich gemacht und lud neue Satellitenbilder herunter. Meir schlief. Das hieß, dass nur Yue sich darum kümmern konnte, den amtlichen Schnüffler abzuwimmeln.
    »Erbitte Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen.« Rick Jarmond stand schwankend auf seinem Boston Whaler Gallant und tänzelte, um das Gleichgewicht zu wahren. Fröhlich winkte er Yue zu. Rick liebte offenbar die Seemannssprache.
    In der feuchten Hitze half Yue ihm, an Bord der Chasseur zu kommen, wo er sich wie ein Tourist umblickte. Er hatte kurzes rotblondes Haar, volle Wangen und ein dünnes Ziegenbärtchen am Kinn. Er hatte ein Klemmbrett und ein schweres schwarzes Funkgerät dabei, und seine Brusttasche war von Schreibwerkzeug ausgebeult. Mit den Jeans, den Turnschuhen und der Jacke der New Orleans Saints wirkte er höchstens 25 Jahre alt.
    Yue spürte, dass sich böse Kopfschmerzen ankündigten. Ihre Wirbelsäule fühlte sich verkrümmt und ausgerenkt an. Die Refuerzo konnte die Absperrung noch nicht einsetzen, und die Leute von NovaDam brauchten viel zu lange. Das Schlimmste war, dass die Port-Allen-Schleuse immer noch weit offen stand und schwere Frachter vom Fluss auf das Niveau des Kanals brachte und umgekehrt. So konnte das Kolloid ungehindert in jede Richtung entkommen. Roman erwartete von ihr, dass sie diesen Kerl vom Corps irgendwie dazu brachte, dass die Schleusentore geschlossen wurden.
    Sie schluckte ihren Ärger hinunter und führte Jarmond unter Deck, wo sie ihm eine Tasse von der Plörre mit Kaffeegeschmack anbot. Der junge Mann blinzelte ständig, um seine Kontaktlinsen zu richten, und er musste dauernd lächeln.
    In der Kombüse stießen sie auf Rory Godchaux und Max Pottevents, die übriggebliebene Pfannkuchen aßen und über eine Boulevardzeitung lachten, die jemand an Bord gebracht hatte. Auf den Mittelseiten des Baton Rouge Eye war die ›künstlerische Darstellung‹ eines menschenförmigen flüssigen Dämons abgedruckt, der ein riesiges Computergehirn und Schwimmhäute an den Füßen hatte. Nach ›zuverlässigen Quellen‹ war dieser sogenannte ›Watermind‹ der Sprössling einer entführten Frau, die heimlich mit künstlichem elektronischem Sperma geschwängert worden war.
    »Zurück an die Arbeit!«, knurrte Yue.
    Rory und Max

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