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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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wimmerte.
    Du bist eine Idiotin, CJ.
    Wie deine Mutter. Harrys Stimme erklang wieder. Sie nagte am harten Mundstück.
    Beruhige dich! Denk nach! Der Kanalgrund steigt auf beiden Seiten an. Du kannst hinauflaufen.
    Sie setzte sich in den Schlamm und versuchte die Flossen auszuziehen, doch ihre Hände in den Handschuhen waren taub vor Kälte. Als Nächstes versuchte sie zu schätzen, welches Ufer näher war. Westen, entschied sie, weg vom Quimicron-Gelände. Sie überprüfte den Kompass auf ihrer Gerätekonsole, doch die Nadel tanzte wild hin und her. Das elektromagnetische Feld pulsierte immer noch. Sie beschloss, einfach geradeaus zu laufen. Doch als sie sich zu bewegen versuchte, verfingen sich die Flossen im schlammigen Kanalbett, und sie strauchelte.
    Denk nach, CJ! Dreh dich um! Geh rückwärts!
    Das Finimeter zeigte nur noch zehn Bar an. Sie setzte sich in Bewegung. Indem sie abwechselnd die Füße mit den Flossen hob und wieder auf dem Boden aufsetzte, wankte sie ohne Orientierung, aber mit einer starken Intuition rückwärts durch das kalte, dunkle Wasser. Langsam stieg das Kanalbett an. Wie weit war es bis zum Ufer? Welches Ufer? Gedanken jagten ihr durch den Kopf. Max, der in der Piroge wartete. Harry, der sie wegen ihrer Unfähigkeit verhöhnte. Ihre Mutter – nicht mehr da. Wird es ihr etwas ausmachen, wenn ich sterbe?
    Ohne Vorwarnung kehrte das Blinken zurück. Doch diesmal war es nicht unregelmäßig. Stattdessen pulsten die Blinklichter synchron und erhellten das Wasser wie ein Herzrhythmus. CJ sah sich verwundert um. Fast unbewusst passte sie ihre Schritte und die Atmung dem Blinken an und glitt rückwärts durch diesen Nimbus aus leuchtender Milch.
    Das Wasser wurde wärmer, viel wärmer. Dann schien das Sprudeln winziger Blasen sie nach oben zu ziehen. Das Gehen wurde leichter. Sie musste nicht mehr mit den schweren Gewichten kämpfen. Miniblasen stiegen um sie herum auf wie Kohlensäure in Champagner, und das Sprudeln schien sie hochzuheben und weiterzutragen.
    Als keine Luft mehr durch ihr Mundstück strömte, geriet sie nur für einen Moment in Panik. Dann überkam sie eine seltsame Gelöstheit. Das war der Tod. Sie konnte sich einfach entspannen und sich ihm überlassen. So oft hatte sie es sich schon vorzustellen versucht. Vielleicht war der Moment ja gekommen.
    Aber das Wasser blinkte und perlte weiter, trug beinahe ihre Gliedmaßen und drängte sie vorwärts. Sie ließ die Luft ihres letzten Atemzugs langsam ausströmen und wunderte sich nicht über den Tod, sondern über die Blasen. Wie entstanden sie nur? Und aus was für einem Gas waren sie? Sie musste etwas über diese Blasen herausfinden.
    Und plötzlich war da Max, der sie ans Ufer zog. Er war den Blasen gefolgt. Er zerrte an der erstickenden Maske, das Gummi war so angegriffen von Säure, dass er es mit den Händen aufreißen konnte. Als Luft ihr Gesicht berührte, atmete sie pfeifend die feuchte Frische ein. Max drückte sie an seine Brust. Sie saßen in zentimeterdickem Schlamm in der Nähe des Westufers. Sie war aus dem Kanal herausgelaufen.

23
    Samstag, 12. März, 5.16 Uhr
    Bis auf ein sporadisches leichtes Kräuseln lag der Kanal an der Grenze zum Devil's Swamp ruhig da. In der Morgenkälte verdunstete die oberste warme Schicht mit eiszeitlicher Langsamkeit und bildete fünf Zentimeter hohe Nebelfontänen. Unter der Oberfläche verströmten Mikroben blubberndes Methan, und träge Wellen schwappten ans Ufer.
    Dan Meir stand am Kai der Gulf-Pac Corporation, die Quimicrons direkter Nachbar und eine der fünf Fabriken war, die am Schiffskanal lagen. Mit einer Hand knöpfte Meir seinen Mantel zu, während er mit der anderen nach dem Telefon griff und sich die Nachricht seiner Frau noch einmal anhörte. Sie hatte sie irgendwann am Vortag hinterlassen. Ihr jüngster Sohn würde heiraten.
    So weit war es schon mit ihnen, dass sie die persönlichsten Dinge über eine Mailbox bei AT&T austauschten. Er würde sie später zurückrufen. Der kleine Danny heiratete also. Dan kaute auf seiner Zigarre.
    Fast am Ende des zerstörten Kais von Gulf-Pac inspizierten Hammer Nesbitt und Roman Sacony die abgebrochenen Betonbrocken. Ein Stück des Kanalufers war eingesunken und hatte einen Abschnitt des Kais einstürzen lassen und beinahe den überraschten Nachtwächter ertränkt. Gulf-Pac gab die Schuld daran dem jüngsten Chemieunfall bei Quimicron, und Roman war, ohne seinen Koffer neu zu packen, erneut aus Miami eingeflogen.
    »Das ist nicht der

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