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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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ausfällen. Nach zwei Stunden nahm Yue eine neue Analyse vor und erklärte auch diese Methoden für unwirksam.
    Diese chemische Verseuchung war etwas, das außerhalb ihrer bisherigen Erfahrung lag, doch Creque und Spicer ließen sich nicht entmutigen. Sie kippten je zwei Dosen Red Bull hinunter – ihr bevorzugtes koffeinhaltiges Getränk –, und dann setzten sie ihr Rundwehr ein. Dieses grässliche Gerät war mit einer leistungsfähigen Mahlpumpe ausgestattet, die auch die schwersten und zähesten Abfälle verarbeitete, die mit festem Müll durchmischt waren. Bisher hatte sich noch nie etwas an ihrem Rundwehr vorbeimogeln können. Während sie zusahen, schien das unberechenbare Kolloid schwerer zu werden und sich am Boden zu sammeln. Das Wehr schöpfte lediglich braunes Flusswasser ab.
    Also griffen sie schließlich doch auf die Pumpen zurück. Der Mond war untergegangen, und die Nachtluft war deutlich kühler geworden, als sie ihr Hightech-Vakuumsystem an die behelfsmäßige Pipeline von Quimicron anschlossen. Nachtvögel schrien und flogen auf, als sie die Vertikalpumpen anwarfen. Systematisch schwenkten sie den Saugschlauch innerhalb der Absperrung hin und her, und allmählich zog sich der Kunststoffvorhang zusammen.

38
    Montag, 14. März, 4.45 Uhr
    »Male. Nichts funktioniert.« Max gähnte in den Telefonhörer. Nach vier Stunden Schlaf im Laderaum von Rorys Lieferwagen war er wieder aufgestanden, um die Pipeline am Bassin zu überwachen.
    CJ drückte das Handy ans Ohr und lächelte. Auf der anderen Seite des Kanals lag sie im dichten Schilf neben der Mündung eines namenlosen Bachs und lauschte auf Max' Atem. Auch sie hatte nicht viel geschlafen. In der klaren Morgendämmerung war es eisig kalt geworden, und sie hatte feststellen müssen, dass sie nicht genug Kleidung mitgenommen hatte. Sie zitterte im frostigen Zwielicht.
    »Sie pumpen schon seit über einer Stunde. Es müssen mehrere tausend Liter im Becken sein«, sagte sie.
    » Oui , mehr als fünfzehn Kubikmeter. Aber kein djab dile. Sie schöpfen nur sauberes Wasser ab.«
    Sauberes Wasser. CJ musste erneut lächeln. Ihr Kolloid verrichtete wieder sein Wunderwerk. Ohne zu verstehen, warum, empfand sie eine instinktive Verbundenheit zu diesem wilden Wechselbalg.
    Durch das Fernglas beobachtete sie, wie sich Yue und Vaarveen gegenseitig unter den Flutlichtern von Gulf-Pac anbrüllten, und sie bedauerte es, kein empfindliches Mikrophon dabeizuhaben, um ihrem Streit lauschen zu können. Sie hätte eine ganze Menge gegeben, wenn sie erfahren hätte, was sie zueinander sagten.
    Auf der schwarzen Wasserfläche brummten die Pumpen der Refuerzo wie hungrige Seeungeheuer und erschreckten die Fledermäuse. Eine blaue Rauchwolke hing über dem Kanal, und der Plastikvorhang lag wie ein verbeulter Stern im Wasser, nachdem er sich immer mehr zusammengezogen hatte. Sumpfkaninchen mit großen Ohren kauerten sich in ihre Bauten, und Salamander flüchteten unter Steine. Li Qin Yue und Peter Vaarveen standen links und rechts vom Computer und warfen sich ihre unterschiedlichen Meinungen an den Kopf.
    »Mach es noch einmal.«
    »Du kannst mich mal. Ich habe es schon dreimal gemacht.« Die computergenerierte Karte des elektromagnetischen Feldes hatte die ovoide Form verloren. Nun zeigte der Bildschirm ein Pixelmuster in Klecksform mit einem klaffenden Loch im Zentrum, wo die Pumpen der Refuerzo saugten, und rund um diese Lücke löste sich das Feld sichtlich auf. Alles deutete darauf hin, dass sie das Kolloid eingefangen hatten. Trotzdem …
    »Wir pumpen vorbildlich sauberes Wasser ab.« Peter hielt ein zugestöpseltes Reagenzglas ins Licht. »Ich finde nicht die leisesten Spuren von Verunreinigungen.«
    »Das kann nicht sein.« Yue schüttelte die Fäuste. »Wir haben mehr als drei Viertel des Volumens abgeschöpft. Irgendetwas muss im Bassin gelandet sein. Du hast etwas übersehen.«
    »Zum Teufel! Dann mach selber eine Analyse.« Vaarveen warf das Reagenzglas seiner Kollegin zu.
    Als es ihr beim Versuch, es aufzufangen, wieder aus den Händen glitt und auf dem Betonboden zersplitterte, schrie Yue auf. »Du bist ein Nichtsnutz! Du hast nicht einmal die Schadstoffe gefunden, die wir bereits nachgewiesen haben.«
    Peter bedachte sie mit einem säuerlichen Grinsen. Sein weißblondes Haar klebte auf der Kopfhaut, und seine dicken Brillengläser waren mit Fingerabdrücken verschmiert. Er hatte sich einen unansehnlichen Overall ausgeliehen, um sich ein wenig vor der Kälte zu

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