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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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Handschuhe, Stiefel, drei Rollen Klebeband, einen frisch gereinigten Schutzanzug und ein paar Werkzeuge. Sie hatte auch den Magnetfeldsucher, das Strommessgerät, die Taschenlampe, Kraftriegel und mehrere Liter Coca-Cola eingepackt. Punch versorgte sie mit zwei zusätzlichen Hundertliterkanistern Sprit, für den sie im Voraus zahlen musste.
    Als sie von Punchs Steg abgelegt hatte, fuhr sie ein paar Kurven in der braunen Bucht, um ein Gefühl für die Steuerung des Bootes zu bekommen. Die Wolken über ihr wechselten die Farbe von Zinn zu Eisen, und ein paar schwere Regentropfen fielen herab. Ihre Gedanken kreisten um Romans Worte: »Tut mir leid, ich glaube nicht an Sumpfmonster.«
    Dieser herablassende Tonfall. Nichts machte sie wütender als Sarkasmus. Es war Harrys wirkungsvollste Waffe gewesen.
    Schätzchen, deine Empfindsamkeit würde gut in ein Peter- Rabbit -Kinderbuch passen … Du brauchst dich nicht für die B+-Note in Differenzialrechnen zu entschuldigen. Du bist eine B+-Person, Liebes, genauso wie deine Mutter.
    CJ gab Gas und brauste durch die Zone mit dem Verbotsschild für Sog und Wellenschlag, wobei sie Schlamm aufwirbelte. Als der Bug kippte, sprühte Gischt auf die Windschutzscheibe, und sie lehnte sich hinaus, um sich den Wind ins Gesicht blasen zu lassen. Wieso klebten die schlimmsten Momente so an ihr? Harry war auch oft gut zu ihr gewesen. Er hatte die besten Schulen und die besten Bücher für sie ausgesucht. Er hatte sie während der Spielzeit jeden Monat zum Boston Symphony Orchestra mitgenommen. Wieso erinnerte sie sich nicht an ihre langen Gespräche über Musik und Kunst – und Chemie, die wichtigste Sprache des Universums?
    Das Problem war, dass sie ihrer Mutter so ähnlich sah. Die Haarfarbe. Die Nasenform. Ihre Stimme erinnerte Harry an die andere Carolyn Joan. Er hatte es ihr nach einem besonders langen und heftigen Streit, bei dem sie beide die Beherrschung verloren hatten, an den Kopf geworfen. Er hatte gesagt, dass er den Klang ihrer Stimme verabscheute.
    Als sie die Bucht verließ und den terrakottafarbenen Fluss erreichte, kam der Regen. Er fiel auf ihr Haar und rann ihr übers Gesicht. Innerhalb von Sekunden war ihre Kleidung durchnässt. Sie musste einem Fischerboot ausweichen. Stromaufwärts fuhren zwei Schlepper aneinander vorbei, die den Fluss mit ihren zwanzig Leichtern, von denen jeder über tausend Tonnen wog, beinahe ausfüllten. Und genau gegenüber vom Hafenviertel fuhr ein riesiger Frachter aus Singapur bei Port Allen in weitem Bogen in den Intercostals Waterway.
    Inzwischen regnete es in Strömen, und als CJ Ausschau nach einer Lücke im starken Verkehr suchte, war ihre Kehle wie zugeschnürt. Harry, du warst nicht fair. Warum hast du mich verlassen?
    Sie steuerte zwischen den dicht aneinander vorbeifahrenden Schleppern hindurch und ignorierte die wütenden Rufe der Besatzungen. Was sie in diesem Moment mehr als alles andere brauchte, war Geschwindigkeit.

31
    Samstag, 12. März, 20.27 Uhr
    Max saß auf einem kippelnden Holzstuhl und mit den nackten Füßen auf dem Geländer der Veranda und klimperte auf einem alten tragbaren Casio-Keyboard herum. Der Regen ließ allmählich nach, doch das Wasser tropfte immer noch vom Dach und bildete einen flüssigen Perlenvorhang rund um die Veranda. Einen Block entfernt rauschte der mächtige Fluss im Hintergrundbass, begleitet von den Zimbeln des Verkehrs auf dem Interstate Highway 10. Max hatte sich nicht die Mühe gemacht, seinen Verstärker anzuschalten, so dass die Keyboardmelodie nur in seinem Kopf existierte. Doch das genügte ihm.
    Der Abend war schön. Er empfand die freudige Erleichterung, ein Lied fertiggeschrieben zu haben. Die Melodie war über Monate in seinem Kopf entstanden, war aufgetaucht und wieder verschwunden. Aus dem Taktmaß waren Verse und aus den Hebungen Reime entstanden, zu Anfang ein unverständlicher Nonsens. Die Verse, die um eine namenlose Idee gekreist waren, hatte er in einem Notizbuch gesammelt. Und schließlich, heute Abend, war der Song auf einmal da gewesen, als hätte ihm jemand ein Geschenk gemacht. Er schaukelte mit dem Stuhl und lächelte Gott zu.
    Über den flach geneigten Blechdächern dieser Gegend von West Baton Rouge schimmerte ein fetter Halbmond durch die Wolken. Sein Licht überstrahlte kaum den Schein der Straßenlaternen. Grillen zirpten im nassen Gras, und eine Schwarzkehl-Nachtschwalbe sang ihre fragende Melodie: »Kommst du, kommst du zu mir?«
    Max spielte den Ruf der

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