Watersong - Sternenlied (German Edition)
und furchtlos « , erklärte Penn. » Und diese Stadt ist nur eine Touristenfalle. Ohne die Deppen, die hier im Sommer lärmend durch die Straßen ziehen, wäre sie schon längst bankrottgegangen. «
» Es ist schön hier, wenn die Saison vorbei ist « , widersprach Gemma, aber sie hörte selbst, wie wenig überzeugend das klang.
» Das bezweifle ich « , grinste Penn. » Aber selbst wenn das stimmen sollte, bist du viel zu gut für diese Bucht. Ich habe dich draußen im Meer gesehen. Du schwimmst mit Kraft und Grazie und unbeugsamer Entschlossenheit. «
» Danke « , sagte Gemma. » Ich trainiere auch sehr viel, weil ich mich für Olympia qualifizieren will. «
» Die Olympiade wird deinen Fähigkeiten nicht annähernd gerecht « , schnaubte Penn verächtlich. » Du hast ein extrem seltenes Talent. Und glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Wir suchen schon sehr lange danach. «
Diesen Satz fand Gemma sehr seltsam. Und ziemlich gruselig. Um sie zu beruhigen, begann Lexi wieder zu singen, und das hinderte Gemma daran, von ihrem Sitz aufzuspringen. Aber obwohl sie blieb, fühlte sie sich auf einmal sehr unwohl.
» Warum habt ihr mich in die Grotte gebeten? « , fragte Gemma. » Und warum wolltet ihr neulich unbedingt mit mir schwimmen gehen? «
» Das habe ich dir doch gerade erklärt « , sagte Penn. » Du bist ein sehr seltenes, ganz besonderes Geschöpf. «
» Aber … « Gemma runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte hier nicht, aber sie konnte nicht genau sagen, was es war. » Ihr seht viel besser aus als ich. Alles, was ihr über mich sagt, habt ihr selbst im Übermaß. Warum solltet ihr mich brauchen? «
» Sei nicht albern « , winkte Penn ab. » Du machst dir viel zu viele Gedanken. «
» Vergiss all deine Sorgen « , fügte Lexi hinzu, und sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, spürte Gemma, wie sich eine tiefe Ruhe über sie senkte, als habe sie sich noch nie in ihrem Leben Sorgen gemacht.
» Wir wollten ein bisschen Zeit mit dir verbringen. « Penn lächelte Gemma an. » Und dich besser kennenlernen. «
» Was wollt ihr denn wissen? « , fragte Gemma.
» Alles! « Penn breitete die Arme aus. » Erzähl uns alles! «
» Alles? « Gemma schaute Lexi unsicher an.
» Ja, zum Beispiel wieso du mit diesem Trottel herumziehst « , sagte Thea neben ihr, und Gemma wirbelte herum, um sie anzusehen. » Du bist viel zu gut für ihn. «
» Trottel? « , fragte Gemma empört, als sie begriff, dass Thea von Alex gesprochen hatte. » Alex ist ein super Typ. Er ist lieb und lustig und behandelt mich sehr gut. «
» Wenn du aussiehst wie wir, bewundern dich alle Typen « , konterte Thea mit provozierendem Grinsen. » Irgendwann kapierst du, dass es nichts bedeutet. Jungs sind oberflächlich, sonst nichts. «
» Du kennst Alex nicht « , protestierte Gemma. » Er ist der aufrichtigste Mensch, den ich kenne. «
» Lass uns doch nicht über Jungs reden « , unterbrach Penn. » Das ist für heute Abend viel zu tiefsinnig. Bring den Abend in Gang, Lexi. «
» Alles klar. « Lexi griff sich in den Ausschnitt und brachte eine kupferne Phiole zum Vorschein. » Lasst uns was trinken. «
» Sorry, aber ich trinke nicht « , wehrte Gemma ab.
» Penn hat gesagt, du seiest furchtlos « , spottete Thea. » Und jetzt hast du Schiss vor einem kleinen Schluck? «
» Ich habe keinen Schiss davor « , zischte Gemma. » Aber ich fliege aus der Schwimmmannschaft, wenn man mich beim Trinken erwischt. Und ich habe zu hart dafür gearbeitet, um das zu riskieren. «
» Niemand wird dich erwischen « , versicherte Penn ihr.
» Trinkt ruhig ohne mich « , sagte Gemma. » So bleibt mehr für euch übrig. «
» Gemma « , sang Lexi. Sie hielt ihr das Fläschchen hin, doch Gemma zögerte noch. » Trink. «
Danach hatte Gemma keine Wahl mehr. Sie konnte nicht einmal mehr darüber nachdenken, ob sie eine Alternative hatte. Ihr Körper gehorchte automatisch, sie nahm Lexi die Phiole aus der Hand, schraubte den Verschluss auf und setzte das Fläschchen an die Lippen. Das alles geschah so unwillkürlich wie ein Atemzug. Es waren Bewegungen ohne Gedanken, ohne Verstand und ohne Kontrolle.
Die Flüssigkeit war dick und schmeckte salzig und bitter auf ihrer Zunge. Sie brannte ihr in der Kehle wie das Wasabi, das sie einmal löffelweise gegessen hatte. Als sie versuchte, zu schlucken, musste sie würgen. Das Zeug war zu dick und warm und eigentlich ungenießbar, aber sie zwang sich dazu, es herunterzuwürgen.
» Das ist ja
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