Watermind
gestellt. Was frisst eine Schildkröte? Wo schläft sie? Wie bekommt sie Babys? Er hatte ernsthaft geantwortet, die Augenbrauen zusammengezogen, und mit seinem sonoren Bariton gesprochen.
Als der Bayou in einen Biberteich mündete, trieben sie durch Wolken aus Schmetterlingen. Üppige grüne Wasserhyazinthen erstickten die Uferzonen, und als Max das Boot durch die wachsartigen gelben Blumen hindurchsteuerte, fühlte es sich an, als würde man über einen Teppich aus Blüten schweben.
Sie erinnerte sich, wie penibel er ihr das korrekte Auswerfen des Fliegenköders erklärt hatte. »Halt den Daumen oben, damit du besser zielen kannst. Jetzt halt den Griff ruhig unter dem Arm. So.« Er legte seine Hand auf ihre, um es ihr zu demonstrieren, und das war möglicherweise das erste Mal gewesen, dass sie sich berührt hatten. Nervös erklärte er ihr, wie man die Schnur von der Rolle ließ, während die Biochemie seiner Haut mit der Gewalt einer Opernarie durch ihre Poren in sie eindrang.
Und als er ihr später die Kastagnetten gab, behauptete er, es wäre nur zum Spaß, ohne besondere Bedeutung. Aber sie waren wunderschön und handgeschnitzt. Zwei einfache Holzschalen, die durch einen Lederriemen zusammengehalten wurden. Er hatte sie ein souvenir genannt. »Ich werde dir zeigen, wie man sie spielt«, bot er ihr verlegen an. Dann schlang er den Riemen um seinen Daumen und machte, dass die Schalen lebendig wurden und sprachen.
Ob er sie selbst hergestellt hatte, fragte sie ihn. Aus was für Holz? Warum in dieser speziellen Form? Und waren Kastagnetten nicht schon aus vorchristlichen Jahrhunderten bekannt?
Er lachte – zum ersten Mal an diesem Tag. »Ceegie, du erinnerst mich an eine Fledermaus mit großen Ohren. Du willst immer alles hören.«
Es gefiel ihr nicht, wenn man über sie lachte, und sie wollte es ihm sagen, doch bevor sie dazu kam, wischte er sich die Lachtränen aus den Augen. »Mensch, Mädchen, das war nur ein Scherz. Du hast einen sehr wachen Verstand. Das respektiere ich. Du bist magie . Du bist zauberhaft.«
Seine große Hand hatte ihr Genick gestreichelt, und ohne zu wissen, warum, fühlte sie sich sehr entspannt. Behutsam strich er mit dem Daumen über ihr Ohr. Sie blickte auf seinen Mund.
»Respektiere mich nicht zu sehr«, flüsterte sie.
»Viel zu sehr«, flüsterte er zurück. Und wie in einer völlig natürlichen Bewegung glitten sie ineinander.
Nun, auf dem wankenden Deck der Chasseur, hob sie den Arm und konsultierte den Kompass, der an ihrem Handgelenk hing. Der Ranger Joe, ein weiteres Geschenk von Max. Die Nadel zeigte zitternd nach Süden. Sie war auf das Kolloid ausgerichtet. Und Max' sanfter Bariton schien durch die Luft zu rieseln.
Eléphants und Menschen können nicht miteinander leben. Sie tun sich gegenseitig weh.
CJ schlug mit den nackten Fersen gegen das Deck. Würde sie den Rest ihres Lebens damit verbringen, sich bei toten Männern zu entschuldigen?
Unvermittelt sprang sie auf. Sie rannte über das Deck, stürmte die Gangway hinunter und in die Kombüse, wo Peter Vaarveen über sein Elektronenmikroskop gebeugt dasaß. Sein sonnenverbranntes Gesicht sah wie eine reife Erdbeere aus. Er blickte auf und grinste. »Die Prinzessin ist erwacht.«
»Ich will helfen.« Sie ging auf ihn zu. »Zeigen Sie mir alles.«
Peter lehnte sich im Stuhl zurück und kratzte sich hinter dem Ohr.
»Diesmal meine ich es ernst«, sagte sie. »Ich will das Kolloid aufhalten.«
93
Samstag, 19. März, 15.26 Uhr
Mit einem trägen Schulterzucken zeigte Peter ihr seinen Laptop. Er hatte die letzte Serie von Satellitenbildern zu einem kleinen Film verbunden. »Halten Sie sich gut fest. Es greift wieder an.«
Es war zu einer erneuten Teilung gekommen. Nun rasten achtzig flüssige Kometen durch den Fluss, und seit dem Angriff bei Manchac Point hatte sich ihre Gesamtmasse vervierfacht. Aber ihre Schwarmbewegung war jetzt nicht mehr so organisiert. Sie bockten und wanden sich, sie schubsten und rempelten sich an. Sie rauften sich, als wollten sie sich gegenseitig zerreißen.
CJ versuchte Peter beiseitezudrängen, aber er gab nicht nach. Schließlich teilten sie sich den Stuhl vor dem kleinen Kombüsentisch. Jedes Mal, wenn ein neuer Scan heruntergeladen wurde, fügte Peter ihn seinem kleinen Film hinzu. Die Kolloide wanden sich wie Würmer.
»Ein Spiel ohne Grenzen«, sagte CJ. »Sie scheinen so etwas wie einen internen Krieg auszutragen.«
Peter kicherte. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde
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