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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Autoladung Jugendlicher trank Bier. Ein dicker blonder Mann erwiderte Ebbs' Blick durch das Zielfernrohr eines großkalibrigen Gewehrs für die Hirschjagd. Die Runzeln in Ebbs' wettergegerbtem Gesicht wurden noch tiefer.
    »Schaut mal da!«, sagte der Matrose am Ruder.
    »Volle Kraft zurück, Fahrt aufheben!«, donnerte Ebbs.
    Dreihundert Meter voraus hatte sich die Farbe des Mississippi abrupt verändert. Das Wasser war nicht mehr rostbraun, sondern …
    »Es strahlt!«, rief CJ. Das Kolloid war zur Oberfläche aufgestiegen.
    Als die Chasseur vibrierend zum Stehen kam, lief CJ zum Bug. Was sie sah, veranlasste sie, beide Hände über den Mund zu schlagen. Die smaragdgrün-platingraue Schleimmasse strahlte über die ganze Breite des Flusses. Soweit sie flussabwärts blicken konnte, schwappte und leuchtete sie wie irisierende Folie und erhellte die Ufer. Aber sie bewegte sich nicht mehr. Der braune Strom des Mississippi verschwand mit tiefem Rauschen unter der weichen Kante, als würde ein Riese gurgeln, doch das Kolloid blieb darüber liegen, so still und ruhig wie ein See.
    »Es überwindet die Schwerkraft. Wie macht es das?«, fragte Peter neben ihr.
    »Magnetismus«, flüsterte sie. »Es benutzt sein elektromagnetisches Feld als Anker.«
    »Klar, jetzt sehe ich es auch!« Peter verdrehte die Augen.
    »Es ist wunderschön«, hauchte sie.
    Eine dünne Nebelschicht auf der Oberfläche schimmerte im Licht, das aus dem Innern drang, und obwohl sich am Himmel die ersten rosigen Schattierungen des Sonnenuntergangs zeigten, strahlte der Fluss viel heller. Es war, als würde die Welt kopfstehen.
    Überirdisch, dachte CJ. Es ist nicht von dieser Erde.
    Und doch ist es von hier, Harry. Wir haben es gemacht. Mit unserer Technik. Durch unsere Umweltverschmutzung. Wir haben dieses … Monster erschaffen. Nein, so durfte sie es nicht nennen. Obwohl es Max getötet hatte und obwohl sie mit jedem Herzschlag entschlossener war, seinem Wüten ein Ende zu setzen, durfte sie es nicht als Monstrum verunglimpfen. Aus Müll und Gift hatte es sich zu etwas radikal Neuem entwickelt. Es war die erste intelligente Lebensform, die die Evolution seit dem Homo sapiens auf der Erde hervorgebracht hatte.
    »Riechen Sie das?« Peter schnüffelte hörbar. »Photosynthese auf Hochtouren. Es scheint an die Oberfläche gekommen zu sein, um mehr Zucker zu produzieren.«
    Sie nahm einen tiefen Atemzug. Ein süßlicher, fruchtiger Duft lag in der Luft – Ester, die aus dem dichten kohlenhydratreichen Sirup des Kolloids stammten. CJ griff nach der Reling und achtete nicht auf den Raureif, der sich auf jeder Metallfläche bildete. »Aber warum bewegt es sich nicht weiter?«
    »Es hat wieder Appetit bekommen.« Peter grinste und zeigte auf den Hafenkai der Kleinstadt Gypsy, wo die Leuchtfolie des Kolloids zwischen den festgemachten Booten wogte. »Ein verdammt hungriger Teufel.«
    CJ versuchte herauszufinden, was die Boote geladen hatten, als Peter ihr plötzlich ins Ohr brüllte. »Scheiße, was tun die da!«
    Mehrere Leute hatten sich in kleinen Ruderbooten und Aluminiumkanus vom Kai abgestoßen. Sie schöpften das metallisch grüne Wasser mit Kühlboxen und Eimern auf. Sie holten sich Souvenirs.
    »Holt diese Leute aus dem Wasser!«, rief Roman von der Pilgrim. »Diese Idioten! Holt sie da raus!«
    Er wedelte mit den Armen und schrie, aber die Leute waren zu weit entfernt, um ihn zu hören. Ebbs' Stimme donnerte eine Warnung durch die Lautsprecher des Schiffs. Dann heulten die Sirenen der Pilgrim auf, und die Maschinen fuhren hoch. Der Tender steuerte direkt auf den Bootskai von Gypsy zu und schnitt eine Fahrspur in den platingrünen Schleim. Als die Chasseur folgte, lief CJ an der Reling entlang und beobachtete, wie der leuchtende Fluss am Schiffsrumpf vorbeirauschte. Ihr Kielwasser hinterließ einen dichten Schaum, der wie lumineszierende Algen leuchtete.
    Peter knotete ein Seil an einen Eimer und warf ihn über Bord, um eine Probe zu nehmen. CJ half ihm dabei, ihren Fang hinaufzuhieven. Sie beide wurden von süßlicher Gischt bespritzt. Eifrig musterten sie ihre Probe, doch noch während sie zusahen, erlosch das Leuchten des Schaums. Sie hingen über dem Eimer, stießen mit den Köpfen zusammen und beobachteten, wie sich Schaum in klare Flüssigkeit verwandelte. CJ schöpfte eine Handvoll aus dem Eimer.
    »Verdammt noch mal!« Peter versuchte ihre Hand wegzuschlagen, aber es war schon zu spät.
    Sie kostete vom Wasser. »Reines H 2 O. Analysieren

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