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Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
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seinen Füßen, während er die Klingeltöne abwartete. Er verstand immer noch nicht, warum Sonia vom Gericht das alleinige Sorgerecht erhalten hatte. Max musste jede Stunde mit Marie mit zähen Verhandlungen und Bestechungen erkämpfen. Er hatte sie seit Wochen nicht gesehen, und er hatte den neuen Song für ihren Geburtstag ausgearbeitet.
    Als er seine Entschuldigung vorbrachte und sich Sonias übliche Tirade anhörte, juckten seine Finger nach dem frottoir ; und leise pfiff er Maries Melodie durch die Zähne. »Na gut. Okay. Ja«, sagte er. Dann trennte er die Verbindung, beschleunigte das Rennboot und schipperte den Kanal hinunter, um Mr. Meir abzuholen. An manchen Tagen verfluchte er seinen Job.
    Max und Merton hatten den ganzen hellen Abend zu tun, ein Bassin zu leeren. Während der Himmel die Farbe von Gold über Rot zu Schwarz wechselte, pumpten sie den korrosiven Inhalt in einen aufgegebenen Brunnen und spülten das Betonbecken dann mit einem Hochdruckschlauch aus, bis sie die letzten Reste des giftgelben Schlamms entfernt hatten, der an den Wänden kleben geblieben war.
    Als Nächstes rollten sie eine flexible Pipeline von 45 Zentimetern Durchmesser aus. Im Scheinwerfer- und Mondlicht verlegten sie die Leitung vom leeren Becken über den Ringwall und hinunter bis zum Kanalufer. Da sie nicht lang genug war, mussten sie eine Verlängerung anschließen. Taschenlampen zuckten durch die Nacht, während ein anderes Team zwei leistungsfähige Vertikalpumpen am Gulf-Pac-Kai aufbaute. Lastwagen aus ganz Süd-Louisiana trafen mit Maschinen und Material ein. Max musste Mr. Roman Sacony für sein Organisationstalent Anerkennung zollen.
    Unterdessen kreuzte die Refuerzo im Kanal und setzte einen Kreis aus schaumgefüllten PVC-Balken außerhalb der orangefarbenen Bojen aus. Max half beim Aufbau der Flutlampen und beobachtete das Schiff, wenn er konnte. Er bewunderte die beiden Männer an Bord, die sich wie Athleten einer Synchronsportart bewegten.
    Als sich der Halbmond dem Horizont näherte, befestigten Creque und Spicer mit Bleigewichten beschwerte Plastikplanen an den Balken. Der undurchdringliche Vorhang reichte bis zum Kanalgrund und versank mehrere Zentimeter tief im Schlick, um sicher alle zwanzig Kubikmeter des Kolloids einzudämmen. Max fühlte sich an einen überdimensionalen Duschvorhang erinnert, der im Wasser hing. Um Mitternacht war alles bereit, um djab dile einzufangen.

37
    Montag, 14. März, 0.05 Uhr
    Die Flüssigkeit in der wasserdichten Absperrung der Refuerzo lag völlig ruhig da. Keine Konvektion störte die glatte Oberfläche. Kein Wind wellte das stille Wasser. Kein Dampf stieg auf. Der feuchte Spiegel reflektierte die Flutlampen.
    Doch in der Mitternachtsdunkelheit darunter feuerten Computerchips Signale ins Wasser, und polarisierte Miniaturfelder ordneten die Komponenten lautlos zu neuen Formationen an. Geladene Eisen- und Stahlpartikel strömten, und Doppelhelixketten aus unterschiedlichsten Abfallelementen rotierten spiralförmig. Hybridmikroben sonderten neue Säuren ab.
    Kapitän Michael Creques Lieblingsspruch lautete: »Umweltverschmutzung ist nur eine Frage der Verdünnung.« Damit meinte er, dass man flüssige Schadstoffe unschädlich machte, indem man Wasser dazugab, und zwar so viel Wasser, bis die Schadstoffkonzentration unter den gesetzlich erlaubten Grenzwert rutschte. Doch trotz seines markigen Spruchs wusste Creque, dass die Entsorgung von verschmutztem Wasser eine schwierige Angelegenheit war.
    Seine Vakuumpumpen schluckten eimerweise Diesel, so dass es verdammt teuer wurde, wenn sie die gesamten zwanzig Kubikmeter abpumpten. Deshalb versuchten er und Spicer es zuerst mit anderen Methoden. Die Refuerzo hatte die modernsten Hilfsmittel an Bord, und Michael Creque wusste, wie man sie zum Einsatz brachte. Zuerst versenkte er Absorptionsmatten im kontaminierten Bereich, zog sie wieder heraus und tütete sie wie benutzte Windeln ein. Als Yue ihm sagte, dass die Matten nicht die problematischen Schadstoffe aufgesogen hatten, versuchte er es mit oleophilen Bürsten und Lappen, die Unterschiede in der Wasserdichte und Oberflächenspannung ausnutzten, um Chemikalien auf Ölbasis aufzuwirbeln und zu binden.
    Anscheinend basierte das Kolloid nicht auf petrochemikalischen Verbindungen. Als der Halbmond den Horizont berührte, brachte Spicer ihr Arsenal an Auflösungssprays zum Einsatz. Damit ließ sich ein Dutzend verschiedener Kategorien von Schadstoffen auflösen, binden, ausflocken und

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