Watersong - Sternenlied (German Edition)

Titel: Watersong - Sternenlied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Hocking

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hatten, und Gemma war fast die ganze Zeit bei ihm.
    Sowohl Mr Fisher als auch Harper hielten es für besser, nicht auf Gemmas Hausarrest zu bestehen. Alex brauchte sie.
    » Wie geht es dir? « , fragte ihr Vater. Er saß hinter Harper am Küchentisch und trank eine Tasse Kaffee.
    » Gut « , log Harper.
    Dreimal war sie aus einem Albtraum aufgeschreckt, dann hatte sie es ganz aufgegeben zu schlafen. Um sich zu beschäftigen, hatte sie die gesamte Schmutzwäsche gewaschen und die Vorratskammer aufgeräumt, bis Brian um acht Uhr aufgestanden war.
    » Bist du sicher? « , fragte er.
    » Ja. « Sie drehte sich zu ihrem Vater und zwang sich ein Lächeln ab. » Ich kannte Luke doch fast gar nicht. «
    » Das spielt keine Rolle. So eine Leiche zu sehen, kann einen ganz schön fertigmachen. «
    » Es geht schon. « Sie zog einen Stuhl hervor und setzte sich ihm gegenüber.
    Wie jeden Samstag hatte Brian die Zeitung vor sich ausgebreitet. Die Leichen, die man im Wald gefunden hatte, prangten natürlich auf der Titelseite, die er sorgfältig herausgerissen und weggeworfen hatte, damit Harper sie nicht zu Gesicht bekam.
    Harper griff über den Tisch und nahm sich das Kreuzworträtsel. Brian fing immer an, die Rätsel auszufüllen, hörte aber jedes Mal nach nur ein oder zwei Wörtern wieder auf. Er schob ihr den Stift zu und sie bedankte sich.
    » Sollen wir wirklich so tun, als sei nichts passiert? « , fragte er dann und nippte an seinem Kaffee.
    » Das tue ich doch gar nicht. « Harper zog das Knie an ihre Brust, um sich darauf zu stützen, während sie das Kreuzworträtsel ausfüllte. » Etwas Schreckliches ist passiert. Ich kann nur nicht viel dazu sagen. «
    » Habe ich dir je erzählt, wie Terry Connelly ums Leben gekommen ist? « , fragte Brian.
    » Ich weiß nicht. « Sie hielt inne und überlegte. » Ich erinnere mich daran, als es passiert ist, aber damals war ich erst fünf oder sechs. Es war doch bei einem Unfall am Hafen, oder? «
    » Ja. « Er nickte. » Eine Palette, die einige Hundert Kilo wog, fiel von einem Gabelstapler auf ihn drauf, stieß ihn um und landete auf seinem Bauch. Ich stand direkt neben ihm, als es passierte, und weil er noch lebte, saß ich bei ihm, bis der Krankenwagen kam. «
    » Das wusste ich nicht. « Harper legte ihr Kinn auf ihr Knie und sah ihn an.
    » Wir waren nicht befreundet, aber wir arbeiteten schon seit Jahren zusammen, und ich wollte ihn nicht alleine lassen « , erzählte Brian. » Als die Rettungsmannschaft endlich eintraf, mussten sie die Palette anheben, um ihn herauszuholen. Alle seine Organe waren ihm aus dem Leib gequetscht worden. Sein Darm klebte am Boden der Palette und baumelte wie ein toter Wurm herab. «
    » Oh Gott, Dad. « Harper verzog das Gesicht. » Warum erzählst du mir das? «
    » Ich will dich nicht erschrecken « , versicherte er ihr. » Ich will damit nur sagen, dass es ein wirklich grauenvoller Anblick war. Irgendwie hatte ihn wohl die Palette, die auf ihm lag, am Leben gehalten, denn sobald sie sie anhoben, starb er. «
    » Das tut mir leid « , sagte sie, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte.
    » Ich hatte noch wochenlang Albträume davon. Du kannst deine Mutter fragen, falls sie sich noch daran erinnert. « Er beugte sich vor und legte die Arme auf den Tisch. » Ich war ein erwachsener Mann, als das passiert ist, und es war nur ein schlimmer Unfall. Niemand war ermordet und im Wald abgelegt worden, um dort zu vermodern, und trotzdem hat es mich eine ganze Zeit ziemlich fertiggemacht. «
    » Dad. « Sie seufzte und lehnte sich zurück.
    » Ich weiß nicht genau, was du im Moment durchmachen musst, mein Schatz « , sagte Brian sanft. » Aber ich weiß, dass es schlimm ist. Und es ist okay, das zuzugeben. Es ist okay, traurig oder ängstlich zu sein. «
    » Ich weiß. Aber mit mir ist trotzdem alles in Ordnung. «
    » Ich verstehe ja, dass du nicht unbedingt mit mir reden willst, aber ich hoffe, du sprichst mit irgendjemandem darüber. « Er nahm einen Schluck Kaffee. » Gehst du heute noch zu Alex? «
    » Nein, Gemma ist doch dort. «
    » Na und? Er ist auch dein Freund. Du kannst doch auch bei ihm sein, obwohl Gemma da ist. «
    » Ich weiß, aber … «
    » Du kannst trotzdem mit ihm befreundet sein, auch wenn er eine Freundin hat. « Brian hielt inne. » Ist Gemma seine Freundin? «
    » Ich weiß es nicht. « Sie schüttelte den Kopf. » Irgendwie schon, glaube ich. «
    » Hm. « Er runzelte die Stirn. » Gibt schlimmere Jungs als Alex.