Watermind
Spicer wird Ihre Daten rüberkopieren, damit wir eine Vorstellung von den Ausmaßen haben. Wenn wir das Ding nicht mit Chemikalien auflösen können, sollten wir wohl eine Barriere um die ganze Chose ziehen und sie aufsaugen. Haben Sie irgendwo in der Nähe ein leeres Bassin? Andernfalls müssten Sie ein paar Tanker anmieten.«
Während Meir und Creque die Einzelheiten der Aufräumaktion durchgingen, entspannte sich Roman und hörte seine Mailbox ab. Endlich hatte er das Gefühl, dass sich vernünftige Köpfe um die Sache kümmerten und dass sein mysteriöser Feind schon bald eingefangen und neutralisiert war. Sobald sie das Kolloid in ein isoliertes Becken geschafft hatten, würde Yue weiterforschen und ermitteln, ob es sich zum Nutzen für Quimicron verwerten ließ oder ob man es einfach vernichten sollte. Roman hegte nicht den geringsten Zweifel an der Wirksamkeit der Wissenschaft. Lächelnd betrachtete er die wasserdichte Spundwand, die die ganze Breite des Kanals absperrte. Wenn er zur Überschwänglichkeit geneigt hätte, hätte er Peter Vaarveen auf die Schulter geklopft – so gut fühlte er sich.
Es war zu spät, um sich noch mit den Panama-Verfrachtern zu treffen, und er schickte einen Stellvertreter, der sich um die Leute von der Raffinerie in Mobile, Alabama, kümmern sollte. Unangenehme Rückschläge, aber er hoffte immer noch, es zum Termin mit dem brasilianischen Banker zu schaffen. Dieser Deal war sehr wichtig. Wenn dieses Baton-Rouge-Problem behoben war, konnte er Meir und Yue die Aufräumarbeiten überlassen, während er die Verhandlungen für einen Erdgashafen in Fortaleza führte, mit dem sich ein lukrativer neuer Markt für Quimicron SA eröffnen würde. Er rief im Hangar an, damit man seinen Flieger bereitmachte.
36
Sonntag, 13. März, 18.14 Uhr
Im schwächer werdenden Licht richtete CJ ihr Fernglas auf Peter Vaarveen, der die orangefarbenen Bojen in einem größeren Kreis anordnete.
»Du wächst«, flüsterte sie dem Kolloid zu.
Motorenlärm ertönte auf dem Wasser. Sie sah, wie Max das Firmenrennboot über den Kanal von Gulf-Pac zu Quimicron steuerte. Sie bewunderte ihn dafür, wie er den Motor abstellte und das Boot dann genau bis zum Verladekai treiben ließ, ohne dass es zu einer Kollision kam. Max war auf dem Fluss aufgewachsen. Er konnte gut mit Booten umgehen – was ihr schon früher aufgefallen war.
Sobald Max festgemacht hatte, sprang Roman ans Ufer und sprintete die steile Rampe hinauf, die über Quimicrons Ringdamm führte. Gute Beine, stellte sie fest. Aber warum hatte er es auf einmal so eilig? Sie tippte Max' Nummer in ihr Handy.
»Er vertraut sich mir nicht an«, beantwortete Max ihre Frage.
»Aber er muss doch irgendeinen Hinweis fallengelassen haben.«
»Ich weiß nur, dass sie die Spundwände geschlossen haben und djab dile in ein isoliertes Becken pumpen wollen.«
Sie trat nach einem Büschel Schwingelgras. »Sie müssen es auf ihr eigenes Gelände schaffen, wo sie es unter Kontrolle halten können.«
»Vielleicht sollte dieses Böse hinter Schloss und Riegel gehalten werden.«
»Aber nicht hinter Quimicrons Schlössern und Riegeln.«
»On ap rive . Ich kann jetzt nicht mehr reden. Rory will, dass ich den Jungs beim Aufräumen helfe.«
»Hat er … äh … hat Roman irgendetwas über mich gesagt?«
»Nein, lamie.«
Max schaltete sein Handy aus und steckte es in die Brusttasche seines Overalls, dann blickte er im Dämmerlicht vom Kanal zum Sumpf. Er wusste ungefähr, wo sich CJ versteckte, und obwohl er sie nicht sehen konnte, hätte er fast gewinkt. Aber er ließ die Hand wieder sinken. Seine Arbeitskollegen bemerkten es vielleicht. Und wahrscheinlich schaute CJ sowieso nicht in seine Richtung.
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und verzog das Gesicht. Keine Chance, es noch zur Session im Snakedoctor Club zu schaffen. Dort trafen sich jeden Sonntag verschiedene Zydeco-Musiker, um zu improvisieren und neue Songs auszuprobieren. Freunde kamen vorbei, um zuzuhören, ein wenig zu tanzen und vielleicht ein bisschen Geld in den Becher zu tun. Heute war ein besonderer Abend. Seine Exfrau Sonia hatte versprochen, Marie mitzubringen.
Max tastete nach seiner Brusttasche. Die zarte Silberkette war immer noch da, sicher verwahrt im rosafarbenen Schmuckkästchen, mit einem winzigen silbernen Anhänger in Herzform. Er hatte das Kettchen zu Maries Geburtstag gekauft. Widerstrebend tippte er Sonias Nummer in sein Handy, und das Boot schaukelte sanft unter
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