Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Watermind

Watermind

Titel: Watermind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.M. Buckner
Vom Netzwerk:
feuchten Hände an der Schürze ab und rückte näher an Merton heran. Er tat, als würde er eine Glühbirne überprüfen.
    Diese kreolischen Sumpfarbeiter kamen ständig mit ihren Voodoo-Geistern. Bob Ed zuckte mit den Schultern. Sie nannten sie Loa  – als wäre der Sumpf nicht schon mit genug guten christlichen Geistern verhext. Da war dieses kleine Mädchen, Anna Fortunata, das vor einigen Jahren verschwunden war, und bis heute sahen die Leute sie im Devil's Swamp herumspuken. Weiß wie Schnee, immer zur Dämmerung, immer ein bisschen über dem Boden schwebend. Und dann diese ermordete Frau, die an den Baum gefesselt war, die mit dem verbrannten Haar. Diese Geschichte war in allen Zeitungen gewesen. Die Leute sagten, der Baum würde heute noch rote Flüssigkeit ausschwitzen, wenn der Mond voll war.
    »Nee, Mädchen.« Ein kleiner, drahtiger Schwarzer rüttelte Betty DeCuirs Arm. »Yemanja ist Mutter des Lebens. Sie bringt orishas auf die Welt. Djab dile hat Manuel getötet. Keine Mutter tut so etwas.«
    »Sie könnte Agoué sein. Meergeist. Er schützt die Fische«, sagte Johnny Poydras, ein pickliger Junge mit freundlichen braunen Augen.
    »Diese Teufelsmilch gehört zu Baron Samedi .« Mertons düsterer Tonfall ließ alle anderen verstummen. Nur wenige wagten es, ihm in die Augen zu schauen. Draußen prasselte der Regen wie Blechdosen.
    Bob Ed hatte Merton noch nie in so merkwürdiger Stimmung erlebt. Er hatte von Baron Samedi gehört, dem allmächtigen Voodoo-Gott des Todes. Völliger Blödsinn. Es hieß, Baron Samedi würde die Schlüssel zur Unterwelt verwahren. Seine Anhänger stellten ihn als Schwarzen mit Zylinder und Sonnenbrille dar, der eine Zigarette rauchte und aus einer Flasche Rum trank, in der 21 Chilischoten eingelegt waren.
    Merton fuhr fort. »Baron Samedi bewacht die Seelen, die in diesem Sumpf begraben sind. Könnten Tausende sein.«
    »Ja, die Roten lebten hier schon zehntausend Jahre vor dem Christuskind«, sagte Johnny Poydras.
    »Richtig, Junge.« Merton kniff die grünen Augen zusammen. »Da sind uralte Grabhügel voller toter Indianer. Ihr wisst, dass da drinnen Geister sind.«
    »Himmel, ja!« – »Er hat recht.« – »Amen, Bruder Merton.«
    »Mein Volk. Die Houma«, sagte ein Mann mit ziegelfarbener Haut. »Der Macher des Atems beschützt meine Väter.« Der Mann sprach mit Inbrunst, aber zu leise, so dass ihn niemand hörte. Alle Augen richteten sich auf Merton.
    »Die Spanier und die französischen Trapper haben sich dort verirrt. Ein falscher Schritt, und sie wurden vom Sumpf verschluckt. Ihr wisst von den geflohenen Sklaven, die im Treibsand versanken, neben den Sklavenjägern, die sie wieder einfangen wollten.«
    »Ja, da sind viele schwarze Menschen begraben«, pflichtete die Gruppe ihm bei.
    »Es gab Lynchmorde«, sagte Merton.
    »Es gab eine Zeit, als sie dort Hexen verbrannt haben«, sagte Betty DeCuir.
    Mit einem Schlag, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, hörte der Regen auf. In der plötzlichen Stille rührten sich alle und blickten sich um. Merton legte die Hände auf den Tisch und ließ die Fingerknöchel knacken. Seine dunkle Stirn legte sich in Falten, als er sich in der Runde umschaute. Er sprach leise, und Bob Ed Lafleur musste sich anstrengen, um ihn zu verstehen.
    »Viel verschiedenes Blut mischt sich in den Sumpfgräbern. Jetzt gehen wir hinein und graben herum. Kippen den Müll hinein, holen Öl heraus. Ich sage euch, dass wir damit Baron Samedi stören.«

42
    Montag, 14. März, 21.57 Uhr
    Nachdem der Schauer über Süd-Louisiana hinweggezogen war, kochte es im Devil's Swamp. Schwarze Wellen schlugen gegen das Kanalufer und wurden zurückgeworfen, wodurch ein kompliziertes Moiremuster aus Interferenzen entstand. Zwei Spechte blickten aus einer hohlen Eiche auf die Szene. Schlangen huschten davon, und eine Bisamratte flüchtete in ihr Loch. Hinter den Wolken war der zunehmende Mond nicht mehr weit vom Horizont entfernt.
    Auf dem Gulf-Pac-Kai im Flutlicht hielt CJ ihren Plastikausweis in den Lichtstrahl der Taschenlampe des Wachmanns. »Wissenschaftlerteam, zweite Schicht«, sagte sie. »Man hat uns rübergeschickt, um auf die Ausrüstung aufzupassen.« Mit einem Nicken deutete sie auf Max, der hinter ihr stand und einen schweren Beutel geschultert hatte.
    »Passen Sie auch gut auf sich auf, Miss. Dieser Kanal macht mir eine Gänsehaut.« Der Wachmann klang jung. CJ kannte ihn, er hieß Timothy Bojoran, war neunzehn Jahre alt und besuchte das Baton

Weitere Kostenlose Bücher