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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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etwas sagen, aber Peter fuhr bereits fort. »Das wirklich coole daran ist die Codierungssprache. Mikrochips sind binär programmiert, und lebende Zellen benutzen RNS-Basensequenzen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Alphabete.«
    CJ erschauderte vor Aufregung. »Das bedeutet also, dass unser Kolloid eine ganz neue Sprache lernen musste, um mit diesen Bakterien kommunizieren zu können.«
    Peter hauchte einen Kuss in Richtung des neugeborenen Chips, der soeben seinen Mutterleib verlassen hatte. »Das Kolloid kommuniziert nicht nur, Reilly. Es züchtet und schlachtet diese kleinen Biester wie Vieh.«
    Auf dem Bildschirm kam der Chip frei, während die Zelle weiter aufriss und ausblutete. CJ wickelte sich eine Haarsträhne um den kleinen Finger.
    »Wie viele von diesen Deinococci haben Sie gefunden?«, wollte Rick wissen.
    Peter deutete auf einen Stapel grüner Eimer an der Wand. An den Henkeln waren nasse Stricke befestigt. Darunter hatte sich eine Wasserpfütze gebildet. Peter grinste Rick süffisant an. »Bruder, allein darin habe ich Millionen gefunden.«
    »Wo ist es jetzt?«, fragte CJ. »Wir sollten tauchen und uns eine neue Probe holen.«
    »Reilly, fangen Sie wieder an zu denken.« Peter richtete einen Finger auf den Boden. »Es befindet sich genau unter uns.«

76
    Freitag, 18. März, 3.18 Uhr
    Nachdenklich betrachtete Roman die blaue Schlangenlinie, die sich durch die laminierte Landkarte des südlichen Louisiana wand. Um ihn herum knurrten sich die Männer auf der Brücke gegenseitig an, und er spürte die Kopfhörer an seinen Schläfen vibrieren. Elaine Guidry hatte ihm endlich ein Headset für sein Handy besorgt, aber er hörte das Gejammer gar nicht mehr. Sein Anwalt erklärte ihm die Vorteile einer Insolvenz nach Paragraph 11. Klagen häuften sich wie Schneewehen vor seinem Büro. Er sollte möglichst bald den Antrag stellen, sagte sein Anwalt. Zu seinem eigenen Schutz. Zu seinem eigenen Konkurs.
    » Nunca !«, brüllte Roman, worauf die anderen ihn anstarrten.
    Er wandte sich ab und blaffte den Anwalt an. Er würde niemals nachgeben. Er würde kämpfen. Das Kolloid näherte sich dem Städtchen Plaquemine, und er würde es aufhalten, bevor es dort eintraf. Er stopfte sich das Headset in die Tasche und schluckte trocken eine weitere rot-schwarze Kapsel.
    Wenige Augenblicke später hatte er Ebbs und Jarmond die ganze Wahrheit über das Kolloid anvertraut. Er tat es, um sie zur Mithilfe zu bewegen, aber er bezweifelte trotzdem, dass sie ihm glaubten. Eine schwimmende Wolke aus Computermüll, die wie ein WLAN-System miteinander vernetzt war – wer würde so etwas nicht als völlig verrückt bezeichnen? Die Gesichter der Männer hatten sich angespannt und die Farbe gewechselt, als er beschrieb, wie sich der kohäsive, datenverarbeitende Matsch im Devil's Swamp aus Abfällen zusammengesetzt hatte.
    Selbst die Augen des alten Kapitäns hatten sich getrübt, als Peter ihnen Bilder gezeigt hatte. Mit gerunzelten Stirnen beobachteten sie das Gewimmel der Stränge. Roman sagte, dass das Kolloid elektrisch aktiv war, aber es hatte kein Zentrum, kein Herz oder Gehirn, auf das man schießen oder einstechen konnte, um das gesamte Gebilde mit einem Schlag zu töten. Es war wie das Internet, sagte er, oder wie der Ozean. Es gab nichts Festes, auf das man zielen konnte. »Wenn man Millionen Löcher hineinschießt, kann man es nicht aufhalten«, erklärte er ihnen. Ihre einzige Chance bestand darin, die gesamte Wolke in eine Falle zu locken, aus der sie nicht mehr herauskam, um dann die Mikrochips zu braten.
    »Ein Computer aus Wasser.« Rick Jarmond musste ständig blinzeln. Er rieb sich immer wieder die Augen, bis sich eine Kontaktlinse unter seinem Augenlid zusammenrollte. »Aber wie kann es sich so schnell bewegen, Roman?«
    Peter ergriff das Wort. »Wie bewegt sich ein Fischschwarm? Oder eine Gewitterfront? Oder die Börse?«
    »Wie ein geistloser Mob«, brummte Ebbs.
    »Nicht geistlos. Auch ein Fischschwarm kann sich intelligent verhalten«, sagte Dan Meir. »Schauen Sie sich Makrelen an. Sie tun sich zusammen, um zu jagen und sich zu verteidigen, und ich habe schon dreißig in einem Schwarm gesehen …«
    CJ hörte nicht mehr zu. Damit hatten sie eine entscheidende Frage gestreift: Wie bewegte sich das Kolloid überhaupt? Wie manövrierte es in die Strömung und wieder heraus, wie beschleunigte und verzögerte es, wie stieg es auf und senkte sich wieder? Sie vermutete, dass der Elektromagnetismus die

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